1000plus – 'Charme-Offensive für das ungeborene Leben'

6. Oktober 2014 in Familie


Mitarbeiterin von 1000plus: „Einer Frau zu sagen, du musst schon alleine wissen, was du tust, ist eigentlich unterlassene Hilfeleistung. Die Antwort sollte besser lauten: Hier ist meine Hand, ich helfe dir, ich tu, was ich kann“. Von Petra Lorleberg


Heidelberg (kath.net/pl) Was war beim Festakt zum fünfjährigen Bestehen der Schwangerenberatungsinitiative 1000plus am eindrücklichsten? Vielleicht die vielen fröhlichen, kontaktoffenen und lebensbejahenden Menschen aus allen Generationen, die durch ihre Teilnahme ein sichtbares Zeichen der Unterstützung setzten? Ja, auf jeden Fall! Vielleicht die Menschen, die im Podiumsgespräch eindrucksvoll berichteten, wie und warum sie 1000plus unterstützen? Ja, erst recht! Doch am meisten beeindruckte, was Betroffene erzählten. Drei Frauen unterschiedlichen Alters waren bereit, von ihrem Weg mit einer ungeplanten Schwangerschaft und mit 1000plus zu berichten.

Eine Frau, die bereits drei Söhne hatte, berichtete darüber, dass ihr die erneute Schwangerschaft „den Boden unter den Füßen“ weggerissen habe, obendrein war der Vater nicht bereit, die Mitverantwortung zu übernehmen, so dass sie sich mit vier Kindern alleinerziehend vorfand. „Ich war im Konflikt Leben oder Tod. Ich wusste, dass ich mit der Entscheidung für den Tod nicht zurechtgekommen wäre, ich wäre daran zerbrochen.“ Eine weitere wurde von ihrem Mann unter Druck gesetzt, da sich das weitere Kind ausgerechnet in dem Moment angemeldet hatte, als das Paar auf eine größere Operation ihrer Zweijährigen zuging. Die dritte Frau, ebenfalls schon Mutter weiterer Kinder, fühlte sich damit konfrontiert, dass sie für eine weitere Mutterschaft schon eher zu alt sei. Alle drei Frauen hatten in dieser Entscheidungszeit über das Internet Kontakt zu 1000plus gefunden und konnten sich zum Ja zu ihrem Kind durchringen. Eine der Frauen schilderte, wie ihr die vielen Telefongespräche mit ihrer 1000plus-Beraterin „all meine Ängste genommen“ hätten. Die Beraterinnen „machen das mit Leib und Seele, da ist so viel Herzblut dabei.“ Inzwischen sind alle drei Kinder längst geboren. Beeindruckend, wenn gerade diese Mütter mit Liebe, Wärme und einem stolzen Lächeln von ihren Kindern erzählen.

In den Berichten der betroffenen Frauen wurde auch deutlich, dass so mancher Vater Druck ausübte, um sich des entstandenen „Problems“ durch Abtreibung zu entledigen. Ein finanzieller Wink, den ein Mann einer auf ihn angewiesenen Frau geben kann, trägt sein Übriges dazu bei, erfuhr der interessierte Zuhörer aus erster Hand. Eine Frau schilderte beispielsweise, wie ihr der Vater des Kindes sagte: „Wenn du einen Weg findest, das Kind zu finanzieren, darfst du es behalten.“ Es mag im Publikum in manchem die Frage entstanden sein: Ist das wirklich freie Selbstbestimmung, wenn eine Frau nicht zuletzt durch finanziellen Druck und durch die Androhung des Verlassenwerdens zur Abtreibung findet?

Eine junge Frau, die sich mit ihrem Ehemann als 1000plus-Botschafterin für die Öffentlichkeitsarbeit einbringt, erklärte später bei einer Podiumsdiskussion in aller Deutlichkeit: „Einer Frau zu sagen, du musst schon alleine wissen, was du tust, ist eigentlich unterlassene Hilfeleistung Die Antwort sollte besser lauten: Hier ist meine Hand, ich helfe dir, ich tu, was ich kann“.

