31. März 2015 in Deutschland
Innerevangelische Diskussion Aus der evangelikalen Bewegung kommt Lob und Kritik Parzany: Das EKD-Lehramt verkünde, es sei für die Auferstehungshoffnung nicht konstitutiv zu wissen, ob das Grab voll oder leer war.
Kassel (kath.net/idea) Ein geteiltes Echo unter Evangelikalen hat das EKD-Grundlagenpapier Für uns gestorben zum Kreuzestod Jesu Christi ausgelöst. Die am 26. März veröffentlichte 192-seitige Orientierungshilfe geht auf biblische Aussagen und die Geschichte der Kreuzestheologie ein. Außerdem werden Fragen beantwortet, die häufig zu dem Thema gestellt werden. Der EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München), bezeichnet das Kreuz in einem Geleitwort als das christliche Zeichen der Menschenfreundlichkeit Gottes und der Versöhnung der Welt. Der frühere Hauptredner der Evangelisation ProChrist, Pfarrer Ulrich Parzany (Kassel), vertritt in einem Kommentar für die Evangelische Nachrichtenagentur idea die Ansicht, dass das Papier manches Hilfreiche, aber viel Irritierendes enthält. Er lobt, dass die biblischen Aussagen klar präsentiert und die Geschichte der Kreuzestheologie gute Orientierung biete. Es gehe aber in dem Text nur um wie es heißt die neutestamentlichen Reflexionen über Jesu Leiden und Sterben, aber nicht etwa um das, was Jesus vor der Kreuzigung und nach der Auferstehung den Aposteln gesagt habe.
Ist es gleichgültig, ob Jesu Grab voll oder leer war?
Zum Thema Sühnetod werden laut Parzany alle sich gegenseitig ausschließenden theologischen Positionen feilgeboten. Alles gleich gültig? Alles gleichgültig. Das EKD-Lehramt verkünde: Es ist für die Auferstehungshoffnung nicht konstitutiv zu wissen, ob das Grab voll oder leer war. Auf die Frage Was wird aus denen, die nicht an Gott, geschweige denn an Jesus Christus glauben? laute die Antwort: Christus ist ganz gewiss für alle Menschen gestorben, nicht nur für die Christen ... Es ist nicht die Aufgabe christlicher Verkündigung mit dem Ausschluss von dem ewigen Leben zu drohen. Der christliche Glaube freut sich nicht an Ausschlüssen, ... er gibt niemanden, der nicht an Jesus Christus glauben kann, der endgültigen Gottesferne preis. In der klassischen Theologie hat sich diese Hoffnung in dem Gedanken ausgesprochen, noch nach seinem Tod könne ein Mensch Vertrauen zu Christus fassen. Parzanys Fazit: Diese klassische Theologie bevorzugt Opium-Religion und liest die Bergpredigt nicht, in der Jesus vor Verdammnis warnt (Matthäus 7,31).
Präses Diener: Das Neue Testament spricht von Heil und Verdammnis
Für unzureichend hält den Text an dieser Stelle auch der Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes (Vereinigung Landeskirchlicher Gemeinschaften), Pfarrer Michael Diener (Kassel). Er ist auch Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz. Man müsse darauf hinweisen, dass die neutestamentliche Botschaft sowohl Heil als auch Verdammnis, sowohl Rettung als auch Trennung von Gott kenne, schreibt Diener in einer Stellungnahme. Bei der Frage nach dem leeren Grab werde er nicht nur sagen, was es alles nicht leisten könne, und die Antwort umgehen, sondern die biblischen Auferstehungsberichte bezeugend zu Wort kommen lassen.
Dennoch freue er sich über den Text und könne ihm weithin zustimmen, so der Präses. Die EKD-Kammer für Theologie und ihr Vorsitzender Prof. Christoph Markschies (Berlin) hätten sehr gründlich theologisch gearbeitet. Vor allem werde das für uns gestorben eindeutig und überzeugend in den Mittelpunkt gestellt. Außerdem sei es gelungen, die Bedeutung des umstrittenen Sühneverständnisses historisch, aber auch soteriologisch zu erhellen. Soteriologie ist die theologische Lehre vom Erlösungswerk Christi. Diener: Wer sich auf die Ausführungen einlässt, der kann auch so etwas wie Freude und Zuversicht über das Erlösungshandeln Gottes in Jesus Christus erfahren und erleben.
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Foto (c) kath.net/Petra Lorleberg
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