Kardinal Kasper kritisiert Papier der evangelischen Kirche

15. Juni 2014 in Weltkirche


Grosser Schmerz, dass der hart erarbeitete Grundlagentext zur Rechtfertigung nicht mehr erwähnt wird seitens der EKD.


Berlin (kath.net/ KNA)
Der frühere vatikanische Ökumeneminister Kardinal Walter Kasper hat die Erklärung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zur Rechtfertigungslehre kritisiert. Der im Mai veröffentlichte „Grundlagentext“ erwähne die 1999 von Katholiken und Lutheranern unterzeichnete „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ (GER) mit keinem Wort, sagte Kasper am Wochenende in Berlin. „Ich konnte das nicht glauben, das hat mir wehgetan“, so der emeritierte deutsche Kurienkardinal.

Für das bevorstehende Reformationsjubiläum der EKD verheiße das „nichts Gutes“, fügte Kasper hinzu. Er hoffe, dass es sich dabei nicht um das letzte Wort der EKD handele. Das Papier trägt den Titel „Rechtfertigung und Freiheit. 500 Jahre Reformation 2017“. Bei der theologischen Frage der Rechtfertigung geht es vereinfacht gesagt darum, ob das durch die Sünde belastete Verhältnis zwischen Gott und Mensch allein durch Gnade oder auch durch menschliches Mittun wieder in Ordnung gebracht werden kann.

Der ehemalige Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen äußerte sich bei einer Veranstaltung der christlichen Gemeinschaft „Chemin Neuf“ (Neuer Weg), die ihr 20-jähriges Engagement in Berlin feierte. Der frühere Präsident des Lutherischen Weltbunds, der Braunschweiger Altbischof Christian Krause, sagte, die GER, die als zentrales lutherisch-katholisches Konsensdokument gilt, sei „nur in Deutschland“ innerhalb der lutherischen Kirchen vor der Unterzeichnung umstritten gewesen. Weiter meinte Krause, für die katholische Kirche sei die Frage nicht leicht zu beantworten, wie sie mit dem Reformationsjubiläum umgehen solle, das mit großem Aufwand vorbereitet werde.

Kasper erklärte dazu, die katholische Kirche werde an den Feiern „teilnehmen, wenn wir eingeladen werden“. Hier liege der Ball aber auf der Seite der EKD. Aus seiner Sicht könnten die Kirchen 2017 „gemeinsam feiern, was uns in den letzten Jahrzehnten geschenkt worden ist“. Dabei dürften sie „nicht vergessen, was wir schon gemeinsam formuliert haben“.

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