Theologe: Es gibt keine religiös unmusikalischen Menschen

30. Mai 2015 in Spirituelles


Kongress für Psychotherapie und Seelsorge befasst sich mit dem „guten Leben“ – Tübinger evangelischer Theologieprofessor Hans-Joachim Eckstein forderte Psychotherapeuten und Seelsorger dazu auf, in Gesprächen auf Gott hinzuweisen.


Würzburg (kath.net/idea) Jeder Mensch hat eine tiefe Sehnsucht nach Gott. Davon ist der Theologieprofessor für Hans-Joachim Eckstein (Tübingen) überzeugt. Er sprach beim 8. Internationalen Kongress für Psychotherapie und Seelsorge. Dieser fand vom 20. bis 23. Mai in Würzburg zum Thema „Das gute Leben“ statt. Eckstein zufolge gibt es keine religiös unmusikalischen Menschen: „Es gibt nur Menschen, die ihr Klavier mit zugeklapptem Deckel spielen.“ Er forderte Psychotherapeuten und Seelsorger dazu auf, in Gesprächen auf Gott hinzuweisen. Jeder Mensch sehne sich nach Wertschätzung und Anerkennung. Viele fühlten sich jedoch ungeliebt. Christen könnten ihnen zusprechen, dass sie von Gott geliebt sind. Eine bedingungslose Liebe sei im Tiefsten nur in Gott und seinem Sohn Jesus Christus erfahrbar. Eckstein verwies dazu auf das Johannes-Evangelium 3,16: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab.“ Jesus Christus bewirke körperliche und seelische Heilung.

Zudem stifte der christliche Glaube Gemeinschaft mit anderen Menschen. Eckstein zufolge glichen viele Menschen ihre Gottessehnsucht durch eine andere Sucht aus, etwa nach Erfolg, Sex oder Drogen. Ein erfülltes Leben sei jedoch nur durch eine Beziehung zu Jesus Christus möglich. Dies betreffe nicht nur das irdische, sondern auch das ewige Leben. Eckstein: „Christen können zwar noch sterben, aber sie können nicht mehr tot sein.“ Diese Erkenntnis sei für den Alltag befreiend.

Was gutes Leben ausmacht

Laut dem Professor für Altes Testament am Theologischen Seminar Elstal (bei Berlin), Michael Rohde, ist gutes Leben eine Gabe Gottes. Dazu gehöre auch Kinderreichtum. Dieser sichere das Überleben einer Gesellschaft. Gutes Leben sei in der Bibel zudem dadurch gekennzeichnet, dass es verschwenderisch, großzügig und gastfreundlich sei. Es finde in der Gemeinschaft statt, etwa beim gemeinsamen Essen und Feiern sowie im Zusammensein von Mann und Frau. Ebenso wichtig sei, vor Gott und Menschen anerkannt zu sein. Rohde: „Der Mensch lebt auf, wenn er öffentliches Ansehen und Ehre erfährt, wenn sein Gegenüber ihn erkennt.“ Zum guten Leben gehöre zudem das Wissen um die eigene Endlichkeit. Diese Einsicht mache weise und helfe, die Tage zu nutzen. Gutes Leben bedeute, sein Leben auszuschöpfen und „alt und lebenssatt zu sterben“. Rohde rief dazu auf, Gott für das geschenkte Leben dankbar zu sein: „Der Mensch lebt vor seinem Schöpfer und soll ihm danken.“ Die Lebensordnung der Bibel strotze vor Lebensfreude und gebe für ein gutes Leben Orientierung. Zugleich vermittle die Bibel die Einsicht, dass Gottes Güte besser sei als das irdische Leben. Die Verbindung mit Gott eröffne die Perspektive zur Ewigkeit.

Luthers Berufsverständnis kann im Arbeitsalltag mehr Gelassenheit bringen

Der Theologieprofessor Christian Möller (Heidelberg) bezeichnete das Berufsverständnis des Reformators Martin Luther (1483-1546) auch heute als hilfreich. Luther zufolge ist jede Arbeit ein Dienst am Nächsten. Es könne mehr Gelassenheit bringen, wenn man seine Arbeit als Berufung durch Gott verstehe, so Möller. Jede Tätigkeit sei damit vor Gott als gleichwertig anerkannt. Man müsse dann nicht mehr unbedingt nach einer Beförderung streben, sondern könne auch vermeintlich geringe Dienste ausüben. Veranstalter des Kongresses mit 950 Teilnehmern ist die Akademie für Psychotherapie und Seelsorge“ (Bad Homburg). Sie möchte Begegnungen zwischen Psychotherapie und christlicher Seelsorge in Wissenschaft und Praxis fördern. Vorsitzender ist der Psychiater und Psychotherapeut Martin Grabe (Oberursel/Frankfurt a. M.).


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