Islamistische Extremisten jagen christliche Kopten in Libyen

21. Jänner 2015 in Weltkirche


21 Kopten seit mehr als zwei Wochen entführt – Kein Schutz für Christen in Libyen


Göttingen (kath.net/GfbV) Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat einen besseren Schutz von christlichen Kopten in Libyen gefordert. „Kopten müssen in Libyen um ihr Leben fürchten, da mit dem „Islamischen Staat“ verbündete islamistische Extremisten gezielt Jagd auf Angehörige der christlichen Minderheit machen und sie entführen oder ermorden“, erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen. Seit dem 30. Dezember 2014 wurden 21 Kopten von islamistischen Gruppen entführt. Gestern demonstrierten in Ägyptens Hauptstadt Kairo Angehörige der Entführten vor dem Büro der Vereinten Nationen und dem Hauptquartier der Arabischen Liga und forderten mehr Engagement für die Freilassung der Verschleppten.

Die Angehörigen der Minderheit wurden am 30. Dezember 2014 und am 3. Januar 2015 in der von Islamisten kontrollierten Stadt Sirte entführt. So wurden acht Personen Ende Dezember an einer Straßensperre verschleppt, als sie Sirte verlassen wollten. Eine andere Gruppe von 13 Christen wurde von bewaffneten Kämpfern nachts aus ihren Wohnungen verschleppt. Weiteren zehn Christen gelang die Flucht vor den Entführern und sie alarmierten die Angehörigen der Verschleppten. Fälschlicherweise war am 7. Januar die Freilassung der Entführten gemeldet worden. Die jungen Männer sind aber noch immer in der Hand ihrer Entführer, die am 12. Januar Fotos von ihnen veröffentlichten. Mindestens 13 der Entführten stammen aus der Stadt Samalut City im Bezirk Minya in Mittelägypten.

Es ist nicht der erste Übergriff auf Kopten in Libyen. Am 23. Dezember 2014 wurden in Sirte der koptische Arzt Magdy Sobhy Tawfiq und seine Ehefrau Sahar Talaat Rizk von mutmaßlichen Islamisten ermordet. Ihre 13 Jahre alte Tochter Catherine wurde entführt, vergewaltigt und ebenfalls ermordet. Ihre zwei jüngeren Schwestern im Alter von neun und zehn Jahren blieben unbehelligt. Tawfiq arbeitete seit dem Jahr 2001 in Sirte als Arzt.

Im Februar 2014 waren sieben Kopten nahe der Stadt Benghazi regelrecht exekutiert worden. Auch kam es mehrfach zu Übergriffen von Islamisten auf koptische Kirchen, so dass viele Kopten aus Angst um ihr Leben das Land verließen.

Vor dem Sturz des Gaddafi-Regimes lebten rund 1,5 Millionen ägyptische Migranten in Libyen. Unter ihnen waren auch tausende Kopten, die wegen der Perspektive auf lukrative Arbeitsplätze in Ägyptens Nachbarland gekommen waren. Mit dem Niedergang der Wirtschaft und der zunehmenden Gewalt kehrten Hunderttausende in ihre Heimat zurück. Heute leben nur noch rund 40.000 Ägypter in Libyen.


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