8. Jänner 2015 in Weltkirche
Burke beklagte vor einigen Tagen in einem US-Interview eine «Verweiblichung» der katholischen Kirche.
Vatikanstadt/Washington (kath.net/KNA) Papst Franziskus hat den US-amerikanischen Kardinal Raymond Leo Burke (Foto) zu einer Privataudienz im Vatikan empfangen. Im November war Burke vom Papst von seinem Posten als Leiter des obersten kirchlichen Gerichtshofes im Vatikan auf das eher repräsentative, aber kirchenpolitisch wenig einflussreiche Amt des Kardinalpatrons des Malteserordens versetzt worden. Das war von vielen Beobachtern als Strafversetzung interpretiert worden.
Der 66-jährige Burke gilt als einer der profiliertesten Vertreter des konservativen Flügels im Kardinalskollegium. Er fiel durch deutliche Stellungnahmen und provokante Formulierungen auf. Während der Bischofssynode im Oktober zählte er zu den entschiedensten Gegnern einer Änderung der offiziellen kirchlichen Praxis etwa gegenüber wiederverheirateten Geschiedenen. Es handelte sich am Donnerstag offenbar um den Antrittsbesuch in seinem neuen Amt.
Franziskus hatte der Deutung widersprochen, Burke sei strafversetzt worden. Burke sei eines Tages zu ihm gekommen und habe ihn gefragt, warum er in seinem Amt noch nicht bestätigt worden sei, berichtete der Papst in einem Interview. Er, der Papst, habe darauf verwiesen, dass sein Kardinalsrat für die Kurienreform noch nicht über eine Neustrukturierung der vatikanischen Gerichte befunden habe. Dann habe er die Anfrage des Malteserordens nach einem neuen Kardinalpatron erhalten. Da sei ihm Burke in den Sinn gekommen, weil dieser sich als US-Amerikaner in dem Ambiente bewegen könne.
Unterdessen beklagte Burke in einem US-Interview eine «Verweiblichung» der katholischen Kirche. In dem Gespräch auf einer Website, die sich der Evangelisierung unter Männern verschrieben hat («New Emangelization Project»), kritisiert Burke, radikale Feministen hätten die Kirche verleitet, «konstant Frauenthemen zu Lasten kritischer Themen anzusprechen, die für Männer von Bedeutung» seien. Dieser «Angriff» seit den 60er Jahren habe Männer «marginalisiert zurückgelassen».
Sichtbarer Ausdruck für eine «Feminisierung» der Kirche ist für Burke die Zulassung von Mädchen zum Dienst am Altar. Seit 1983 dürfen Messdienerinnen offiziell Priester bei der Messfeier unterstützen. In den meisten westlichen Gemeinden dienen Mädchen und Jungen heute gemeinsam im Gottesdienst.
«Ich denke, das hat zum Rückgang der Priesterberufung beigetragen», erklärte der frühere Präfekt des Obersten Gerichtshofs der Apostolischen Signatur. Anteil daran habe auch die zunehmende Einbeziehung von Frauen in die Liturgie gehabt. Dies habe an vielen Orten dazu geführt, «dass Männer sich nicht mehr beteiligen wollen».
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