Das Leben des Christen: ein beständiger Kampf

13. Juni 2014 in Spirituelles


El Jesuita. Den heiligen Ignatius in Papst Franziskus verstehen. Die Annahme des Kreuzes Jesu Christi bedeutet für jeden Einzelnen, dem Fürsten dieser Welt zu widerstehen – ohne Kompromisse. Von Armin Schwibach (VATICAN magazin)


Rom (kath.net/as/VATICAN magazin) Kein anderer Papst hat in den letzten zweihundert Jahren so oft und so eindringlich vom „Fürsten der Welt“ gesprochen wie Franziskus. Die Tür des auch durch Geschwätz und Tratsch erzeugten Neides sei es gewesen, durch die der Teufel in die Welt getreten ist, warnt er oft. Das vorherrschende „Einheitsdenken“ einer spirituellen Weltlichkeit sei es, das man erkennen und dem man sich widersetzen müsse, so die Forderung des Papstes. Es ist wahrscheinlich nicht zu viel, von einer apokalyptischen Sicht der universalen Schlacht zu sprechen, in der sich der Mensch mit dem Gegner befindet und in die Franziskus eingetreten ist, indem er das Siegeszeichen vorausträgt. Denn „der christliche Stil nimmt das Kreuz mit Jesus und geht voran“.

Mit der Annahme des Kreuzes vollzieht sich der endgültige Gehorsam, das große „Ja“, das die Schlange des „Non serviam“ und des Widerstands in den Abgrund stößt. Wie für den heiligen Ignatius von Loyola ist es für den Jesuitenpapst klar, dass die Zugehörigkeit zur Kirche durch das Kreuz bestimmt wird und die Kirche dem Kreuz entspringt, denn: „Das Leben Jesu war ein Kampf. Er ist gekommen, um das Böse zu besiegen, um den Fürsten dieser Welt, um den Teufel zu besiegen.“ Franziskus warnt vor der Naivität zu meinen, dass der moderne Mensch ja so fortschrittlich sei, dass er Satan als altmodischen Mythos abtun könne. Für ihn besteht das Gesetz des geistlichen und des christlichen Lebens darin, ein Kampf zu sein, da der Widersacher die Heiligkeit hasst und die Nachfolge Jesu und das Zeugnis für ihn nicht will.

Das Exerzitienbuch des Ignatius liefert Lehre und Struktur des sich im Kampf befindenden Christenlebens. Der Heilige zeichnet die Linien dieses Krieges nach, aus dem heraus sich in erster Linie sein Verständnis des Dienstes ergibt. In den Exerzitien wie im Leben geht es darum, sich als den zu erkennen, der von verschiedenen, widersprüchlichen und einander entgegensetzten Geistern umhergetrieben wird. „Ich setze voraus, dass es dreierlei Gedanken in mir gibt“, so der Heilige vor den Übungen zur Gewissenserforschung: „solche, die mein eigen sind und allein meiner Freiheit und meinem Willen entspringen, während die beiden andern von außen kommen: der eine vom guten, der andere vom bösen Geist“ (EB 32).

Nach der zweiten Übung der ersten Woche, die eine Besinnung über die Sünden ist, führt Ignatius zum Weg, auf dem gegen den Feind vorzugehen ist: „Erstens, dass ich eine innere Durchdrungenheit von meiner Sünde und einen Abscheu davor in mir spüre. Zweitens, dass ich die Unordnung meiner Handlungen fühle, damit ich, dieselbe verabscheuend, mich bessere und mich ordne. Drittens bitten um Erkenntnis der Welt, damit ich mit Abscheu die weltlichen und eitlen Dinge von mir entferne“ (EB 63). Erkenntnis der geistlichen Weltlichkeit und deren Verabscheuung jenseits eines kompromissbereiten Verständnisses.

Der Kampf gegen den Satan kann weder für Ignatius noch für Franziskus nur halb geführt werden. Er ist im eigentlichen Sinn des Wortes „apokalyptisch“, das heißt die Wahrheit enthüllend. In der „Besinnung über zwei Banner“ (EB 136-148) fordert Ignatius zum Aufbau eines Schauplatzes auf: „Hier ein großes Heerlager in der Gegend von Jerusalem sehen, wo der oberste Befehlshaber der Guten, Christus Unser Herr, weilt; ein anderes Heerlager in der Gegend von Babylon, wo der Häuptling der Feinde, Luzifer, sich befindet. Bitten um was ich begehre. Hier bitten um die Erkenntnis der Betrügereien des bösen Häuptlings, um Hilfe, mich davor zu bewahren, um Erkenntnis des wahren Lebens, das der höchste und wahrhaftige Befehlshaber zeigt, und um die Gnade, Ihm nachzufolgen“ (EB 138).

Die Gnade der Nachfolge und Nachahmung Christi steht oft im Mittelpunkt des Betens von Papst Franziskus, sei es in den Morgenmessen in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ oder in den großen institutionellen Predigten. Dabei handelt es sich um die Gnade, das Kreuz auf sich nehmen zu können, denn: „Die Vergebung, die uns Gott schenkt, besteht nicht darin, eine bei ihm offene Rechnung zu stornieren. Die Vergebung, die uns Gott schenkt, sind die Wunden seines Sohnes am Kreuz, seines am Kreuz erhöhten Sohnes“. Das Christentum ist für den Papst keine Philosophie, keine Wertekultur oder ein Benimmkanon, sondern eine am Kreuz erhöhte Person. Daher „toleriert die Welt die Gottheit Christi nicht. Sie toleriert die Verkündigung des Evangeliums nicht. Sie toleriert die Seligpreisungen nicht. Und so kommt es zur Verfolgung“. Diese Verfolgung ist für Franziskus wesentlicher Teil des Kampfes gegen den Fürsten der Welt, da sie zum höchsten Zeugnis für die Wahrheit führt: zum Zeugnis für die endgütige Liebe Gottes.

Für den Krieger-Papst ist es unmöglich, auf die Großherzigkeit Christi, die bis zum Opfer am Kreuz ging, mit einem „Dankeschön“ der guten Erziehung zu antworten. Es geht um das Leben, das zu schenken ist, das hinzugeben ist, und dies geschieht allein am Kreuz. So ist für Ignatius wie für seinen Sohn auf dem Petrusthron das Kreuz das Zeichen des kriegerischen Sinns des Daseins des Christen.


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