6. September 2014 in Deutschland
NATO darf nicht zu Hilfe eilen, weil der Konflikt sonst weiter eskaliert
Wetzlar (kath.net/idea) Bei den Kämpfen zwischen ukrainischen Soldaten und russischen Separatisten in der Ukraine handelt es sich um einen Kampf von David gegen Goliath. Diese Ansicht vertritt der neue evangelische Militärbischof Sigurd Rink (Berlin) in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar). Ihm zufolge ist die Ukraine ein souveränes Land, das gegen die militärische Supermacht Russland Widerstand leistet. Die russische Armee sei der ukrainischen haushoch überlegen. Da die Ukraine nicht Teil eines Bündnisses ist, sei es für die russischen Streitkräfte ein Leichtes, einzumarschieren. Rink zufolge ist ein Eingreifen der NATO in die Kämpfe mit Sicherheit nicht angezeigt. Dadurch würde der Konflikt weiter eskalieren und die Ukraine zum Schlachtfeld zwischen West und Ost werden. Dem Wunsch der Ukraine, den Schutz der NATO zu bekommen, könne der Westen derzeit nicht nachkommen. Zwar müsse sich Deutschland um die Verteidigung der Menschenrechte kümmern, aber der Einflussbereich sei begrenzt. Neben den Kämpfen in der Ukraine gebe es eine Reihe weiterer Länder, in denen die Menschenrechte missachtet werden.
Sanktionen werden zum Erfolg führen
Rink zufolge gibt es in Russland tiefe Enttäuschung darüber, dass die NATO sich nach Osteuropa ausgeweitet hat. Allerdings gebe es für die territorialen Übergriffe Russlands auf die Krim und die Ost-Ukraine keine Rechtfertigung: Dieses Unrecht muss beim Namen genannt werden und mit allen zur Verfügung stehenden diplomatischen und wirtschaftlichen Mitteln bekämpft werden. Früher oder später würden die Sanktionen des Westens nicht nur das russische Volk, sondern auch dessen Regierung treffen: Ich habe nach wie vor die Hoffnung, dass sich am Ende die Vernunft durchsetzt sonst wäre ich kein evangelischer Theologe. Ich setze darauf, dass sich in Russland Kräfte finden werden, die besonnener agieren als das derzeit der Fall ist. Zwar könne man in Russland nur sehr eingeschränkt von einer Demokratie reden, dennoch würden dort auch kritische Stimmen gehört. So bestehe eine zarte Gegenbewegung von russischen Soldatenmüttern, die fragen, wo eigentlich ihre Söhne geblieben sind. Dadurch werde dem Land deutlich, dass es sich in kriegerischen Auseinandersetzungen befindet.
Den Krieg nicht herbeireden
Rink forderte dazu auf, die heutige Situation nicht mit der vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1939 zu vergleichen. Man dürfe den Krieg nicht herbeireden. Deutschlands Politiker seien nicht auf einem Schmusekurs, sondern suchten weiter den Dialog mit Russland und fänden dabei klare Worte. Rink wird am 8. September in Berlin in sein Amt eingeführt. Er ist der erste hauptamtliche Militärbischof der EKD und Nachfolger von Martin Dutzmann, der seit Oktober 2013 Bevollmächtigter des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union ist. Dieser hatte das Amt des Militärbischofs wie seine Vorgänger nebenamtlich wahrgenommen. Rink ist promovierter Theologe und arbeitete elf Jahre als Gemeindepfarrer. Von 1998 bis 2002 war er persönlicher Referent des Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Peter Steinacker, und von 2000 bis 2002 auch Pressesprecher dieser Kirche. Seither amtierte Rink als Propst von Süd-Nassau.
Foto Militärbischof Rink © www.eka.militaerseelsorge.bundeswehr.de
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