17. August 2015 in Aktuelles
Gründer der Flüchtlingshilfe Cap Anamur: Viele der in Afrika herumirrenden Flüchtlinge könnten so aufgefangen werden, «bevor sie die mörderische Fahrt übers Mittelmeer nach Europa» machten.
Berlin (kath.net/KNA) Um afrikanischen Flüchtlingen eine Perspektive zu bieten, hat Rupert Neudeck, Gründer der Flüchtlingshilfe Cap Anamur, die Errichtung von Ausbildungszentren in Nordafrika vorgeschlagen. So könnten in Ländern wie Marokko, Algerien oder Ägypten über das Duale System Fachkräfte für die deutsche Wirtschaft ausgebildet werden, sagte Neudeck am Wochenende im Südwestrundfunk. Viele der in Afrika herumirrenden Flüchtlinge könnten so aufgefangen werden, «bevor sie die mörderische Fahrt übers Mittelmeer nach Europa» machten.
Zum anderen könnten dort sogenannte «Exzellenzausbilder» trainiert werden, die in ihre Heimatländer zurückkehren und ihre Kenntnisse weitergeben. Hierfür gebe bereits funktionierende Beispiele. Die deutsche Politik müsse darüber mit nordafrikanischen Regierungen Gespräche aufzunehmen. So könnten auch die Flüchtlingsbewegungen eingedämmt werden.
Ferner sprach sich Neudeck für einen raschen Zugang der Flüchtlinge zum Arbeitsmarkt in Deutschland aus. «Wir müssen Flüchtlinge nicht fürsorglich karitativ in Watte packen. Überall auf der Welt wissen Menschen, dass sie für ihr Auskommen arbeiten müssen.» Die Flüchtlinge sollten so schnell wie möglich arbeiten, «Steuern zahlen und in der Gesellschaft produktiv sein- damit sie als normale Bürger angenommen werden».
Neudeck geht davon aus, dass in den nächsten Jahren Millionen Menschen aus Afrika in die EU streben. «Die meisten sind nicht politisch Verfolgte - das macht sie aber nicht zu Flüchtlingen zweiter Klasse», so Neudeck. Es sei vielmehr die einzige Chance für diese Menschen, wirtschaftlich zu überleben. Das habe die deutsche Politik völlig verschlafen. Dringend notwendig sei deswegen ein Einwanderungsgesetz, das die Zuwanderung organisiere - auch, weil Deutschland diese Menschen in Zukunft brauchen werde.
(C) 2015 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten.
© 2015 www.kath.net