26. Mai 2015 in Familie
Präfekt der Gottesdienstkongregation stellt zum Richtungsstreit vor Familiensynode fest: Wenn die Kirche aufhört, das Evangelium zu verkünden, ist sie am Ende. Sie kann es mit den Mitteln von heute tun, aber in Festigkeit.
Vatikan (kath.net) Die Kirche kann keine neue Idee von Familie vorantreiben. Dies stellte Robert Kardinal Sarah (Foto), der seit November 2014 Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst ist, vor wenigen Tagen im Rahmen einer Buchpräsentation. Vorgestellt wurde die dreibändigen Reihe Famiglia, lavori in corso. Die Beiträge in zwei der drei Bände stammen von Mitarbeitern des Päpstlichen Institutes Johannes Paul II. für Studien zu Ehe und Familie. In italienischen Medien wurden seine Aussagen z.T. in wörtlicher Rede wiedergegeben. Schon in seinem Interviewbuch hatte Sarah geäußert, er bestätige feierlich, dass die Kirche Afrikas sich entschieden jeder Rebellion gegen die Lehre Jesu und des Lehramtes widersetzen wird. Dabei setze er sein Vertrauen auf die Treue von Papst Franziskus.
kath.net dokumentiert einige Kernzitate aus den Äußerungen Sarahs während der Buchpräsentation in eigener Übersetzung:
Die Leute denken, dass es eine Revolution gibt, aber so wird es nicht sein können. Denn die Lehre gehört niemandem, sondern sie ist die Lehre Christi.
Heute muss die Kirche gegen den Strom schwimmen (kämpfen), mutig und hoffnungsvoll, ohne Angst davor, die Stimme zu erheben, um die Betrügereien und Manipulationen und die falschen Propheten beim Namen zu nennen. In zweitausend Jahren war die Kirche mit unzähligen Gegenwinden konfrontiert, aber mit der Hilfe des Heiligen Geistes hat sie ihre Stimme immer hören lassen.
Nach der letzten Synode ist klar geworden, dass der wahre Kern des Problems nicht die Frage nach den wiederverheirateten Geschiedenen war oder ist, sondern ob die Lehre der Kirche als ein unerreichbares, unrealisierbares Ideal aufzufassen ist und darum nach unten hin angepasst werden muss, um der Gesellschaft von heute vorgeschlagen werden zu können. Wenn es so steht, dann drängt sich notgedrungen die Klärung der Frage auf, ob das Evangelium eine gute Nachricht für den Menschen oder aber eine unnötige und heute nicht mehr vorschlagbare Bürde ist.
Wir betrügen die Menschen, wenn wir von Barmherzigkeit reden, ohne zu wissen, was das Wort bedeutet. Der Herr vergibt die Sünden, aber unter der Voraussetzung, dass wir bereuen.
Die Kirche muss wachsam sein und sich dem Verlust der christlichen Werte entgegenstellen. Die sozialen Kommunikationsmittel, die Medien tragen dazu bei, die Position der Kirche zu verleumden, sie in ein falsches Licht zu stellen oder im besten der Fälle sie mit Schweigen zu übergehen. Das herrschende Denken versucht ohne Unterlass, die Vorstellung von einer zurückgebliebenen und mittelalterlichen Kirche zu verbreiten, die sich weigere, sich der Entwicklung der Welt anzupassen, und den wissenschaftlichen Entdeckungen gegenüber feindlich eingestellt sei.
Eine der gefährlichsten Ideologien heute ist die Genderideologie, nach der die ontologischen Unterschiede zwischen Mann und Frau, die männliche und die weibliche Identität nicht in die Natur eingeschrieben seien. Sie seien nur ein soziales Konstrukt, eine Rolle, die das Individuum durch soziale Aufgaben und Funktionen annehme. Für die Theoretiker dieser Ideologie sind die Geschlechtsunterschiede nichts weiter als normative Unterdrückungsmechanismen, kulturelle Stereotypen, soziale Konstrukte, die dekonstruiert werden müssen in Hinblick auf das Ziel der Gleichheit zwischen Mann und Frau. Die Idee einer konstruierten Identität verleugnet faktisch die Bedeutung des geschlechtlich bestimmten Leibes (corpo sessuato).
Zu sagen, dass die menschliche Sexualität nicht von der männlichen oder weiblichen Identität abhänge, sondern von einer sexuellen Orientierung, ist ein verträumter Totalitarismus, eine echte Ideologie, die faktisch die Wirklichkeit der Dinge negiert. Ich sehe keine Zukunft für einen solchen Betrug. Das eine ist, die homosexuellen Personen zu respektieren, welche ein Recht auf echten Respekt haben, etwas anderes ist es, für die Homosexualität zu werben. Auch die wiederverheirateten Geschiedenen haben ein Recht auf authentischen Respekt, aber die Kirche kann keine neue Idee von Familie vorantreiben. Die homosexuellen Personen sind die ersten Opfer dieses Abweges.
