28. November 2014 in Kommentar
Mit Daniel Deckers hat Schavan einen Journalisten und Autor in die Deutsche Botschaft eingeladen, der sich kirchenpolitisch sehr auf eine Linie festgelegt hat. Dazu ein kath.net-Kommentar von Peter Winnemöller
Rom (kath.net) Am 10. Dezember darf der deutsche Journalist und Buchautor Daniel Deckers in Rom sein Buch Papst Franziskus. Wider die Trägheit des Herzens in Gegenwart der deutschen Botschafterin beim Heiligen Stuhl und weiterer geladener Gäste vorstellen. Ferner wird Karl Kardinal Lehmann sprechen.
Diplomatische Vertretungen sind für gewöhnlich Orte langweiliger Diplomatie. Damen und Herren in grauen Anzügen und Kostümen ergehen sich in leisen geschliffenen Worten. Diplomatische Noten werden verfasst und ausgetauscht. Äußerungen anderer Diplomaten werden gewichtet und bewertet. Man bemüht sich ein gutes Bild seiner Heimat beim Gastgeber zu zeigen. Im Grunde ist es ein langweiliges Geschäft, dies umso mehr, wenn es sich um den Vatikan handelt. Hier wird ja nicht gerade die große Weltpolitik gemacht.
Manchmal jedoch wird es auch im grauen Diplomatenalltag bunt. Denn die Pflege der Kultur des Heimatlandes im Gastland ist natürlich Bestandteil der Arbeit in einer diplomatischen Vertretung. In Rom, in der Residenz der Deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl, gaben sich in der Vergangenheit Bischof Ackermann mit Vortrag und Weinprobe, der deutsche Kirchenhistoriker Prof. Jörg Ernesti und viele andere die Klinke in die Hand. Es gab einen Adventskaffee für deutsche Ordensfrauen, eine Vernissage für ein Bild von Papst Benedikt XVI.
Man zeigt, was man hat und was man kann. Wie aus dem Auswärtigen Amt zu hören ist, sind Veranstaltungen wie etwa Buchvorstellungen in der Deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl fester Bestandteil des kulturellen Programmes.
Findet die Diplomatie an sich also eher in diskreter Umgebung auf langweiligen Empfängen statt, so darf der Botschafter mit Kunst und Kultur auch mal offen brillieren.
Häufig waren es evangelische Diplomaten, die die Bundesrepublik beim historischen Völkerrechtssubjekt Heiliger Stuhl vertreten durften. Zu Preußens Zeiten sandte man des öfteren sogar bedeutende Gelehrte als Vertreter nach Rom. Der Heilige Stuhl ist eine nichtstaatliche souveräne Macht, die nicht nur die Anliegen des Vatikanstaates sondern die aller Katholiken weltweit vertritt. Daraus ergibt sich eine weitere Besonderheit, nämlich die Entsendung eines Geistlichen Botschaftsrates auf Vorschlag der DBK, der den Botschafter in kirchlichen Fragen berät. Ganz normale Diplomatie ist eben doch nicht, die beim Heiligen Stuhl von den deutschen Botschaftern gemacht wird.
Als Novum auf dem Posten der Botschafterin beim Heiligen Stuhl darf man allerdings nun eine langjährige stellvertretende ZdK-Präsidentin ansehen. Hier sitzt mit Annette Schavan eine dezidierte Kirchenpolitikerin auf dem Botschaftersessel und sie erweckt den Eindruck, als wolle sie eben doch nicht nur die diplomatischen Honeurs machen. Mit Daniel Deckers hat die Botschafterin einen Journalisten und Autor eingeladen, der sich kirchenpolitisch sehr auf eine Linie festgelegt und diese in zahlreichen Artikeln und Kommentaren in der FAZ so vertreten hat. Insbesondere seine kritischen Artikel zu Papst Benedikt XVI. sind noch in bester Erinnerung. Es bleibt abzuwarten, ob hier sogar am Rande des diplomatischen Parketts - versucht wird, einen Gegensatz zwischen dem amtierenden und dem emeritierten Papst aufzubauen.
Konzeption und Planung erfolgt durch die zuständigen Kolleginnen und Kollegen in regelmäßigen Programmbesprechungen unter Leitung der Botschafterin, wissen informierte Kreise im Auswärtigen Amt zu berichten.
Bücher über Papst Franziskus verkaufen sich in Deutschland bei weitem nicht so gut wie einst Bücher über oder von Papst Benedikt XVI. Die Verkaufszahlen bleiben oft weit hinter den Erwartungen zurück. Da kommt die Werbung mit Hilfe des Auswärtigen Amtes doch gerade recht.
Es liegt allerdings im Aufgabenbereich der Deutschen Auslandsvertretungen, auch im Rahmen öffentlicher Veranstaltungen mit einem breiten Spektrum politischer, kultureller und wirtschaftlicher Gesprächspartner einen Dialog zu pflegen.
Zu der anstehenden Buchvorstellung erwartet die Deutsche Botschaft Gäste aus Kurie, Wissenschaft und Kultur, Medienschaffende und Deutschsprachige vor Ort.
Es bleibt nun abzuwarten, ob die Diplomatin, die so gerne Kirchenpolitik macht, wirklich künftig ein breites Spektrum an politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Gesprächspartnern zu Wort kommen lassen wird. Es wäre doch sehr schade, wenn sie wegen Einseitigkeit mit einer verschnupften diplomatischen Note aus dem vatikanischen Staatssekretariat konfrontiert würde.
Papst Franziskus empfängt die neue Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland am Heiligen Stuhl, Annette Schavan (Rome Reports)
ROM DIREKT - Paul Badde - Interview mit dem scheidenden deutschen Botschafter im Vatikan, Reinhart Schweppe
Foto Annette Schavan © blogschavan.aaksis.de
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