Reichtum ohne Großherzigkeit macht steril

25. Mai 2015 in Aktuelles


Franziskus in Santa Marta: Das Kamel und das Nadelöhr. Reichtum, der nicht geteilt wird, führt zu Verschlossenheit, Hoffnungslosigkeit und Korruption. Der Weg Jesu. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Das Kamel und das Nadelöhr, oder: wie sich die Begeisterung für Christus in wenigen Sekunden in Traurigkeit und Verschlossenheit in sich selbst verwandeln kann. Das Evangelium aus Lukas über den Reichtum und den reichen jungen Mann gehört zu den bekanntesten Abschnitten der Heiligen Schrift (Mk 10,17-37). Auf diesen konzentrierte sich Papst Franziskus in seiner Predigt am Montag nach Pfingsten, der im Vatikan kein Feiertag ist, bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“.

Ein junger reicher Mann begegnet Jesus, bittet ihn, ihm nachfolgen zu dürfen. Er versichert dem Herrn, immer nach seinen Geboten zu leben. Dann aber ändern sich sein Gemütszustand und seine Haltung. Er wird traurig, als Jesus ihm den letzten Schritt mitteilt, den er gehen muss. Nur „eines“ fehlt noch: „Geh, verkaufe, was du hast, gib das Geld den Armen, und du wirst einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!“ (V.21).

Auf einen Schlag, so der Papst, „weichen die Freude und die Hoffnung aus jenem Mann“, da er nicht auf seinen Reichtum verzichten wolle:

„Die Anhänglichkeit gegenüber dem Reichtum ist der Beginn jeder Art von Korruption, überall: persönliche Korruption, Korruption in den Geschäften, auch die kleine Korruption, wenn es um den Handel geht, die Korruption jener, die 50 Gramm vom richtigen Gewicht abziehen, politische Korruption, Korruption in der Erziehung... Warum? Weil jene, die an ihrer Macht, an ihren Reichtümern hängend leben, meinen, im Paradies zu sein. Sie sind verschlossen, sie haben keinen Horizont, sie haben keine Hoffnung. Am Ende werden sie alles zurücklassen müssen“.

„Es ist da ein Geheimnis im Besitz des Reichtums“, merkte Franziskus an: „Der Reichtum hat die Fähigkeit, zu verführen und zu einer Verführung zu bringen und uns meinen zu lassen, dass wir in einem Paradies auf Erden sind“. Dagegen sei jenes „Paradies auf Erden“ ein Ort ohne Horizont. Er ähnle jenem Stadtviertel, das der Papst in den 70ger Jahren gesehen habe: ein Viertel der Reichen, die dessen Grenzen mit Waffen geschützt hätten:

„Und ein Leben ohne Horizont ist ein steriles Leben, ein Leben ohne Hoffnung ist traurig. Die Anhänglichkeit gegenüber dem Reichtum macht uns traurig und steril. Ich sage ‚die Anhänglichkeit’, ich spreche nicht von der ‚guten Verwaltung der Reichtümer’, denn die Reichtümer sind für das Gemeinwohl, für alle. Und wenn der Herr einem Menschen Reichtum schenkt, dann deshalb, damit er ihn für das Wohl aller nützt, nicht für sich selbst, nicht damit er ihn in seinem Herzen verschließt, das dann korrupt und traurig wird“.

Der Reichtum ohne Großherzigkeit „lässt uns meinen, dass wir mächtig sind wie Gott. Und am Ende nimmt er uns das Beste: die Hoffnung“. Doch Jesus, so der Papst abschließend, zeige im Evangelium die rechte Weise, eine Fülle von Gütern zu leben:

„Die erste Seligpreisung: ‚Selig, die arm sind vor Gott’, das heißt sich diese Anhänglichkeit abzustreifen und so zu handeln, dass der Reichtum, den der Herr einem gegeben hat, für das Gemeinwohl ist. Das ist die einzige Weise. Die Hand öffnen, das Herz öffnen, den Horizont öffnen. Wenn aber deine Hand verschlossen ist, wenn dein Herz verschlossen ist wie das jenes Mannes, der Festgelage hielt und luxuriöse Kleider trug, dann hast du keine Horizonte, dann siehst du die anderen nicht, die bedürftig sind, und wirst das Ende jenes Mannes nehmen: fern von Gott“.

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