25. Juni 2015 in Österreich
Diözesanwallfahrt per Kreuzschiff auf dem Mittelmeer? Pfarrer und kirchliche Mitarbeiter reagierten entsetzt über die Geschmacklosigkeit Mittelmeerfahrt dort, wo Tausende Flüchtlinge sterben- UPDATE: Stellungnahme der Diözese
Gurk-Klagenfurt (kath.net) Nach heftiger interner Kritik hat der Kärntner Bischof Alois Schwarz eine Kreuzschiffwallfahrt auf dem Mittelmeer abgesagt. So stellte die Kleine Zeitung einen Konflikt in der Diözese Gurk-Klagenfurt dar, der nun auch seinen Weg in die Medien gefunden hat. Kärntner Pfarrer, so beschreibt die große österreichische Regionalzeitung weiter, hätten mit breitem Entsetzen auf einen Brief aus dem Bischöflichen Ordinariat reagiert. In dem Brief warb die Projektassistentin des Bischöflichen Projektmanagements für die Diözesanwallfahrt mit Bischof Alois Schwarz im April 2016. Im Einzelnen geht es um eine Woche auf dem Kreuzfahrtschiff im Mittelmeer, angesteuert werden sollten Genua, Neapel/Amalfi, Malta, Dubrovnik, Venedig. Die Kosten werden zwischen 999 bis 1870 Euro veranschlagt. Bischof Schwarz schrieb im Programm: Wir besuchen Orte und Stätten, wo berühmte Heilige ihre Spuren hinterlassen haben bzw. begraben liegen.
Doch Pfarrer und kirchliche Mitarbeiter reagierten nach Angaben der Kleinen Zeitung fassungslos auf folgenden Hinweis im Werbebrief: In Anbetracht dessen, dass wir den Flüchtlingen im Süden von Italien sehr nahe kommen werden, möchten wir auch Informationen vor Ort einholen und in den Messfeiern sowie Gebetsandachten der vielen Verstorbenen gedenken. Eine völlig anonym bleibende Person oder Personengruppe äußerte gegenüber der Zeitung ihr Entsetzen über die Geschmacklosigkeit, im Mittelmeer mit einem Kreuzfahrtschiff auf Wallfahrt zu sei: Dort, wo Tausende Flüchtlinge sterben bzw. zusammengepfercht auf Fischkuttern unterwegs sind. Ebenso sei man auch über den ökologischen Wahnsinn einer Kreuzfahrt entsetzt.
Die diözesane Projektassistentin äußerte gegenüber der Kleinen Zeitung, dass man die Reise bereits seit zwei Jahren plane, die Flüchtlingsdimension habe es seinerzeit noch nicht gegeben. Auch sie selbst habe zuletzt steigende Bedenken gehabt. Ein Plan, drei Kabinen für Flüchtlinge zu mieten und die Menschen von Malta zur Betreuung in die Diözese Gurk-Klagenfurt mitzunehmen, sei wegen der Behörden nicht verwirklichbar gewesen. Deshalb habe sie selbst den Bischof um Absage gebeten. Als Ersatzreise wird nun eine Wallfahrt nach Lourdes angeboten.
UPDATE
Andrea Enzinger von der Diözese Gurk-Klagenfurt hat am Nachmittag gegenüber kath.net auf Anfrage folgendes mitgeteilt:
"Bereits vor ca. zwei Jahren hat die Diözese Gurk mit den Planungen für eine Reise zu den Heiligen rund um das Mittelmeer begonnen. Ähnliche Wallfahrten zu Schiff wurden und werden auch von anderen Diözesen durchgeführt. Zum Zeitpunkt der Planungen waren die Entwicklungen der Situation der Flüchtlinge in den Anrainerstaaten des Mittelmeer-Raumes noch nicht absehbar.
Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz hat auf kritische Rückmeldungen aus dem innerkirchlichen Bereich zur geplanten Reise umgehend reagiert und die geplante Diözesanwallfahrt abgesagt. Stattdessen wird Bischof Schwarz Anfang Mai 2016 die Diözesanwallfahrt nach Lourdes leiten."
© Foto: Diözese Gurk/Neumüller
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