Immer weniger Gläubige, immer mehr Geld

6. Oktober 2014 in Deutschland


Prognosen: Kirchensteueraufkommen wird 2014 auf elf Milliarden Euro steigen


Frankfurt am Main (kath.net/idea) Bei den beiden großen Kirchen geht es nur in einer Hinsicht steil bergauf: bei den Finanzen. In diesem Jahr werden sie so viel Geld einnehmen wie nie zuvor. Das berichtet die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung unter der Überschrift „Kirchen schwimmen im Geld“. Nach den Rekordjahren 2012 und 2013 werde das Kirchensteueraufkommen 2014 noch einmal kräftig steigen – voraussichtlich um vier bis fünf Prozent. Die katholische Kirche könne nach den jüngsten Steuerschätzungen der Bundesregierung mit zusätzlichen 250 Millionen Euro rechnen. Die evangelische Kirche erwarte gut 200 Millionen Euro mehr als 2013. Sie werde erstmals über fünf Milliarden Euro durch die Kirchensteuer einnehmen.

Beide Kirchen kämen nach den Prognosen auf knapp elf Milliarden Euro. Grund für den Geldsegen ist laut dem Bericht die konjunkturelle Entwicklung. Im Auftrag der großen Kirchen ziehen die Finanzämter von deren Mitgliedern Kirchensteuern ein. In Baden-Württemberg und Bayern beträgt der Hebesatz acht, in den übrigen Bundesländern neun Prozent der Lohn- bzw. Einkommenssteuer. Der Staat erhält dafür eine Gebühr in Höhe von drei Prozent des Aufkommens. Steigen die Einnahmen aus Lohn- und Einkommenssteuer, wächst auch das Kirchensteueraufkommen.

Zwar haben die beiden Großkirchen in den vergangenen Jahren viele Mitglieder verloren. „Doch noch ändert das nichts am finanziellen Aufschwung“, so der Bericht. Zum vierten Mal in Folge werde im laufenden Jahr mehr Geld in die Kasse kommen als im Vorjahr. Allein seit 2010 seien die Kirchensteuereinnahmen um mehr als 17 Prozent gestiegen, seit 2005 sogar um 43 Prozent.

EKD-Finanzchef: Inflationsbereinigt unter dem Niveau von 1994

Der Finanzchef der EKD, Oberkirchenrat Thomas Begrich (Hannover), äußerte sich gegenüber der Zeitung jedoch zurückhaltend: „Von einem Rekord möchte ich nicht gern sprechen, denn inflationsbereinigt liegen wir noch unter dem Niveau von 1994. Außerdem wird das Geld dringend gebraucht.“ Hintergrund sind steigende Personalkosten und die ungewisse Zukunft. Dem Bericht zufolge rechnen die Kirchen spätestens ab 2017 mit hohen Einnahmeausfällen, wenn Kirchenmitglieder der geburtenstarken Jahrgänge zunehmend in den Ruhestand treten und in der nachwachsenden Generation immer weniger Bürger kirchlich gebunden sind.

Fazit der Sonntagszeitung: „Nach oben geht derzeit in der Kirche wirklich nur eine Kurve: die der Einnahmen. Auch für das kommende Jahr 2015 rechnen Bistümer und Landeskirchen noch einmal mit einem Plus. Wäre die Kirche ein Aktiengesellschaft, hieße die Devise: klare Kaufempfehlung!“


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