1. März 2015 in Kommentar
Bischöfliche Irrlichter, Teil II von Hubert Windisch.
München/ Linz (kath.net)
Mit seinem Beitrag Diaspora Deutschland in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 28. Dezember 2014 warf Markus Günther ein grelles Licht auf den Zustand der Kirchen in Deutschland. Die Kirchen seien ideell und pastoral bankrott. Obwohl noch gut situierte und gut funktionierende Apparate, würden sie rasant auf den Zustand einer Quantité négligeable zusteuern. Liest man einige bischöfliche Aussagen der letzten Tage, erscheint dieses Licht nicht mehr so grell.
Welch ein klägliches Kirchenbewußtsein offenbart sich, wenn der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz behauptet, die katholische Kirche in Deutschland sei keine Filiale Roms, um mit dieser Aussage eigene deutsche Lösungen in Bezug auf die Probleme anzudeuten, die im kommenden Oktober auf der Ordentlichen Bischofssynode zum Thema Ehe und Familie behandelt werden! Welch ein Mangel an theologischer Verantwortung zeigt sich, wenn sich Bischöfe Theologen anvertrauen, die seit vielen Jahren die katholische Lehre und Moral zersetzen!
Man wird den Verdacht nicht los, dass leitende Kräfte der katholischen Kirche in Deutschland es dem gescheiterten Kulturprotestantismus nachmachen und in protestantisierendem Nacheifern als katholischer Kulturkatholizismus dort ankommen wollen, wo die evangelische Kirche in Deutschland im Sommer 2013 mit ihrem Orientierungspapier zu Ehe und Familie schon angelangt ist und seitdem unter gutwilligen Gläubigen nur noch lähmendes Entsetzen verbreitet. Hier kollabiert ein System vom Kopf her.
Denn es werden wohl in Zukunft folgerichtig auch Pfarreien keine Filialen der jeweiligen Diözesen mehr sein. Und Pfarrer dürfen ungehorsam sein, weil auch Bischöfe Ungehorsam praktizieren. Es besteht die ernste Gefahr, dass die Wahrheit und Schönheit des katholischen Glaubens deutschnationaler Kleinkrämerei geopfert werden. Viele Gläubige sind irritiert, ratlos, hilflos. Wo sind die Bischöfe, die ihren Mitbrüdern im bischöflichen Amt widersprechen?
George Weigel, der bekannte amerikanische Autor und Biograph von Papst Johannes Paul II. stellt in seinem umfassenden Artikel Between two Synods (Zwischen zwei Synoden) in der Onlineausgabe von First Things vom Januar 2015 die Frage, warum auf der letzten Außerordentlichen Synode im Herbst 2014 gerade Synodenteilnehmer aus dem deutschsprachigen Raum so sehr auf Änderungen in der Ehepastoral und damit einhergehend auch in der Ehelehre drängten, und kommt zu der interessanten Bemerkung, der Grund liege im deutschen Kirchensteuersystem.
Da man annehmen müsse, dass der Mitgliederschwund in der katholischen Kirche weiterhin anhalte, wolle man durch Anbiederung an gesellschaftliche Gegebenheiten in Bezug auf Ehe, Familie und Sexualität Mitglieder halten, damit der Geldstrom nicht versiege. Man wolle also durch Qualitätsabbau den Quantitätsabbau der katholischen Kirche stoppen. Diese Beobachtung von George Weigel provoziert zu folgender Überlegung: Es könnte doch jemand aus der großen Schar der besorgten Laien in Anlehnung an das Vorgehen des Freiburger Kirchenrechtlers Prof. Dr. Hartmut Zapp eine Initiative starten, wonach die Gläubigen von der Fessel des aktuellen Kirchensteuersystems befreit würden, ohne aus der katholischen Kirche austreten zu müssen.
Das frei werdende Kirchensteuergeld könnte dann in jeweiliger Eigenverantwortung kirchlichen Einrichtungen, Aktionen und Gruppierungen zukommen, die zur Auferbauung des Leibes Christi in heutiger Zeit und nicht zu seiner Zerstörung beitragen. Wahrscheinlich wäre eine derartige Initiative in der Diaspora Deutschland im Augenblick die einzige Möglichkeit, so manchen Bischof wieder auf den Boden katholischer Tatsachen zurückzuholen.
Professor Hubert Windisch hatte bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2012 den Lehrstuhl für Pastoraltheologie an der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg inne.
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