An Gender muss man glauben, 'denn beweisen lässt es sich ja nicht'

25. März 2015 in Buchtipp


„Die ganze Gender-Bewegung hat etwas Sakrales an sich. Hier wie dort werden ja keine Forschungsergebnisse präsentiert, sondern Wahrheiten verkündigt.“ - Auszug Nr. 3 aus dem top-erfolgreichen Buch „GenderGaga“ von Birgit Kelle


Asslar (kath.net/adeo Verlag) Wenige Tage vor dem Weihnachtsfest 2012 verkündete einst die damalige Familienministerin Kristina Schröder der Weltgemeinschaft die frohe Botschaft, Gott könne auch eine Frau sein. Gendersensible Sprache und Denkweise kann schließlich vor dem Himmel nicht Halt machen, und dazu ist es auch noch konsequent.

Hat doch die ganze Gender-Bewegung etwas Sakrales an sich. Hier wie dort werden ja keine Forschungsergebnisse präsentiert, sondern Wahrheiten verkündigt. Hier wie dort muss man schon dran glauben, denn beweisen lässt es sich ja nicht. Möglicherweise sollten die Gender Studies endlich den Rechtsstatus einer Kirche beantragen. Damit wären die Professorinnen Hohepriesterinnen und sicher lässt sich im Kleingedruckten auch noch ein Dogma der Unfehlbarkeit verankern, damit sollten die letzten Kritiker endlich ruhig gestellt sein. Natürlich muss es dann auch Strafen geben für die Gender-Ketzer, die immer noch die Biologie verteidigen. Strafe muss sein, ihr Ungläubigen!

Vielleicht wird genderpolitisch unkorrektes Verhalten geahndet durch die Zwangsteilnahme an einem Gender-Kompetenz-Seminar, einem Workshop für Gender Dogmatik, einer Zwangsfortbildung beim AK Sprachhandeln an der Humboldt-Universität oder sonst etwas, das Höllenquallen simulieren kann. Mindestens droht aber die gesellschaftliche Ächtung als Gender-Verweigerer und damit gendertheologisch das finale Aus für die Teilnahme am veganen Abendmahl oder die Bestattung auf dem Berliner Lesben-Friedhof.

Betrachtet man die christliche Welt, dann wird auch dem letzten Menschen einleuchten, welch gigantischer Handlungsbedarf herrscht angesichts verkrusteter patriarchaler Strukturen in dieser gender-unsensiblen, sprich unbekehrten Weltreligion. Millionenfach wird gerade an Weihnachten das Vaterunser gesprochen, werden damit Frauen ausgegrenzt, in Anwesenheit von Kindern! Herrgott (Vorsicht Fettnäpfchen!), wie konnte das nur passieren? Und herzlichen Dank an Frau Schröder für diesen wichtigen Einwand damals kurz vor Weihnachten.

Mutter unser

Was aber sollte man nun vor dem Weihnachtsfest auf die Schnelle tun mit der frohen Botschaft, dass Gott, der Vater, uns seinen Sohn auf Erden geschickt hat? Das sind gleich zwei Männer. Auch eine Flexi-Quote half da nicht weiter. Dazu nur eine Gottesmutter auf Erden. Immerhin – aber zumindest für die evangelischen Freunde nicht viel Trost, die mit der Heiligen Maria nicht so viel anfangen können. Die Frauenquote im Himmel ist jedenfalls desaströser als in jedem deutschen DAX-Vorstand.

Nun also wissen wir, man könne auch „das Gott“ sagen, warum nicht gleich „die Göttin“? Wer ist denn hier schließlich fruchtbar und kann Kinder, alternativ Gottessöhne gebären? Muss denn der Ursprung allen Lebens nicht sogar zwangsläufig weiblicher Natur sein? Unbedacht wird also jeden Sonntag neu eine unnötig einseitige, sexistische Gottesbetrachtung beschworen, die sich womöglich im Jenseits, sollte man noch an selbiges glauben, als falsch erweisen wird. Es ist wirklich Zeit für eine adäquate und gender-sensible Ersatzreligion.

