Ich wünsche mir, dass Sie sich bei Bischof Huonder entschuldigen!

11. August 2015 in Kommentar


Von Bischöfen wünsche ich mir, dass sie sich schützend vor die Kinder stellen und der geplanten Zwangsideologisierung widersprechen! Ein offener Brief von Michael Hageböck an den Bischof von St. Gallen


Zürich (kath.net)
Kath.net dokumentiert einen Offenen Brief von Michael Hageböck an Bischof Büchel:

Exzellenz, sehr geehrter Bischof Büchel,

Ihr Brief vom 7. August an Ihre Mitarbeiter bezüglich der Aussagen von Bischof Huonder irritiert mich.

Ich bin Schulleiter in Freiburg im Breisgau und die Diskussion um Homosexualität bewegt mich sehr. Wie Sie sicher durch die Medien erfahren haben, ist die Politik gerade dabei, von allen Schülern und Lehrern ein Bekenntnis zur sexuellen Vielfalt abzuverlangen. Ich bin jedoch ganz entschieden dagegen, dass Gesinnung staatlich verordnet wird.

Obwohl in unserer Landesverfassung vom dreifaltigen Gott die Rede ist und von christlichen Werten, wurde bislang niemand in der Bundesrepublik verpflichtet, sich zu irgendetwas zu bekennen. Ganz anders hinsichtlich der sog. „bunten Lebensentwürfe“. Die Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben, dass sie den Kampf gegen Homophobie als einen Teil des Kampfs gegen Rechtsextremismus sieht. Als verpflichtender Meta-Konsenz soll jenseits aller Partei- und Konfessionsgrenzen die Akzeptanz von Homosexualität installiert werden.

Von Bischöfen wünsche ich mir, dass sie sich schützend vor die Kinder stellen und der geplanten Zwangsideologisierung widersprechen! Das Einschwören auf ein solches Super-Dogma ist meines Erachtens in einer pluralistisch-freiheitlichen Gesellschaft ein Skandal.

Ich schreibe Ihnen dies, um Sie daran zu erinnern, in welchem Kontext die Äußerungen von Ihnen und Ihrem Bruder im bischöflichen Amt zu sehen sind. Es herrscht in Europa ein Kulturkampf, der die Angriffe Bismarcks auf die Kirche weit in den Schatten stellt. Damals kämpften Katholiken für die sakramentale Ehe, welche es gegenüber der rein bürgerlichen Einrichtung gleichen Namens zu verteidigen galt. Wie weit hat die Kirche seither an Boden verloren? Heute geht es um die Ehe von Mann und Frau. Bis vor wenigen Jahren wäre niemand auf die Idee gekommen, diese Institution in Frage zu stellen. Heute schon muss man nach Bischöfen suchen, welche die kirchliche Position verteidigen, statt sie neu zu interpretieren.

Was Sie in Ihrem Brief schreiben, finde ich erstaunlich. Bitte erklären Sie mir, wie der verantwortungsvolle Umgang mit Sexualität von Hetero- und Homosexuellen außerhalb einer gültigen Ehe aussehen soll? Da verantwortungsvolle Sexualität alleine in der Ehe stattfinden kann, diese aber eine Institution für Mann und Frau ist, kann es folglich keine verantwortungsvolle Sexualität von Homosexualität geben - außer in der Enthaltsamkeit. Glauben Sie ernsthaft, dass zusammen wohnende Paare dauerhaft enthaltsam leben? Hier spreche ich nicht nur von Homosexuellen, denn auch Heterosexuelle sind zur Keuschheit aufgerufen.

Bitte erklären Sie mir außerdem, was Sie unter Gewissen verstehen? Nach Röm 2,14f. klagt es alle an, die wider die Gebote Gottes handeln. Wie Sie sicher wissen, kann das Gewissen auch zum Schweigen gebracht werden oder irren. Sprechen Sie in dem Brief an Ihre Mitarbeiter vom irrenden Gewissen, wenn „wir gerade als katholische Gläubige […] uns an jeder Beziehung“ - also auch an der homosexuellen - freuen sollen?
Bitte erklären Sie mir schließlich, warum Sie Homosexualität pauschal „als eine nicht frei gewählte sexuelle Orientierung“ bezeichnen, obwohl es Familienväter gibt, die homosexuell wurden - und Homosexuelle, die zur Heterosexualität fanden? Es sollen sogar Bi- und Transsexuelle existieren. Bei Gender geht es doch gerade darum, dass man sich Identität und Orientierung aussuchen und diese wechseln kann. Wie verträgt sich dies mit Ihrem deterministischen Ansatz?

Bischof Huonder hat in keiner Weise homosexuelle Neigungen verurteilt. Ich war in Fulda und hörte seine Rede. Er verkündete in väterlicher und liebender Weise die Worte der Heiligen Schrift. Dass die Medien ihm in den Rücken fallen würden, war klar. Dass Sie es, Exzellenz, aber auch nötig haben, sich den Applaus von der falschen Seite zu sichern, ist traurig! Eine Kirche der Anpassung braucht niemand. Sie erübrigt sich von selbst.

Jesus vergab und sagte: "Sündige nicht mehr, damit dir nicht noch Schlimmeres zustößt“ (Joh 5,14). Nimmt ein Hirte seine Aufgabe überhaupt noch ernst, wenn er dem entlaufenen Schaf nachruft, dass der Weg in die Irre ohnehin die beste Wahl sei? Oder ihm sagt, dass es gar nicht anders zu wählen vermöchte? Welche Konsequenzen hätte diese Haltung, würde man sie auf andere Sünden übertragen?

Ich wünsche mir, dass Sie sich bei Ihrem Bruder im bischöflichen Amt entschuldigen und sich Bischof Huonder als Vorbild dafür nehmen, wie man den katholischen Glauben in Liebe und Klarheit heute verkündigen kann, unverkrampft und ohne falsche Anbiederung.

Mit freundlichen Grüßen

Michael Hageböck


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