15. April 2015 in Aktuelles
Der Philosoph Robert Spaemann hat Papst Franziskus eine «chaotische» Amtsführung und theologisches Desinteresse vorgeworfen.
Freiburg (kath.net/KNA) Der Philosoph Robert Spaemann hat Papst Franziskus eine «chaotische» Amtsführung und theologisches Desinteresse vorgeworfen. «Das Gefühl des Chaos wird man nicht ganz los», sagte Spaemann der Freiburger «Herder Korrespondenz». Er habe den Eindruck, dass der Papst nicht viel lese und mit Theologie nicht viel im Sinn habe, so Spaemann. Er sprach von einer ambivalenten Bilanz des bisherigen Pontifikats.
So stehe der Papst für eine traditionelle Frömmigkeit, etwa wenn er vor dem Teufel warne, und trete autoritär auf. Die Vorbereitung der für Herbst geplanten Familien-Synode sei «irritierend», weil der Papst einseitig Partei ergreife, kritisierte Spaemann. Es werde sich erst in Zukunft zeigen, ob «Franziskus' Art als ein Aufbruch wahrgenommen wird - oder als ein Ausrutscher».
In dem Doppelinterview für das Sonderheft zum «Phänomen Franziskus» widersprach der Berliner Philosoph Hans Joas in weiten Teilen dieser Kritik. So habe er die Schrift des Papstes «Evangelii Gaudium» als «in vielerlei Hinsicht grandios» empfunden. Auch stelle sich Franziskus den Zukunftsherausforderungen, die etwa in der Globalisierung des Christentums und der religiösen Pluralisierung lägen. In der von Franziskus entfachten Dynamik liege die Gefahr, dass Konflikte losbrechen und «ungute Fliehkräfte» die Kirche gefährden könnten, so Joas: «Die Analogie zu Michail Gorbatschow drängt sich für mich auf.»
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