Es gehen mehr Juden nach Deutschland als nach Israel

24. Mai 2003 in Deutschland


“Größte Überraschung” für jüdische Zeitung: Die Weltgeschichte scheint Kopf zu stehen


New York/Potsdam (kath.net/idea)
Deutschland hat im vergangenen Jahr erstmals mehr jüdische Auswanderer aufgenommen als Israel und die USA. 2002 kamen 19.262 jüdische Zuwanderer aus den GUS-Staaten nach Deutschland, während Israel “nur” 18.878 Einwanderer verzeichnete. In den USA liegt die Zahl der russisch-jüdischen Zuwanderer unter 10.000. Diese Angaben machte der Leiter des Moses-Mendelssohn-Zentrums in Potsdam, Prof. Julius Schoeps, in der jüdischen Zeitung “Aufbau” (New York). Der Historiker wertet dies als “größte Überraschung”.

Damit strebe erstmals in der 120jährigen Auswanderungsgeschichte der russischen Juden eine Mehrheit nicht in die klassischen Aufnahmeländer, sondern in das “Problemland Deutschland”. Die Geschichte scheine Kopf zu stehen. Bei den deutschen Konsulaten in den GUS-Staaten lägen weitere 70.000 Übersiedlungsanträge von Juden vor. Nach Schätzungen befinden sich noch 1,5 Millionen jüdische Bürger in den GUS-Staaten. Für das jüdische Leben in Deutschland sei mit der Zuwanderung ein erster Schritt für eine dauerhafte, ja vielversprechende Perspektive getan. Die Zeit der “gepackten Koffer” scheine endgültig vorbei zu sein. Es könne sogar die italienische Politologin Diana Pinto mit ihrer These recht behalten, daß sich mit dem russisch-jüdischen Zuzug nach Deutschland ein “jüdisches Europa in ganz neuer kultureller und historischer Dimension ausbreitet.” Insgesamt sind seit 1991 168.000 jüdische Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland eingewandert. 1991 betrug die Zahl der Juden in Deutschland 33.000. Demnach leben jetzt erstmals wieder rund 200.000 Juden in Deutschland.


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