'Das Werk' nimmt zu Vorwürfen von Ex-Schwester Stellung

9. November 2014 in Österreich


Orden bedauert kurze intime Beziehung eines Priesters zu der Betroffenen und weist allgemeine Beschuldigungen "entschieden zurück" - Vorwürfe wurden im Rahmen einer Apostolischen Visitation geprüft.


Feldkirch (kath.net/KAP) Die geistliche Familie "Das Werk" hat auf Vorwürfe reagiert, die eine ehemalige Schwester des Ordens in einer am Samstag erschienenen Biografie geäußert hat. Das Erscheinen des Buches nehme der Orden "mit Betroffenheit" zur Kenntnis, heißt es in einer Stellungnahme des Regionalverantwortlichen der Gemeinschaft, Pater Georg Gantioler, vom Samstag. Er bedauere es sehr, dass die ehemalige Mitschwester "in einer derartig negativen Weise auf die Jahre in unserer Gemeinschaft zurückblickt und viele positive Dinge, die sie erlebt hat, ausblendet". Gleichzeitig bestätigt der Orden, dass die Vorwürfe im Rahmen einer bereits abgeschlossen Apostolischen Visitation geprüft wurden, deren Ergebnis noch nicht bekannt ist.

Die Autorin, die heute 30-jährige Doris Wagner, berichtet in ihrem Buch "Nicht mehr ich: Die wahre Geschichte einer jungen Ordensfrau", in ihrer achtjährigen Mitgliedschaft mit dem Orden kontrolliert, manipuliert, sexuell missbraucht und unter Druck gesetzt worden zu sein. Zwar wird der Name der Ordensgemeinschaft in dem Buch nicht explizit genannt und auch Namen der handelnden Personen wurden verändert, Gantioler zufolge sei jedoch "aus dem Kontext leicht zu entnehmen, dass es sich um die geistliche Familie 'Das Werk' handelt".

Wie der Regionalverantwortliche ausführte, bedauere der Orden sehr, "dass ein Priester unserer Gemeinschaft eine kurze intime Beziehung zu der damals 24-jährigen Schwester unterhalten hat". Der sich 2008 zugetragene Vorfall sei vier bzw. fünf Jahre später angezeigt worden, wobei der Vorwurf der Vergewaltigung "sowohl von der Staatsanwaltschaft in Deutschland als auch von der Staatsanwalt in Österreich als nicht zutreffend zurückgewiesen worden sei. Gantioler: "Der Priester war stets zu rechtlicher, kirchlicher und persönlicher Klärung des Vorfalls und zu persönlicher Buße bereit."

2011 habe die Mitschwester "aus eigenem Willen und im gegenseitigen Einvernehmen" die Gemeinschaft verlassen, so der Ordensobere weiter. Aufgrund der im Buch geschilderten Vorwürfe habe die vatikanische Ordenskongregation 2013 eine "Apostolische Visitation" angeordnet. Die Gespräche mit allen Mitgliedern und einigen Ex-Mitgliedern seien laut Gantioler abgeschlossen, der Abschlussbericht sei jedoch noch nicht veröffentlicht.

Die im Buch erhobenen verallgemeinernden Beschuldigungen weise der Orden "entschieden zurück", betonte Gantioler. Die subjektiven Darstellungen und Empfindungen der Autorin würden von den "Werk"-Mitgliedern "in dieser Weise nicht geteilt" und "zum Teil als verletzend empfunden". Kritik übte der Priester auch daran, dass Elemente des Gemeinschaftslebens aus dem Kontext gerissen und negativ präsentiert würden, sowie an einer Suggerierung einer hohen kirchenpolitischen Einfluss der Gemeinschaft, "in dieser Weise nicht vorhanden" sei.

Zudem schmerze es, dass auch andere junge Gemeinschaften durch die Publikation diskreditiert würden, würde sie doch schon im Vorwort als Ziel deklarieren, Bischöfe, Priester, Eltern sowie auch junge gläubige Menschen sollten neuen geistlichen Gemeinschaften und Bewegungen "kein vorbehaltloses Vertrauen" mehr entgegenbringen oder sich "nicht mehr von ihnen verführen lassen". Gantioler lud dazu ein, sich in den Ordensniederlassungen, die "keine geschlossenen Klöster" seien, selbst ein Bild vom Gemeinschaftsleben zu machen.

"Das Werk" ist eine 1938 gegründete katholische Gemeinschaft, die seit 2001 vom Vatikan approbiert und als "Familie gottgeweihten Lebens" anerkannt wurde. Die Gemeinschaft setzt sich aus einer Priestergemeinschaft, der auch Diakone, Seminaristen und männliche Laien angehören, sowie aus einer Schwesterngemeinschaft zusammen, daneben gibt es neben dem engeren Mitgliederkreis auch im geistlichen Sinn mit der Gemeinschaft verbundene Gläubige. Der Hauptsitz des in zwölf Ländern aktiven Ordens ist seit 1978 das Bregenzer Kloster Thalbach, zudem gibt es in Österreich auch in Schoppernau im Bregenzerwald, Feldkirch-Gisingen, Innsbruck und Wien Niederlassungen.

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