2. September 2014 in Interview
Martin Lohmann im kath.net-Interview: Es ist schön, dass Gysi und Co merken, wie sehr die Lebensschutzbewegung auch in Deutschland wächst. Der bevorstehende Marsch für das Leben war Thema einer Kleinen Anfrage an Bundesregierung gewesen.
Köln (kath.net) Über die Kleine Anfrage an die Bundesregierung durch Vertreter der Linken habe er sich nicht geärgert, stellte Martin Lohmann (Foto) fest. Der Vorsitzende des Bundesverbandes Lebensrecht, Autor und Chefredakteur des katholischen Fernsehsenders K-TV äußerte sich im Vorfeld des Marsches für das Leben am 20. Sept. 2014 gegenüber kath.net im Interview.
kath.net: Herr Lohmann, in wenigen Wochen werden sich wieder viele Menschen aus allen Generationen und verschiedenen Konfessionen in Berlin zum Marsch für das Leben treffen. Sie hatten nicht zuletzt auf dem Katholikentag in Regensburg das Gespräch mit Donum vitae gesucht und dazu eingeladen, ebenfalls zum Marsch nach Berlin zu kommen. Was ist aus diesem Brückenschlag geworden?
Martin Lohmann: So gut wie nichts. Ich hatte ja schon Monate vorher Frau Waschbüsch einen ausführlichen Brief geschrieben und sie eingeladen, mit ihren Leuten nach Berlin zu kommen, um gemeinsam mit uns ein Zeichen für das Leben zu setzen. Auf diesen Brief, an den ich Frau Waschbüsch in Regensburg erinnerte, habe ich bis heute keine Antwort bekommen. Leider. Dabei hatte ich es auf dem Katholikentag nochmals versucht, gemäß dem Motto eine Brücke zu den Donum-vitae-Leuten zu bauen.
Doch muss ich zur Kenntnis nehmen, dass Donum vitae diese Brücke zum Leben wohl nicht begehen will. Schade. Zwingen kann man da niemanden.
kath.net: Haben Sie eine Erklärung für dieses Verhalten?
Lohmann: Naja, vielleicht stellt die Einladung, mit anderen Menschen guten Willens gemeinsam ein klares Zeichen für die Unteilbarkeit des Lebensrechtes eines jeden Menschen zu setzen, noch eine Überforderung für manche dar. Wissen Sie, ich habe nämlich keinen Zweifel daran gelassen, dass ich die Scheinberatung für falsch und gar letztlich lebensgefährlich halte.
Doch diese Problematik, in der Donum vitae ja steckt, ist beim Marsch für das Leben in Berlin kein Thema. Dort geht es um Werbung für das Leben in allen seinen Phasen, vom Anfang bis zum natürlichen Ende. Dort wollen wir zeigen, dass wir ein Europa ohne Abtreibung und ohne Euthanasie haben wollen. Dort geht es, um einen Spruch einer früheren Familienministerin aufzugreifen und richtig zu stellen, darum, dass geholfen wird statt getötet. Helfen statt töten! Und daher darf es auch keine Hilfe zum Töten geben.
kath.net: Aber Donum vitae kämpft doch auch nach eigenem Bekunden für das Leben des Ungeborenen ...
Lohmann: Ja, das sagen die auch immer. Und das will ich grundsätzlich auch glauben. Mir steht nicht zu, die guten Absichten zu bezweifeln.
Bloß der Beratungsschein, den sie gegen den päpstlichen Willen des heiligen Johannes Pauls II. ausstellen, kann dann faktisch zum Tötungsschein werden.
Offenbar fühlen sich Frau Waschbüsch und ihre Leute nicht ganz wohl bei der Vorstellung, dass beim Marsch für das Leben, der von Jahr zu Jahr größer wird und immer mehr Beachtung findet, nichts als eine klare Botschaft für in Worten: für das Leben vorherrscht.
kath.net: Bedauern Sie das Schweigen und die Ängstlichkeit von Donum vitae?
Lohmann: Ja. Es trübt natürlich manche Bekundungen ein wenig ein, wenn man auf eine freundliche Einladung, nichts als ein Bekenntnis zum Leben zu geben, nicht reagiert oder reagieren kann. Schade.
Ich glaube nach wie vor, dass es zu einem ungeteilten Ja zum Leben keine humane Alternative geben kann. Wenn Sie so wollen: Das Ja zum Leben ist letztlich alternativlos. Jedenfalls dann, wenn man eine echte humane Gesellschaft haben will.
Das Lebensrecht ist die Grundlage anderer Rechte. Das Lebensrecht ist Menschenrecht, ein Tötungsrecht aber gibt es nicht. Daher kann Abtreibung niemals ein Menschenrecht sein.
