Vatileaks - Teil 2 - Kampagne gegen Kardinal Pell gestartet

27. Februar 2015 in Aktuelles


Im Vatikan wird eine Kampagne gegen Kardinal Pell, einem klaren Verteidiger der Lehre der Kirche, angezettelt. Das Spiel wird über die Medien ausgetragen. Im Hintergrund geht es um die Familiensynode - P. Lombardi verteidigt Pell


Rom (kath.net/KNA/red) Gegen den Chef des vatikanischen Wirtschaftssekretariates, Kardinal George Pell, regt sich laut einem Pressebericht angeblich starker Widerstand in der Kurie. Laut dem italienischen Nachrichtenmagazin «L'Espresso» (Freitag) wehrt sich das Kardinalsgremium der vatikanischen Güterverwaltung APSA gegen die Beschneidung ihrer Kompetenzen durch die von Papst Franziskus geschaffene Behörde.

Die Kardinäle werfen dem 73-jährigen Pell demnach vor, er versuche, immer weitere Verwaltungsbereiche unter seine Kontrolle zu bringen, und stoße dabei die Mitarbeiter anderer Dikasterien vor den Kopf. Das Wirtschaftssekretariat soll gemeinsam mit dem Wirtschaftsrat die Finanz- und Immobilienbestände des Vatikan erfassen und in eine gemeinsame Bilanz bringen.

Der APSA-Präsident, Kardinal Domenico Calcagno, habe bei Franziskus persönlich gegen Maßnahmen Pells protestiert, schreibt das Blatt. Der Chef des Wirtschaftssekretariates habe Calcagno zuvor per E-Mail mitgeteilt, er werde die Umformung der APSA zu einem bloßen Schatzamt «ohne jede Verzögerung» umsetzen.

Laut «Espresso» zeigte sich der Papst angeblich über Pells Vorgehen überrascht. Franziskus soll sogar die Übertragung der Immobilien des Heiligen Stuhls in die Verwaltungshoheit des Wirtschaftssekretariates vorerst gestoppt haben. Im Juli 2014 hatte er entschieden, der Behörde des Australiers die Aufgaben der sogenannten ordentlichen Sektion der APSA zu übertragen.

Das Magazin beruft sich unter anderem auf das Protokoll eines Gesprächs von Mitgliedern des APSA-Kardinalsgremiums mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am 12. September 2014. Dabei sei der Vorwurf gefallen, Pell betreibe eine «Sowjetisierung» der vatikanischen Finanzverwaltung und versuche, die APSA überflüssig zu machen.

Streit habe es unter anderem um die Finanzierung der römischen Hautklinik Immacolata gegeben. Der neue Chef der Vatikanbank, Jean-Baptiste de Franssu, - laut «Espresso» einer der engsten Unterstützer Pells - habe der in Ordensbesitz befindlichen Einrichtung einen dringend benötigten und vormals zugesagten Kredit von 50 Millionen Euro verweigert. Als Geldgeber habe deshalb die APSA einspringen müssen, um einen Konkurs des Krankenhauses mit 1.500 Mitarbeitern zu verhindern, schreibt das Magazin.

Papstsprecher Federico Lombardi hat am Freitag gegenüber Radio Vatikan scharfe Kritik an der Veröffentlichung geübt: "Die Weitergabe vertraulicher Dokumente an die Presse, um Polemik oder Streit zu schüren, ist nichts Neues, aber sie muss entschieden verurteilt werden, und sie ist illegal!" Scharf reagiert Lombardi darauf, dass der „Espresso“ Kardinal Pell in ein schlechtes Licht rückt. Solche „persönlichen Angriffe“ seien „unwürdig und gemein“.

Im Hintergrund der Medienberichterstattung dürfte es aber um etwas ganz anderes gehen. Interessierte Kirchenkreise haben großes Interesse daran, Kardinal Pell, der bei der letzten Synoden bei Fragen zu Ehe und Familie klar die Lehre der Kirche verteidigt hatte, anzuschwärzen.

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