19. November 2014 in Österreich
Die Akademie der Wissenschaften prognostiziert für Wien ein beunruhigendes Bevölkerungszenario für die katholische Kirche.
Wien (kath.net)
Laut einer Hochrechnung der Akademie der Wissenschaften wird in Wien der Anteil der Katholiken bis 2046 auf ein Drittel schrumpfen. Zulegen werden hingegen die Zahlen der Orthodoxen und vor allem der Muslime. Laut der Prognose, die auf derzeitigen Entwicklungen beruht, soll es dann statt wie derzeit 41 nur mehr 33 Prozent Katholiken in der österreichischen Hauptstadt geben. Der Anteil der Muslime soll von derzeit zwölf auf 21 Prozent steigen. Allerdings ist eine genaue Entwicklung schwer zu prognostizieren. Statistisch erhoben wurde die Religionszugehörigkeit zuletzt in Österreich bei der Volkszählung 2001. Seit diesem Zeitpunkt gibt es nur noch Schätzungen, die unter anderem auf Basis von demografischen Daten und Migrationszahlen erstellt wurden. Das ist daher jetzt unsere letzte Chance, dieses Bild noch darzustellen, sagt Projektmitarbeiter Ramon Bauer im Gespräch mit der Wiener Tageszeitung Die Presse.
Im Hauptszenario der Akademie der Wissenschaften wird davon ausgegangen, dass die Katholikenzahl auf knapp 700.000 Menschen steigen werden, prozentuell wird man aber weniger Katholiken haben. Jede Religionsgruppe, sagt Bauer zur "Presse", hat einen harten Kern, der bleibt. Prozentuell würde man dennoch verlieren, nur noch ein Drittel der Wiener wäre dann katholisch. Dagegen würden die Muslime mit 21 Prozent auf rund ein Fünftel kommen weil sie im Vergleich zur Gesamtbevölkerung jünger sind und es damit mehr potenzielle Eltern gibt. Bauer sieht aber auch bei den Muslimen einen Rückgang des Wachstums. Wir sehen, dass die Geburtenrate bei den Muslimen seit den 1990er-Jahren deutlich zurückgeht, die Gruppe nähere sich der Gesamtfertilitätsrate immer stärker an. Ähnlich sieht es bei den Orthodoxen aus, die jetzt schon eine recht niedrige Geburtenrate aufweisen.
Bei einem Szenario, wo die Migration noch deutlicher beschränkt werden sollte, würde das Szenario dann auch deutlich anders aussehen. Die Stadt Wien würde dann sogar schrumpfen und man würde 2046 sich bei etwa 1,6 Millionen Menschen einpendeln. Für die Religionszugehörigkeit würde das bedeuten, dass der Anteil der Muslime zwar noch bis etwa 2020 steigen, bis 2046 aber auf etwa zehn Prozent abnehmen würde. Die Katholiken könnten sich dann zwar über 35 Prozent halten, die stärkste Gruppe wäre aber die ohne Bekenntnis mit 39 Prozent. Falls die Migration aber erleichtert werden sollte, würde die Zahl der Katholiken in Wien bis 2046 auf 31 Prozent fallen und die zwei stärksten Gruppen die Muslime und die Nichtreligiösen mit jeweils 24 Prozent sein, die Orthodoxen kämen auf immerhin zwölf Prozent.
Spannend in der Studie ist auch, dass immer Kinder kein Bekenntnis mehr haben, vor allem Kinder aus gemischtreligiösen Partnerschaften. Religion habe auch Auswirkungen auf die Frage, wie viele Kinder ein Paar bekommt. In interreligiösen Partnerschaften gibt es weniger Kinder, erklärt Bauer gegenüber der "Presse". Je besser gebildet Orthodoxe und Muslime seien, desto weniger Kinder bekämen sie. Dass sich die durchschnittliche Kinderzahl dem Durchschnitt der anderen Wiener Glaubensgemeinschaften angleicht, sei laut Bauer aber auch Ausdruck des Anpassens an die Mehrheitsgesellschaft.
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