Dürfen malaysische Christen Gott weiterhin 'Allah' nennen?

1. Juli 2014 in Weltkirche


Malaysia: Harmonie zwischen Christen und Muslimen in Gefahr - Rechtsstreit um das Wort „Allah“ führt zu religiösen Spannungen


Kuala Lumpur (kath.net/idea) Im multireligiösen Malaysia wird die Harmonie zwischen Muslimen und Christen erneut auf eine harte Probe gestellt. Ursache ist ein Streit um den Namen „Allah“. Damit bezeichnen malaiische Christen seit Jahrhunderten ebenso wie Muslime ihren Gott. Er wird beispielsweise in Bibeln benutzt. Das soll Christen nun aufgrund eines höchstrichterlichen Urteils verboten sein. Der Rechtsstreit geht auf das Jahr 2008 zurück. Die Religionsbehörde des überwiegend muslimischen Landes wollte der katholischen Wochenzeitschrift „The Herald“ (Der Bote) untersagen, das aus dem Arabischen importierte Wort „Allah“ zu benutzen. Die Verwendung sei nur Muslimen vorbehalten. Als ein Gericht den Antrag verwarf, kam es zu Brandanschlägen und anderen Vergeltungsmaßnahmen gegen Kirchen. Im Oktober 2013 verhängte eine höhere Instanz das Allah-Verbot für Christen. Daraufhin ließ die Religionsbehörde bei der Bibelgesellschaft Malaysias mehrere hundert Exemplare der Heiligen Schrift in malaiischer Sprache beschlagnahmen. Schließlich wies das Bundesgericht in Kuala Lumpur mit vier zu drei Stimmen am 23. Juni in letzter Instanz den Antrag des „Herald“ auf Berufung ab.

Ist „Allah“ für Christen völlig tabu?

Umstritten ist weiterhin, ob das Allah-Verbot für alle christlichen Aktivitäten gilt oder nur die Zeitschrift „Herald“ betrifft. Kirchliche Dachverbände vertreten die Ansicht, dass Christen weiterhin das Recht haben, das Wort Allah in Bibeln, Gottesdiensten und Zusammenkünften zu benutzen. Das sehen islamische Organisationen anders. Die Gefahr einer Christianisierung sei durch das Allah-Verbot nicht gebannt. Im südostasiatischen Malaysia herrscht nach der Verfassung Religionsfreiheit. Der Islam ist Staatsreligion. Von den 28,3 Millionen Einwohnern sind rund 60 Prozent Muslime, meist Malaien. Die 20 Prozent Buddhisten und zehn Prozent Christen sind auch vielfach chinesischer, die 6,3 Prozent Hindus indischer Abstammung. Die übrigen Bürger sind meist Anhänger von Naturreligionen.


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