15. Dezember 2014 in Österreich
Windischgarstner Pfarrer Gerhard Maria Wagner bezeichnet in neuem Buch die katholische Kirche österreichs als einen "Saustall". Willi Vieböck, der jahrelang eine Anti-Rom-Zeitung unterstützte, reagiert erwartungsgemäß ganz aufgeregt
Linz (kath.net) Gerhard Maria Wagner, einer der bekanntesten Pfarrer der Diözese Linz, hat am Freitag im Rahmen der Präsentation seines Buches "Himmel oder Hölle" den Zustand der katholischen Kirche in Österreich als einen "Saustall" bezeichnet. Laut Wagner sei die Kirche in Österreich in einem Spannungsfeld zwischen der Lehre des Glaubens und der Praxis. "Wenn das Durcheinander so groß wird, dann muss man das zur Sprache bringen", sagte der Pfarrer von Windischgarsten bei der Buchpräsentation. Dennoch sehe er sich als Teil dieser Kirche, die er "sehr liebt". Konkret kritisierte Wagner etwa, dass das Beichtsakrament in vielen Gemeinden tot sei. Wortgottesdienste hätten eine Eigendynamik bekommen, die ihn wirklich störe. Er verstehe zudem die Konkurrenz im Verhältnis von Laien und Geistlichen nicht, so Wagner. "Wie kommt es, dass heute Priester Angst vor der Pfarrgemeinderatssitzung haben? Da stimmt doch etwas nicht." Den heimischen Diözesen attestierte der Pfarrer "schon ein bisschen eine Oligarchenwirtschaft", viele Bischöfe stünden alleine da.
Im nun erschienenen Buch, für das Autor Norbert Blaichinger sieben Tage mit Wagner verbracht hat, nimmt der streitbare Geistliche zu verschiedenen Themen Stellung. Dabei wird der Umgang mit Homosexualität genauso thematisiert wie das neue Pontifikat: Er freue sich, dass es dem neuen Papst von Anfang an gelungen sei, auf der weiten Welt Sympathie und Vertrauen zu wecken, wird er im Buch zitiert. Aber: "Ich merke nichts davon, dass die Kirchen voller werden, die Leute mehr beichten gehen und alle, die Papst Franziskus loben, in der letzten Zeit frömmer geworden sind." Bei der Pressekonferenz nahm Wagner nochmals zu seiner Ernennung als Weihbischof, die er später dann abgelehnt habe Stellung. So habe ihn "die falsche diözesane Intrige, dass er einer Frau Geld für eine Abtreibung gab, 2009 veranlasst den Bischofshut nicht anzunehmen."
Kritik an den Aussagen kommt erwartungsgemäß von einem Urgestein der Linzer Diözese. Der Linzer Bischofsvikar Wilhelm Vieböck meinte laut einer Aussendung der Diözese: "Ich finde es erschreckend, dass Pfarrer Wagner das drastische Wort 'Saustall' für die ganze Kirche in Österreich verwendet", so Vieböck in einer Stellungnahme, die die Diözese am Freitag veröffentlichte. Vieböck gilt in der Diözese Linz allerdings seit geraumer Zeit als umstritten und war jahrelang Unterstützer der Anti-Rom-Zeitung "Kirche intern" (heute "Kirche in") Das Buch "Himmel oder Hölle - Sieben Tage mit Dr. Gerhard Maria Wagner, Pfarrer von Windischgarsten", ist in der "edition innsalz" zum Preis von 19,80 Euro erschienen.
Mit Material der KAP / Copyright 2014 Katholische Presseagentur, Wien, Österreich
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