20. April 2015 in Deutschland
DBK und EKD bieten bei Auftaktveranstaltung für die Woche für das Leben dem Sterbehilfebefürworter Michael de Ridder eine Plattform
Hamburg (kath.net/KNA) Die katholische und die evangelische Kirche haben am Wochenende in Hamburg die bundesweite «Woche für das Leben» eröffnet. Sie steht unter dem Jahresthema «Sterben in Würde» und stellt die gesellschaftliche und politische Debatte über den assistierten Suizid sowie den Umgang mit schwerstkranken und sterbenden Menschen in den Mittelpunkt. Der Bundestag wird voraussichtlich im Herbst über Gesetzentwürfe zur Sterbebegleitung und Suizidbeihilfe entscheiden.
Im dem ökumenischen Eröffnungsgottesdienst sprachen sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, gegen eine Beihilfe zur Selbsttötung aus.
Marx sprach von einem «Armutszeugnis für eine Gesellschaft, in der die Möglichkeit zur Selbsttötung bloß zu einer weiteren Option unter vielen wird: Pflegeheim, Krankenhaus, Suizid». Humanität messe sich gerade daran, wie eine Gesellschaft mit ihren Alten und Schwerstkranken umgehe. Die Gesellschaft dürfe nicht hinnehmen, dass der Wunsch nach einem schnelleren Tod dadurch entstehe, dass die Menschen sich im Sterben alleingelassen fühlten, mahnte Marx. Auch brauche es Ärzte, die Menschen im Sterben begleiten, aber nicht solche, die töten.
Bedford-Strohm betonte, in Würde sterben zu dürfen bedeute nicht, «alle Optionen zu haben, um sich jederzeit selbst töten zu können». Vielmehr brauche es eine «Kultur des Sterbens» in Deutschland, «die nicht länger von der Angst geleitet ist». Er forderte eine ausreichende Finanzierung der Pflege und der Palliativbegleitung. Die Begleitung des Sterbenden könne niemals von Kosten-Nutzen-Abwägungen abhängig gemacht werden.
Bei einer anschließenden Podiumsdiskussion über Autonomieverlust und Selbstbestimmung am Lebensende forderten Marx und Bedford-Strohm ein Verbot von Sterbehilfevereinen und von Vereinen zur Förderung des assistierten Suizids. Der Berliner Mediziner und Hospiz-Geschäftsführer Michael de Ridder sprach sich dafür aus, assistierten Suizid unter die ethische Gewissensentscheidung des Arztes zu stellen.
Der Hamburger katholische Erzbischof Stefan Heße forderte Respekt vor der existenziellen Gewissensentscheidung eines Menschen, wenn er in die «Dunkelzone» am Lebensende eingetreten sei, in der keinerlei Hilfe mehr möglich sei. Wichtig sei aber auch, dass die Sterbenden nicht von Angehörigen oder Medizinern «dorthin gedrängt werden, wo wir sie haben möchten».
Die Hamburger evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs sagte, niemand wisse, was er im Moment des Sterbens fühlen werde und ob er nicht doch länger leben wolle. Würdiges Sterben brauche diesen Raum der Individualität. Es brauche Zeit, Zuneigung, Gespräch und «dass wir uns aussetzen und nicht fliehen». Die Aufgabe der Kirche könne darin liegen, die Gesellschaft zur Einsicht zu führen, dass die Auseinandersetzung mit dem Tod nicht erst auf dem Sterbebett beginne.
Nach der Diskussion besuchten Marx, Bedford-Strohm, Heße und Fehrs noch gemeinsam eine Palliativstation in einer Hamburger Klinik. Die «Woche für das Leben» geht bis zum 25. April. Bundesweit werden zahlreiche Veranstaltungen zum Jahresthema etwa von Gemeinden, Akademien und Kirchen organisiert.
Hamburg: Kirchen eröffnen ´Woche für das Leben´ - Darstellung der Nachrichten: ´Vertreter beider Kirchen sprachen sich gegen eine zu liberale Sterbehilfe aus´
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