16. April 2015 in Kommentar
Von DBK und EKD verantwortete Woche für das Leben gibt Befürworter der Sterbehilfe Raum, doch Lebensrechtsorganisationen wie CDL und Bundesverband Lebensrecht werden hingegen nicht eingebunden. Kommentar von Matthias Pankau (idea)
Berlin (kath.net/idea) Vom 18. bis 25. April veranstalten die beiden großen Kirchen die alljährliche Woche für das Leben. Unter dem Thema Sterben in Würde befasst sich die Aktion mit der Debatte zum assistierten Suizid sowie dem Umgang mit sterbenden Menschen. Der Schutz ungeborener Kinder spielt keine Rolle wieder einmal. Ein Kommentar von idea-Redakteur Matthias Pankau.
Alle reden vom Sterben am Lebensende. Dabei ist jedes Jahr offiziellen Angaben zufolge für über 100.000 Menschen in Deutschland das Leben zu Ende, bevor sie überhaupt das Licht der Welt erblickt haben. Denn sie werden abgetrieben. Lebensrechtsbewegungen gehen davon aus, dass die tatsächliche Zahl der im Mutterleib getöteten Kinder noch deutlich höher liegt. Umso unverständlicher ist es, dass die evangelische und die katholische Kirche dieses Unrecht bei der Woche für das Leben ausblenden. Dabei hatte die katholische Kirche die Woche 1991 doch initiiert, um die Bevölkerung für den Schutz ungeborener Kinder zu sensibilisieren. Seit 1994 wird sie von beiden großen Kirchen gemeinsam veranstaltet. Im Brennpunkt stand anfangs ausschließlich die Tötung von Kindern im Mutterleib. Doch dieses Kernthema ist immer stärker in den Hintergrund getreten.
Eine merkwürdige Podiumsdiskussion
Zwar heißt es in der offiziellen Einladung nach wie vor, die Woche für das Leben sei die ökumenische Aktion der evangelischen und katholischen Kirche für den Schutz und die Würde des Menschen vom Lebensanfang bis zum Lebensende. Thematisiert wird der Lebensanfang aber nicht. Sterben in Würde lautet das Thema 2015, das sich aber ausschließlich auf das Ende des Lebens bezieht. Zur Eröffnung der Woche in Hamburg werden darüber Vertreter der beiden großen Kirchen unter ihnen der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm sowie der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, mit dem Soziologieprofessor Armin Nassehi (München) und dem Notfallmediziner und ehemaligen Geschäftsführer eines Hospizes, Michael de Ridder (Berlin), diskutieren.
Doch Sterbehilfe zulassen?
De Ridder hatte im Magazin Cicero zum Thema Sterbehilfe u.a. erklärt, Sterben zuzulassen, falle den meisten Ärzten immer noch schwer. Man könne dem Dogma von der Heiligkeit des Lebens auch bis zur Unmenschlichkeit anhängen. Das lasse sich auf mancher Intensivstation immer noch beobachten. Als Arzt helfend an einem Akt teilzunehmen, der tiefstes Leid beendet, ist für mich niemals unethisch, vielmehr Ausdruck äußerster empathischer Zuwendung des Arztes zu seinem Patienten, so de Ridder weiter. Gewiss, eine Podiumsdiskussion lebt von gegensätzlichen Meinungen und Ansichten. Nun ist die Woche für das Leben aber eine Veranstaltung der Kirchen, die sich dem unbedingten Schutz des menschlichen Lebens als Ebenbild Gottes verpflichtet wissen (sollten). Warum bekommen da auch solch gegensätzliche Ansichten ein Podium?
Lebensrechtler wurden nicht eingebunden
Lebensrechtorganisationen wie das Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen oder die Christdemokraten für das Leben (CDL), die sich entschieden gegen Abtreibung und Sterbehilfe einsetzen, wurden hingegen erneut nicht an den Vorbereitungen der Woche für das Leben beteiligt.
Der Bundesverband Lebensrecht veranstaltet deswegen zur Eröffnung der Woche eine begleitende Fachtagung. Das Thema Du sollst nicht töten lassen Grenzen der Selbstbestimmung. Der Philosoph Prof. Robert Spaemann wird zum Thema sprechen Es gibt kein gutes Töten. Der Sozialwissenschaftler Prof. Manfred Spieker wird der Frage nachgehen, ob die Selbsttötung ein neues Menschenrecht sei.
Geschredderte Küken regen mehr auf als getötete Kinder
Zurück zur vorgeburtlichen Tötung von Kindern: Was sagt das aus über den Zustand einer Gesellschaft, deren Volksseele kocht angesichts des zugegebenermaßen massenhaften Schredderns von männlichen Küken, die aber schweigt, wenn jedes Jahr eine Stadt von der Größe Heidelbergs abgetrieben wird? Hier müssen die Kirchen Mahner sein, sich laut und unmissverständlich zu Wort melden. Tun sie das nicht, werden sie unglaubwürdig.
Primas von Frankreich, Philippe Kardinal Barbarin (Lyon), beteiligte sich am Pariser ´Marsch für das Leben 2014´: "Ich halte die Abtreibung für das größte Leiden unseres Landes"
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