Gut, dass sich auch schon andere Frauen um das Thema bemüht haben, zumindest das Vaterunser-Problem scheint bereits hinlänglich gelöst. Auf der Seite www.frauensprache.com, die sich um politisch korrekte Sprache unter besonderer Berücksichtigung der Frau bemüht, weiß man schon lange, dass das „Patriarchat manipuliert, wo es kann“. Man hat dort jahrtausendealte Lügen der Religion aufgedeckt und geradegezogen. Das Vaterunser heißt jetzt „Oh du atmendes Leben, Ursprung des schimmernden Klanges. Du scheinst in uns und um uns, selbst die Dunkelheit leuchtet, wenn wir uns erinnern. Vater-Mutter des Kosmos, oder Atmendes Leben in allem, Name aller Namen, unsere Identität entwirrt sich durch dich“. Wer jetzt eher verwirrt als entwirrt ist, muss noch an seiner Gender-Kompetenz arbeiten und ein paar Klangschalen aktivieren. Vielleicht hilft auch Alkohol zur Überwindung der Schockstarre.

Geschlechtergerechtigkeit muss her, nicht nur auf Erden, sondern auch im Himmel. Was fällt Gott eigentlich ein, uns einen Sohn zu schicken? Hätte es eine Tochter nicht auch getan? Weit und breit kein Diversity-Programm und keine Frauenförderung im Himmel und dazu hat er noch ein Buch hinterlassen, das nur so vor Frauenfeindlichkeit strotzt. Ja, genau, die Bibel, dies historische Unterdrückungspamphlet. Wie kann es denn sein, dass diese Bibel bis heute noch im Umlauf ist? Weltweit! Insofern sollten wir vor allem der Evangelischen Kirche in Deutschland wirklich sehr dankbar sein, dass sie sich mithilfe der Gender-Theologie ans Werk gemacht hat, die christliche Welt ebenfalls endlich gerecht zu gestalten. Das Jahr 2006 kann also ohne Untertreibung als Meilenstein für die Gender-Gerechtigkeit bezeichnet werden, als endlich die „Bibel in gerechter Sprache“ erschien.

Moment, ist die bisherige Bibel etwa ungerecht? Muss ja so sein, sonst gäbe es ja keinen Anlass, eine „gerechte“ Bibel zu verfassen. Damit es ganz besonders gerecht zugeht, wurde die gerecht Bibel auch noch mithilfe von „Forschungsgerechtigkeit“ erstellt: 42 Forscherinnen und 10 Forscher haben mitgearbeitet. Was daran gerecht sein soll, wenn viermal mehr Frauen mitmachen dürfen als Männer, ist zwar etwas erklärungsbedürftig bestätigt aber erneut die alte These: Wo Gender draufsteht, ist erst mal Frau drin. Das muss die ausgleichende Gerechtigkeit dafür sein, dass über zwei Jahrtausende nur Männer die Bibel übersetzt haben. Jetzt wird mit gerechten Bibel-Versen zurückgeschossen. Außerdem muss man einfach davon ausgehen, dass Frauen mit angeborenem Opferstatus die Ungerechtigkeiten der Welt und der Sprache von Natur aus empfindsamer zur Kenntnis nehmen als Männer und somit qua Geburt Gender Expertinnen sind. Zumindest alle Frauen außer den Ungläubigen.

Wobei Bibel-„Übersetzung“ nicht unbedingt das richtige Wort ist, um dieses Werk zu beschreiben, „Interpretation der Bibel“ wäre wohl das „gerechtere“ Wort. Eine der Herausgeberinnen, Pfarrerin Hanne Köhler, bezeichnete diese Bibel sowieso nur als „Zwischenstand auf einem Weg, der niemals endet“ und man weiß nicht so recht: ist das eine Verheißung oder eine Drohung?

Aber sie hat wohl recht. Denn als man das Werk 2006 veröffentlichte konnte keiner ahnen, dass noch so viele unentdeckte Geschlechter existieren. Heute sind wir klüger. Man kann aber nur hoffen, dass nicht noch jemand aus dem „AK Sprachhandeln“ von der Humboldt-Universität zu der Truppe der Übersetzerinnen stößt und die transsexuellen Aspekte mit einbauen will, denn sonst kann es mit dem meistgelesenen Buch der Welt noch ganz schlimm enden. Vermutlich heißt sie dann auch nicht mehr „Bibel in gerechter Sprache“ sondern „Bibelx in gerechta Sprach_In“.

kath.net-Lesetipp:
GenderGaga
Wie eine absurde Ideologie unseren Alltag erobern will.
Von Birgit Kelle
Hardcover, 192 Seiten
2015 Adeo
ISBN 978-3-86334-045-2
Preis 18.50 EUR

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Gendergaga | Interview mit Birgit Kelle | Kongress christlicher Führungskräfte 2015 | ERF Medien


Foto oben (c) kath.net/ERF (Screenshot)/adeo Verlag


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