Evangelische Kirche in Bayern muss 1200 Stellen streichen

4. April 2003 in Deutschland


Die viertgrößte evangelische Landeskirche in Deutschland fährt ihren Haushalt um 100 Millionen Euro zurück


Würzburg (kath.net/idea)
Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern stehtvor den dramatischsten Einsparungen ihrer Geschichte. Bis zum Jahr 2006 sollder Haushalt von 690 Millionen Euro (2002) um 100 Millionen reduziertwerden. Von den rund 18.000 Stellen in der Landeskirche werdenvoraussichtlich 1.200 gestrichen. Das wurde bei der Frühjahrstagung derLandessynode bekannt, die vom 1. bis 5. April in Würzburg tagt. Gründe fürdie massiven Ausfälle bei den Kirchensteuern sind die schlechteWirtschaftslage, die Folgen der Steuerreform und die demographischeEntwicklung. Durch Bevölkerungsschwund und Überalterung stehen künftigweniger Mitglieder als Kirchensteuerzahler zur Verfügung. Wo die Kirchekonkret streichen will, damit befaßt sich ein Lenkungsausschuß der Synode,der von Rektor Heinrich Götz (Augsburg) geleitet wird. Vor der Presse sagte er, daß man nach den ersten fünf Ausschußsitzungen erst eine Sparliste von76 Millionen Euro zusammengestellt habe, die aber teilweise nicht zuverwirklichen sei. So würde eine Einsparung um 44 Millionen Euro bei denPersonalkosten die Stellen von einem Fünftel der landeskirchlichenBeschäftigten infrage stellen. Mit 2,7 Millionen Mitgliedern ist diebayerische Landeskirche die viertgrößte in Deutschland. Sie beschäftigt rund2.800 Pfarrerinnen und Pfarrer. Diese Zahl wird in den kommenden Jahrensinken. Derzeit gehen jährlich 80 Geistliche in den Ruhestand, währendweniger als 50 neu angestellt werden. Darauf hat die für Personalfragenzuständige Oberkirchenrätin Dorothea Greiner (München) vor Journalistenhingewiesen. Landesbischof Johannes Friedrich (München) warb im Zusammenhangmit den Sparvorschlägen dafür, die Zusammenlegung von Gemeinden in denInnenstädten zu beschleunigen. Auf dem Land sei die Fusion schwieriger. Dochauch dort könne durch die Zusammenführung von Verwaltungsaufgaben gespartwerden.

Beckstein: Bürokratie abbauen

Der bayerische Innenminister Günther Beckstein (CSU), der Mitglied derSynode ist, forderte einen Abbau der kirchlichen Verwaltung. "Ich habemanchmal den Eindruck, die innerkirchliche Bürokratie kann in der Qualitätmithalten mit der staatlichen Überbürokratisierung. Wir müssen mit wenigerGeld besser werden." Der Landesbischof nannte es ein Vorurteil, daß dieKirche einen bürokratischen Wasserkopf habe. So hätten 1970 die Kosten fürdas Landeskirchenamt 3,5 Prozent des Haushaltes ausgemacht, heute seien esweniger als 2,4 Prozent. In derselben Zeit habe die Zahl der Mitarbeiter um10.000 zugenommen. Das bedeute mehr Verwaltungsaufwand.


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