Bischof Overbeck dämpft Reformerwartungen an Familiensynode

14. Mai 2015 in Familie


Essener Bischof: Man dürfe von den bischöflichen Beratungen etwa über wiederverheiratete Geschiedene oder Menschen in homosexuellen Beziehungen «keine Wunder erwarten».


Mülheim (kath.net/KNA/red) Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck warnt vor zu hohen Erwartungen an die Weltbischofssynode im Herbst im Vatikan. Man dürfe von den bischöflichen Beratungen etwa über wiederverheiratete Geschiedene oder Menschen in homosexuellen Beziehungen «keine Wunder erwarten», sagte er am Dienstagabend in Mülheim. Overbeck verwies auf die weltweit unterschiedlichen kulturellen Traditionen zu diesen Themen. Es wäre schon viel gewonnen, wenn die Synode Entwicklungen ermögliche, die sich der Komplexität der Weltkirche annähern.

Vom 4. bis 25. Oktober kommt die Bischofssynode in Rom zusammen, die konkrete Leitlinien für die Pastoral der Familien erarbeiten will. Zur Vorbereitung hatte Papst Franziskus Umfragen an der Kirchenbasis initiiert, die eine tiefe Kluft zwischen kirchlicher Lehre über die Sexualmoral und der Praxis der Katholiken belegen. Das Nein zu Kondomen, gleichgeschlechtlichen Partnerschaften oder der Ausschluss wiederverheirateter Geschiedener von der Kommunion wird in Deutschland nur von einer Minderheit der katholischen Kirchenmitglieder geteilt. (Anm.d.kath.net-Redaktion: Allerdings weisen praktizierende Katholiken auch immer wieder darauf hin, dass die Kirche im deutschen Sprachraum in diesen Themen zu wenig über ihre eigene Lehre informiere.)

Für einheitliche Segensrituale für wiederverheiratete Geschiedene oder homosexuelle Paare, wie sie in Antworten auf die Vatikan-Befragung oder vor wenigen Tagen vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gefordert wurden, sieht Overbeck bislang keine Chance. «Das ist rechtlich für mich nicht möglich.» Er setze hier auf seine Seelsorger vor Ort. «Ich halte es für gut, hier seelsorgerisch sehr klug vorzugehen - ohne daraus gleich eine öffentliche Norm zu machen.»

Overbeck lobte den neuen Stil der innerkirchlichen Auseinandersetzung, die durch die Synode in Gang gesetzt worden sei. «Dass die Befragung geschieht, ist ein Wunder gegenüber dem, was wir vorher gewohnt waren», so der Bischof. Zugleich bekundete er die Hoffnung, dass es bei den Beratungen nicht zu gegenseitigen Verwerfungen komme und die Rechtgläubigkeit des anderen nicht infrage gestellt werde.

Der Bischof warf die Frage auf, wie die Kirche mit der Geschichtlichkeit von Lehrentwicklungen umgehe. Noch in den 1930er Jahren sei ein Moraltheologe deshalb verurteilt worden, weil er die Position vertreten habe, dass die Sexualität von Eheleuten neben der Fortpflanzung auch der gegenseitigen Liebe und Hingabe diene. 30 Jahre später habe das Zweite Vatikanische Konzil genau diese Sicht als Lehre der Kirche definiert. «Das macht mich ziemlich nachdenklich.»

Overbeck äußerte sich bei einem Podium an der Katholischen Akademie «Die Wolfsburg». Dabei nannte es der Mainzer Moraltheologe Stephan Goertz problematisch, dass die Kirche für den Bereich der Sexualität sehr konkrete Normen und Gebote festgezurrt habe. Es wäre besser, wenn sie - wie in anderen Themenfeldern auch – lediglich Grundprinzipien formuliere.

Weiterführender kath.net-Artikel: „Wir wünschen uns von der Synode eine starke Prophetie über die Ehe“.

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Foto Bischof Overbeck (c) Bistum Essen


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