'Regime'-Aussage: Bischöfe Kapellari und Schwarz distanzieren sich

27. November 2014 in Österreich


Der Grazer Pastoraltheologe Rainer Bucher sprach bei einer Tagung in Linz im Zusammenhang mit der Lehre der Kirche von einem "katholischen Sexualregime". Jetzt haben sich die Bischöfe Schwarz (Linz) und Kapellari (Graz) klar distanziert


Linz (kath.net)
Die Verbalentgleisungen des Grazer Pastoraltheologen Rainer Bucher bei einer theologischen Tagung in Linz, der im Zusammenhang mit der Lehre der Kirche vom "katholischen Sexualregime" sprach, haben jetzt für zwei bischöfliche Reaktionen gesorgt. Der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz distanziert sich von den Äußerungen in einer Stellungnahme gegenüber kath.net. Wörtlich meint Schwarz: "Zu dieser Äußerung möchte ich sagen, dass es ein Verbalradikalismus ist, der nicht differenziert und daher auch nicht sehr hilfreich ist. Er wird somit auch der Komplexität des Themas nicht gerecht. Natürlich leben wir in einer Zeit großer Vereinfachung, aber diese Formulierung ist wenig geeignet, weil das Wort 'Regime' immer noch negativ belastet ist und an die Zeit des Nationalsozialismus erinnert. Inhaltlich ist mit diesem Satz wohl gemeint, dass in früheren Jahrzehnten Fragen der Sexualität und Sünden gegen das 6. und 9. Gebot übertrieben stark gesehen und beurteilt wurden."

Auch der Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari (Foto) ging in einer Stellungnahme klar auf Distanz zu den Aussagen. Kappelari teilte gegenüber kath.net mit, dass er Bucher ausgerichtet habe, dass das Wort "Regime" im "getrennten Kontext" als völlig unakzeptabel erscheine. "Es erinnert an das Regime von Nationalisten und kommunistischen Machthabern. Sein Gebrauch in einem kirchlichen Kontext diskreditiert in der öffentlichen Wahrnehmung auch das gesamte Linzer Symposium, bei welchem - wie ich begründet annehme - mit dem sehr wichtigen und aktuellen Generalthema differenzierend umgegangen wurde." Kapellari teilte mit, dass er mit Bucher gesprochen habe, der sich rechtfertigen wollte, dass das Wort "Regime" in soziologischen Kontext auch "ohne Abwertung" gebraucht werde. "Ich wandte dagegen ein, dass es im gegenwärtigen Disput rings um die beiden Bischofssynoden jedenfalls sehr emotional besetzt ist und daher a priori in der Regel als abwertend verstand wird, unabhängig von einem allfällig wertneutralen Gebrauch", erklärte der Grazer Diözesanbischof.

Kapellari verwies dann auch darauf, dass an der Grazer Theologischen Fakultät bezogen auf die Theologie von Papst Benedikt XVI. auch "viel exemplarisch Positives" getan wurde und wird. So habe hier Abt Maximilian Heim von Heiligenkreuz bei Professor Bernhard Körner eine darauf bezogene Dissertation erarbeitet. "Ich weise daher vorsorglich und gut begründbar jede ungerecht verallgemeinernde Kritik an dieser Fakultät zurück und nehme auch Herrn Professor Bucher gegen eine verallgemeinernde Kritik in Schutz, ausgenommen selbstverständlich die Rede von einem 'katholischen Sexualregime'", betonte Kapellari gegenüber kath.net.

kath.net hatte zuvor die Äußerungen Buchers kritisiert: „Eklat in Linz: Theologe Bucher beschimpft Lehre der Kirche“.


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