Eine andere junge 1000plus-Mitarbeiterin schilderte beim Podiumsgespräch, welche Reaktionen sie in Kirchengemeinden auf ihre Kurzvorstellungen von 1000plus erhält: „ich hatte dies letztes Jahr ein paarmal: Frauen kamen zu Tränen gerührt auf mich zu, umarmten mich und sagten mir, „Es ist so gut, dass es diese Arbeit [1000plus] gibt. Denn als ich dieses Problem hatte, gab es das nicht und ich habe abgetrieben. Und ich wünsche mir so, dass es Frauen heute nicht mehr so gehen muss wie mir damals, dass ich vor dieser Entscheidung stand und es gab niemanden, der mir helfen konnte.‘“

Über das Massenphänomen Abtreibung spreche man in der Gesellschaft nicht mehr und „in der Politik sowieso nicht und leider, leider vielfach auch in der Kirche“, stellte Dr. Johannes Hold, Pfarrer in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, auf dem Podium fest. Er habe nach Informationsveranstaltungen durch 1000plus aus seiner Gemeinde „keine negative Resonanz erhalten, keine kritische Stimme“, sondern „die Leute sind dankbar“, wenn es mal jemand sage, dass es Alternativen zur Abtreibung gebe und dass Abtreibung „keine Lösung“ ist. „Aus diesem Grund müssen wir das Thema noch viel mehr nach vorne bringen als es bisher schon geschehen ist.“

„Niemals werden wir dieses Unrecht akzeptieren, das für mich darin besteht, dass wir diese Frauen im Stich lassen“, sagte Kristijan Aufiero, Projektleiter von 1000plus. Niemand habe das Recht, Frauen in Konfliktsituationen zu verurteilen, vielmehr gehe es um „die Pflicht, sich an ihre Seite zu stellen und ihnen zu helfen, und das ist es, was wir tun“. Die überwältigende Mehrheit der Frauen, die beispielsweise im Jahr 2013 bei ca. 2000 Beratungsfällen mit 1000plus Kontakt hatte, sagte, dass sie keine Abtreibung wollten, aber nicht anders könnten.

Schwester Maria Thea Dannecker, die im Auftrag ihrer Ordensgemeinschaft, der Franziskanerinnen von Sießen (Diözese Rottenburg-Stuttgart) zum 1000plus-Tag gekommen war, berichtete auf dem Podium, dass ihre Ordensgemeinschaft 1000plus über Spenden und über die Weitergabe von Informationen aktiv unterstützt. „Doch unser eigentlicher Schwerpunkt ist es“, 1000plus „durch das Gebet zu stützen“, erläuterte die Franziskanerin weiter.

Im Festvortrag hatte der Rottenburger Weihbischof Thomas Maria Renz betont: „Wenn 1000plus auch nur ein einziges Menschenleben pro Tag rettet - und das tut 1000plus! -, dann hat es diese Initiative verdient, nach Kräften unterstützt zu werden“, kath.net hat bereits berichtet. Er war auch auf die Konflikte eingegangen, die die Lebensschutzorganisation in diesem Jahr durchgestanden hatte. „Weil in Deutschland alle fünf Minuten ein Kind im Mutterleib den Tod findet, noch bevor es das Licht der Welt erblicken darf“, könne und dürfe es „keinen Monopolanspruch von einigen wenigen großen Verbänden und Einrichtungen auf Schwangerschaftskonfliktberatung geben“. Der Weihbischof erläuterte: „Ein solcher Monopolanspruch widerspräche eklatant dem Auftrag des Evangeliums und der kirchlichen Lehre vom Laienapostolat in der Welt von heute. Dort, wo es um nicht weniger geht als um die konkrete Entscheidung ‚Leben oder Tod‘, verbietet sich also jegliche Form von ‚Futterneid‘ und Konkurrenzdenken!“

Weihbischof Renz beschrieb 1000plus mit folgenden Worten: „1000plus ist für mich die sympathischste Charme-Offensive für das ungeborene Leben in unserem Land, seit es Schwangerschaftskonfliktberatungen gibt. Ich kenne keine andere Initiative für das ungeborene Leben, die mit so viel Sympathie, mit so viel Begeisterung und mit so viel Leidenschaft für das Leben wirbt wie 1000plus.“

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Dieser Film hatte seine Uraufführung beim 1000plus-Tag 2014: '1000plus - Die Pro-Femina-Beratung aus der Perspektive beratener Frauen'


Weihbischof Thomas Maria Renz/Diözese Rottenburg-Stuttgart beim Festvortrag




Foto oben (c) 1000plus



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