Trauerfälle: Bestatter treten zunehmend an die Stelle von Geistlichen

21. März 2015 in Chronik


Änderungen in der Beerdigungskultur - Theologe: Kirche könnte Glaubensunterricht für die Berufsgruppe anbieten


Schifferstadt (kath.net/idea) In Trauerfällen tritt der Bestatter zunehmend an die Stelle des Geistlichen. Diese Beobachtung schildert der Theologe Klaus Dirschauer (Bremen) im Deutschen Pfarrerblatt (Schifferstadt). Der Bestatter kümmere sich nicht mehr nur um den Leichnam, den Sarg und das Grab: „Der Bestatter ist nicht mehr bei seinem Spaten geblieben, er hat längst das Wort ergriffen.“ Er gehe einfühlsam auf die Angehörigen zu, sei im Beratungsgespräch an den ersten Schritten der Trauerarbeit beteiligt und stehe weiter als Ansprechpartner zur Verfügung. Der Bestatter habe längst begonnen, den bisher „dominierenden Geistlichen zu relativieren und gewissermaßen zu klerikalen Arbeitnehmern zu delegieren“. Der Bestatter mache den Tod bekannt, helfe dabei, die Anzeige zu erstellen und den Trauerbrief zu entwerfen. Wenn er nicht selbst die Traueransprache und mit ihr die ganze Bestattung übernehme, verständige er den zuständigen Pfarrer oder einen Trauerredner.

Außerdem sei in vielen Städten der östlichen Bundesländer der zur Bestattung erwünschte Pfarrer zum Ausnahmefall geworden. Dirschauer empfiehlt Bestattern für ihre zukünftige Arbeit – Trost zu spenden und Sinn zu stiften –, sich aus- und weiterzubilden. Sie könnten dazu aus Religion, Philosophie und Literatur schöpfen. Das könne damit beginnen, die Spruchweisheiten mit ihrem dekorativen Charakter auf den Todesanzeigen und Trauerbriefen gewissenhafter auszusuchen und selbst inhaltlich zu meditieren. Laut Dirschauer könnten Kirchenkreise in ihrer Region ein Erwachsenenkatechumenat (Glaubensunterricht) für Bestatter anbieten.

Nach seinen Angaben lag die Zahl der Verstorbenen in Deutschland 2013 bei 895.000. Für 313.250 Personen – getaufte Katholiken, Protestanten sowie Nichtgetaufte – sei keine kirchliche Bestattung in Anspruch genommen worden. Der Anteil der Feuerbestattungen habe 2013 zum ersten Mal die 50-Prozent-Marke überschritten (50,5 Prozent).



Foto (c) kath.net/Petra Lorleberg


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