Es ist klar, dass es ganz falsch ist, wenn die Kirche sich erlaubt, den Wortschatz der Vereinten Nationen anzuwenden. Wir haben ein Vokabular, das ausdrückt, was wir glauben. Wenn die Eucharistie nur eine Mahlzeit ist, können wir die Kommunion auch denen spenden, die dem Bund widersprechen. Tatsache ist, dass wir christliche Worte wie Barmherzigkeit ungenau anwenden. Wenn wir nicht erklären, was sie bedeuten, betrügen wir die Leute. Die Barmherzigkeit verschließt nicht die Augen, um die Sünde nicht zu sehen; der Herr ist bereit zu verzeihen, aber dann wenn wir umkehren, wenn wir unsere Sünden bereuen. Ich denke, wir müssen die Worte, die wir benutzen, abwägen, denn die Leute haben die Bischöfe sprechen gehört, den Papst, und hoffen auf eine totale Änderung Und auch, wenn wir heute eine neue Richtung in den Worten des Papstes hören, glauben die Leute uns nicht, denn sie glauben, dass es eine Änderung gibt, eine Revolution, und wir müssen beweisen, dass es keine Revolution gibt, dass es keine geben kann, denn die Lehre gehört niemandem, sie gehört Christus, der Kirche.
Die Entzweiungen, die man im letzten Oktober gesehen habe, seien alle westlich. In Afrika stehen wir fest, denn auf diesem Kontinent gibt es viele Leute, die für den Glauben das Leben verloren haben.
Der Westen passt sich an die eigenen Illusionen an.
Das Gegenmittel der Verwirrung sei die Klarheit. Wenn wir unseren Glauben wiederfinden, wenn wir die sichere Lehre finden, bin ich sicher, dass das Volk Gottes folgen wird, wenn auch mit Schwierigkeiten. Nur mit Klarheit könne man wirklich zu Zeugen werden in einer Welt, in der die Gefahr bestünde, sich an die Erwartungen der jeweiligen Zeit anzupassen.
Ich denke, dass es mutiger ist, mit Christus am Kreuz zu hängen, seinem Wort treu zu sein: es ist nicht leicht, das Evangelium zu leben. Es ist leicht, an die Ränder zu gehen , aber mit wem gehen wir? Wenn wir nicht Christus bringen, bringen wir nichts! Ich denke, der größere Mut ist es, Christen zu bleiben, wie es so viele Christen tun, die (für ihren Glauben) sterben: in Pakistan, im Mittleren Osten, in Afrika. Das heißt nicht, dass wir nicht hinausgehen müssten, um das Evangelium zu bringen. Aber mutig zu sein, bedeutet für uns heute, gegen den Strom zu schwimmen, denn die Welt erträgt das Evangelium nicht mehr.
Wenn die Kirche aufhört, das Evangelium zu verkünden, ist sie am Ende. Sie kann es mit den Mitteln von heute tun, aber (sie muss es) mit Festigkeit (tun).
Heute habe man den Eindruck, dass die Leute sich nach dem Wind richten. Wir müssen Christus folgen, seinem Evangelium. Wir alle folgen Christus, in dieser Umwelt, die heute so unsicher ist, in der jeder seine Meinung hat. Aber die Debatte stehe wie unter Drogen, denn oft würden die Journalisten Papst und Kurie gegenüberstellen, was falsch ist. Jedoch glauben viele Leute bereits, dass wir gegeneinander seien, und sie denken, der Papst hätte gesagt, er sei für die Kommunion für die (wiederverheirateten) Geschiedenen, aber das ist nur eine Interpretation seiner Worte.
Der Glaube ist der Kern der Schwierigkeiten der Kirche. Sind wir wirklich Christus begegnet? Hat Christus unser Leben geändert?
Wenn ein Bischof, ein Priester, ein Kardinal nicht sieht, was die Eucharistie ist, nämlich der Leib Christi, und die Eucharistie versteht als eine Mahlzeit, aus der niemand ausgeschlossen werden darf, dann verlieren wir wirklich das Herz des Mysteriums.
Das Problem besteht nicht darin, dass es wenige Priester (preti) gibt, sondern in der Frage, ob diese Priester wirklich Priester (sacerdoti) Jesu Christi sind.
Quellen:
http://www.ilfoglio.it/chiesa/2015/05/21/sarah-chiesa-sinodo-occidente-cattolici___1-v-129014-blog_c114.htm
http://www.acistampa.com/story/il-cardinal-sarah-la-fede-o-niente-0590
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