Weiter Kritik am Schweizerischen Pastoralsoziologischen Institut

20. Mai 2014 in Schweiz


Die Schweizer Bischofskonferenz stellt sich trotz anhaltender Kritik vor das Pastoralsoziologische Institut, das die umstrittene Umfrage zu Ehe und Familie durchgeführt hat. Das SPI wird teilweise aus Mitteln des Fastenopfers finanziert.


St. Gallen (kath.net/jg)
Das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut (SPI) kommt nicht aus den Schlagzeilen. In der Zürcher Weltwoche warf der stellvertretende Chefredakteur Philipp Gut dem von der Schweizer Bischofskonferenz verantworteten Institut vor, die vatikanische Umfrage zu Ehe und Familie mit Hilfe tendenziöser Fragestellungen „in ein politisches Statement gegen die offizielle vatikanische Lehrmeinung“ umzubiegen. (Ausgabe 10/2014) Kath.net hat über die umstrittene Vorgangsweise des SPI bereits berichtet. Die Umfrage weiche in wesentlichen Punkten vom vatikanischen Fragebogen ab. Fragen zur Segnung homosexueller Paare und wiederverheirateter Geschiedener seien suggestiv gestellt. Sie kämen nur im Fragebogen des SPI vor und hätten keine Entsprechung in der vatikanischen Umfrage.

Die Weltwoche identifiziert den Leiter des SPI, den Deutschen Theologen Arnd Bünker, als Verantwortlichen. Dieser sei nicht nur ein erklärter Anhänger des „Gender Mainstreaming“ sondern auch ein „Schwulenaktivist“, wie es im Artikel von Gut wörtlich heißt. In Münster habe Bünker gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Schwule Theologie das Projekt einer „Queer-Gottesdienstgemeinde“ betreut. Außerdem publiziere er in der Reihe „Werkstatt Schwule Theologie“.

Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) hat in einer Stellungnahme die Vorwürfe der Weltwoche pauschal zurückgewiesen. Diese „entbehren jeder Grundlage“ heißt es wörtlich. Die für die Umfrage des SPI „vereinfachten und pointierten Fragestellungen lassen sich mühelos in den Themenbereichen und Fragestellungen des Synodenfragebogens aus Rom wieder finden“, ist in der Stellungnahme zu lesen. „Die fachliche Arbeit und die persönliche Loyalität von Dr. Arnd Bünker finden das volle Vertrauen der Bischöfe“, heißt es abschließend.

Die von der SBK in diesem Zusammenhang zur Verfügung gestellte Dokumentation lässt allerdings Zweifel an der Qualität der Umfrage des SPI aufkommen. In einer ausführlichen Beantwortung einer Anfrage von Philipp Gut nennt Arnd Bünker die hohe Beteiligung als Kriterium für die richtige Methodenwahl. Etwa 25.000 Fragebögen wurden beantwortet. Dies könne „im Nachhinein als Beleg für die richtige Methodenwahl gesehen werden“, schreibt er. Ein anderes Argument für die Qualität der Methode bringt er nicht.

Die Frage nach der kirchlichen Anerkennung homosexueller Partnerschaften sei als Indikator für die Haltung der Gläubigen zum Naturrecht zu verstehen. Letzteres sei im vatikanischen Fragebogen thematisiert worden. Bünkers Gedankengang lautet also offenbar: Wer sich für die kirchliche Anerkennung homosexueller Partnerschaften ausspricht lehnt die Naturrechtslehre wie sie die Kirche versteht ab – und vice versa. Die Naturrechtslehre sei außerdem „in ihrem philosophisch-theologischen Vollgehalt wohl nicht einmal den meisten Volltheologen bekannt und verständlich“, schreibt Bünker wörtlich.

Die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften sei deshalb abgefragt worden, weil der vatikanische Fragebogen pastorale Möglichkeiten für Homosexuelle thematisiert habe. Die Segnung sei eine „pastorale Symbolhandlung par excellence“, die Frage daher eine „gute Zuspitzung der Frageintention des römischen Fragebogens“. Die pastoralen Möglichkeiten im Umgang mit Homosexuellen werden dadurch auf die Frage reduziert ob eine Segnung durchgeführt werden soll oder nicht.

Finanzierung durch Fastenopfer

Das SPI wird teilweise durch Zuwendungen aus dem Fastenopfer finanziert. Das Fastenopfer versteht sich als „Hilfswerk der Katholikinnen und Katholiken in der Schweiz“ und steht unter dem Slogan „Wir teilen“. Der Großteil der Mittel aus dem Fastenopfer wird zur Finanzierung von Projekten in Ländern der Dritten Welt verwendet. Ein Teil bleibt in der Schweiz. Hier gehe es um „Sensibilisierung“ für die Lebensbedingungen in den Ländern der Dritten Welt. Aus der Fastenopfer-Projektliste 2012 geht allerdings hervor, dass das SPI mit CHF 235.000 unterstützt wird. Die Zuwendung an das SPI ist damit das zweitgrößte Einzelprojekt, das vom Fastenopfer unterstützt wird.


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