20. Juni 2014 in Weltkirche
Seit 2011 haben radikale Muslime mehr als 500 Frauen entführt
Kairo (kath.net/idea) Die Verschleppung von mehr als 200 meist christlichen Schülerinnen in Nigeria durch die radikal-islamische Terrorgruppe Boko Haram (Westliche Bildung ist Sünde) erschüttert die Welt. Weithin unbeachtet blieb bisher jedoch die anhaltende Entführung von Frauen und Mädchen in Ägypten. Von Januar 2011 bis März 2014 haben dort muslimische Männer mehr als 550 Christinnen in ihre Gewalt gebracht und sie gezwungen, ihre Peiniger zu heiraten. Damit gelten die Frauen nach dem islamischen Religionsgesetz, der Scharia, als Musliminnen. Das berichtet die Gesellschaft für die Opfer von Entführungen und Zwangsverschleppungen (Kairo).
Nach ihren Angaben sind die koptischen Christinnen auch vielfach Gewalt ausgesetzt. Etwa 40 Prozent der Mädchen und Frauen zwischen 14 und 40 Jahren würden vergewaltigt. Oft würden ihnen auch die tätowierten Kreuze, die sie als Christinnen identifizieren, mit Säure entfernt. Es wird vermutet, dass ein organisiertes Netzwerk hinter den Taten steckt. Nach Angaben des Gründers der Hilfsorganisation, des koptischen Christen Ebram Louis Shehata Makar, mehren sich die Entführungsfälle seit der Arabischen Revolution vor drei Jahren. Vorher seien monatlich etwa fünf bis sechs Christinnen verschwunden; jetzt seien es durchschnittlich 15.
Boko Haram verkauft Mädchen als Sklavinnen
Auch die nigerianischen Schülerinnen sind laut Boko Haram entführt worden, um sie mit Muslimen zu verheiraten. Am 14. April hatten die Kämpfer in Chibok (Bundesstaat Borno) rund 300 Mädchen verschleppt. Die meisten gehören der protestantischen Kirche der Brüder an. Einige Geiseln konnten fliehen; mehr als 200 befinden sich jedoch noch in der Gewalt der Terroristen. Ihr Anführer, Abubakar Shekau, brüstete sich in einem Video damit, dass die Entführten für umgerechnet neun Euro als Sklavinnen an Muslime veräußert würden. Shekau: Es gibt einen Markt für Mädchen. Ich werde sie auf dem Markt verkaufen. Allah will es so.
Freiheitsstrafe für Grundschullehrerin
In Ägypten ist unterdessen eine christliche Grundschullehrerin wegen angeblicher Beleidigung des Islam zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden. Nach Angaben der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) war Demiana Ebeid Abdelnour bereits vor einem Jahr zu einer Geldstrafe von umgerechnet rund 10.000 Euro verurteilt worden. Dagegen hatten sowohl ihr Anwalt wie auch der Staatsanwalt Berufung eingelegt. Das Gericht in Luxor verhängte am 15. Juni die Freiheitsstrafe. Die koptisch-orthodoxe Lehrerin war von drei Grundschülern beschuldigt worden, im Unterricht den Propheten Mohammed beleidigt zu haben. Eltern warfen ihr vor, den ehemaligen koptisch-orthodoxen Papst Schenuda III. (1923-2012) mit Mohammed verglichen zu haben. Nach Angaben der IGFM ist die Zahl der Anklagen und Prozesse wegen angeblicher Gotteslästerung in Ägypten sprunghaft gestiegen. Opfer seien häufig Angehörige religiöser Minderheiten, besonders Christen, so IGFM-Vorstandssprecher Martin Lessenthin (Frankfurt am Main). Da in der Praxis nur eine einzige Religion gegen Blasphemie geschützt werde und die Gesetze missbraucht würden, sollten sie nach seiner Ansicht ganz abgeschafft werden. Die meisten der 83 Millionen Ägypter sind Muslime. Die schätzungsweise bis zu zehn Millionen orthodoxen Kopten bilden die größte Kirche. Hinzu kommen etwa 300.000 Mitglieder der koptisch-evangelischen Kirche, 200.000 Katholiken, mehr als 100.000 Mitglieder von Pfingstgemeinden, Brüdergemeinden und anglikanischen Gemeinden sowie 40.000 Griechisch-Orthodoxe.
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