Großerzbischof von Kiew hofft auf Ukraine-Initiative des Papstes

24. Februar 2015 in Weltkirche


Schewtschuk: Papst-Appelle an Russland und die Ukraine sowie an die Staatengemeinschaft könnten viel bewirken - "Hinweise" auf bevorstehende Aktion - Kritik an Moskauer Patriarchat und an Putin


Rom (kath.net/KAP) Der Großerzbischof von Kiew, Swjatoslaw Schewtschuk, hofft auf eine diplomatische Initiative von Papst Franziskus im Ukraine-Konflikt. Es sei "sehr zu wünschen", dass Franziskus sich mit einem Brief an die Staatsoberhäupter Russlands und der Ukraine wende, sagte der Primas der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine am Montag vor Journalisten in Rom. Es sei jedoch nicht Aufgabe der ukrainischen Bischöfe, den Papst darum zu bitten. Dies müssten die betroffenen Staatsoberhäupter selbst tun.

Zugleich zeigte sich Schewtschuk zuversichtlich, dass Franziskus einen Appell zur humanitären Hilfe für die notleidende Bevölkerung in der Ukraine an die Staatengemeinschaft richten könnte.

Die ukrainischen Bischöfe waren in der vergangenen Woche turnusgemäß zu ihrem sogenannten Ad-limina-Besuch in den Vatikan gereist, um dem Papst und seinen Mitarbeitern über die Lage in ihren Ortskirchen zu berichten.

Die Bischöfe aus des Landes hätten ihn bei ihrer Audienz in der vergangenen Woche um einen solchen Appell gebeten, erklärte der Großerzbischof von Kiew weiter. Die ukrainische Regierung könne die Notlage allein nicht mehr bewältigen. Ob es dazu kommen werde, sei noch ungewiss. Es gebe jedoch Hinweise auf eine bevorstehende päpstliche Aktion.

So habe Franziskus den Bischöfen in seiner Ansprache versichert, er werde an ihrer Seite stehen. Zudem habe er den heutigen Papst schon in Buenos Aires als Mann kennengelernt, "der nicht viele Worte macht, sondern handelt". Schewtschuk fügte hinzu: "Wir werden sehen."

Franziskus hatte durch einen Brief an Kubas Präsidenten Raoul Castro und den US-amerikanischen Präsidenten Barack Obama den Anstoß zur jüngsten Wiederannäherung dieser beiden lange verfeindeten Staaten beigetragen.

Weiter kritisierte Schewtschuk das russisch-orthodoxe Patriarchat in Moskau. Eine Zusammenarbeit mit einem Patriarchat, dass nicht auf die Stimme seiner Gläubigen höre und als "Propaganda-Waffe" der russischen Regierung wahrgenommen werde, bereite ihm "Schwierigkeiten", sagte Schewtschuk.

Der Großerzbischof von Kiew berichtete ferner, dass er den Papst darum gebeten habe, den Ukraine-Konflikt nicht mehr als "Brudermord" zu bezeichnen. Dies sei ein Begriff aus dem Vokabular der russischen Propaganda, der die Bevölkerung in der Ukraine verletze und entmutige.

Als "Mythos" bezeichnete Schewtschuk die Sichtweise von Präsident Wladimir Putin als Verteidiger christlicher Werte. Putin beute die Kirchen aus und instrumentalisiere sie für seine Zwecke, so der Großerzbischof.

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