5. Juni 2015 in Weltkirche
Müller über Forderungen des Zentralkomitees der deutschen Katholiken: Die Forderung, etwas zu segnen, was Gott selbst nicht gut nenne und was einen Verstoß gegen das sechste Gebot darstelle, sei ein «schreiender Widerspruch zum Wort Gottes»
Würzburg (kath.net/KNA) Der Präfekt der Römischen Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, hat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) kritisiert. «Man hat dort keine Kompetenz anstelle des Lehramts wesentliche Inhalte der Offenbarung zu interpretieren oder ihres Inhalts zu entleeren», sagte Müller der in Würzburg erscheinenden Zeitung «Die Tagespost» (Samstag). Schon gar nicht könne das Gremium im Namen eines säkularisierten Denkens «Forderungen» an das Lehramt des Papstes und der Bischöfe stellen.
Das ZdK hatte bei seiner Frühjahrsversammlung in Würzburg ohne Gegenstimme ein Papier zur Bischofssynode im Herbst verabschiedet. Darin sprach sich die Vollversammlung für Formen der Segnung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften sowie von Partnerschaften Geschiedener aus. Entsprechende liturgische Formen müssten weiterentwickelt werden. Es brauche zudem eine «vorbehaltlose Akzeptanz des Zusammenlebens in festen gleichgeschlechtlichen Partnerschaften» und eine klare Positionierung gegen noch bestehende Ausgrenzungen homosexueller Menschen.
Auch die Deutsche Bischofskonferenz hatte dazu ihr Missfallen ausgedrückt. «Die Forderung nach einer Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften und einer zweiten kirchlich nicht anerkannten Ehe ist mit Lehre und Tradition der Kirche nicht vereinbar», erklärte der Konferenzvorsitzende, der Münchner Kardinal Reinhard Marx. Die Forderung nach einer «vorbehaltlosen Akzeptanz» des Zusammenlebens in festen gleichgeschlechtlichen Partnerschaften widerspreche ebenso der Lehre und Tradition der Kirche.
Müller verwies darauf, das ZdK könne sich nicht auf demokratische Legitimation berufen, wenn es darum gehe, die Vollmacht und die Mission der ganzen Kirche, die Offenbarung in Jesus Christus zu bewahren und zu vergegenwärtigen. Sie sei von Gott gegeben und nicht ausgedacht wie ein Parteiprogramm von einer Gruppe, die sich organisiere. Diese wolle damit die Offenbarung in die eigene Regie nehmen und «Gott am Ende belehren», was er eigentlich gemeint haben sollte, als vor 2.000 Jahren in Jesus Christus die geschichtliche Offenbarung abgeschlossen worden sei und von nun an im Heiligen Geist der Glaubensgemeinschaft für immer aufgeschlossen bleibe.
Die Forderung, etwas zu segnen, was Gott selbst nicht gut nenne und was einen Verstoß gegen das sechste Gebot darstelle, sei ein «schreiender Widerspruch zum Wort Gottes», so der Präfekt. Auch mit Berufung auf die Psychologie und Soziologie sei hier keine Verringerung des Abstands zwischen Kirche und «entchristlicht-neuheidnischer Gesellschaft» zu erreichen. Die Folge wäre nicht mehr gesellschaftliche Relevanz, sondern mehr Irrelevanz in allen existenziellen Fragen.
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