Schade, dass Donum vitae bei dieser Demonstration für Freiheit und Verantwortung noch nicht dabei sein will. An diesem Bekenntnis hindert sie wohl der Schein.
kath.net: Haben Sie sich eigentlich geärgert, dass Gregor Gysi und die Fraktion der Linken wegen Ihres Marsches eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung gestellt haben?
Lohmann: Nein, wieso? Es ist doch schön, dass Gysi und Co merken, wie sehr die Lebensschutzbewegung auch in Deutschland wächst. Und das ist gut so! Das ökologische Erwachen vor Jahrzehnten führte zu einem sensiblen Umweltschutzbewusstsein bei uns. Jetzt entdecken immer mehr Menschen, dass auch der Mensch selbst eine Ökologie hat, eine Natur, der man ebenfalls mit Sensibilität und Schutzbereitschaft begegnen sollte. Ich kann mich nur wundern, wie wenig aufgeklärt offenbar manche Linken sind.
Dabei habe ich Herrn Gysi, dessen Intellektualität ich durchaus schätze, schon vor Jahren, als wir uns bei einem gemeinsamen Flug trafen, erklären müssen, dass zum Beispiel ein noch im Mutterleib wachsender und sich entfaltender Mensch keineswegs nur eine Sache der Frau ist. Das hatte er mir nämlich weismachen wollen. Er war damals erstaunt, als ich darauf hinwies, dass jeder Mensch aus einer weiblichen Eizelle und einer männlichen Samenzelle entstehe, also Vater und Mutter gleichermaßen Verantwortung für das neue Leben, den neuen Menschen haben. Übrigens und ganz generell: Nur feige Männer stehen nicht dazu.
Also: Ich lade Gregor Gysi herzlich ein, mit uns für Freiheit, Verantwortung und Humanität zu demonstrieren, also mit uns ein deutliches Ja zum Leben aller Menschen zu bekennen. Ich bin ziemlich sicher, dass auch Herr Gysi das bei näherer logischer Betrachtung verstehen kann.
kath.net: Was ist Ihre Hauptbotschaft beim Marsch für das Leben am 20. September?
Lohmann: Seit Jahren werben wir für echte Humanität, deren Grundlage das unbestrittene und unteilbare Lebensrecht aller Menschen ist. Daher heißt es auch diesmal wieder: Ja zum Leben für ein Europa ohne Abtreibung und Euthanasie! Diese Forderung hat leider nichts an Aktualität und Dringlichkeit verloren.
Den Abgeordneten habe ich dieser Tage noch geschrieben:
Jeder Mensch ist gleich wertvoll, unabhängig von Eigenschaften und Umständen. Und daher fordern wir im Namen der Humanität und der Freiheit die Durchsetzung der Artikel 1 bis 3 des Grundgesetzes für alle Menschen. Mehr als 100.000 noch nicht geborene Kinder werden in Deutschland jedes Jahr als lebensunwert oder unzumutbar getötet. Jedes Jahr verschärft sich die Situation durch Zunahme der Selektion nach PND und nun auch PID. Und mehrere europäische Regierungen haben Euthanasie bereits wieder legalisiert, diesmal unter dem Deckmantel der Autonomie und Nächstenliebe.
Sie werden als Abgeordnete demnächst über ein Gesetz zum Assistierten Suizid abstimmen. Wir fordern, hier dem Beispiel Österreichs und Großbritanniens zu folgen und jegliche Beihilfe zum Suizid unter Strafe zu stellen. Wir fordern Sie auf mitzuhelfen, dass in Europa niemand Angst um sein Leben haben muss. Daher werben wir für ein Europa ohne Abtreibung und ohne Euthanasie!
Ich habe sie gebeten und bitte hier alle Verantwortlichen: Bitte helfen Sie, das Töten Unschuldiger vor unserer Haustür zu beenden! Helfen Sie mit, Deutschland und Europa humaner und lebenswerter zu gestalten!
Es geht beim Marsch für das Leben um nicht mehr und nicht weniger als ein klares Zeichen, eine deutliche und freundliche Werbung für das Lebensrecht aller. Und damit geht es auch um die Freiheit, um die Freiheit aller. Oder anders formuliert: Um die Freiheit eines jeden einzelnen. Denn ohne das Lebensrecht bröckeln auch alle anderen Rechte.
Daher gerne auch an dieser Stelle: Kommen Sie am 20. September nach Berlin! Dem Leben immer eine Chance!
kath.net: Vielen Dank für das Gespräch.
Der diesjährige Marsch für das Leben findet am 20. Sept. 2014 in Berlin statt! Beginn um 13 Uhr vor dem Bundeskanzleramt. Weitere Infos:
Marsch für das Leben 2014
Katholikentag - Kleine Spontandemo ´Marsch für das Leben´ - Martin Lohmann
Foto oben Martin Lohmann (c) Lohmann Media
© 2014 www.kath.net