Vatikan-Diplomat: Muslimische Migranten sind Herausforderung

24. August 2015 in Aktuelles


Vertreter des Vatikans bei Vereinten Nationen in Genf: Muslimischen Migranten fehle oft das Verständnis für die europäischen Werte – Außerdem kritisierte er, auf internationaler Bühne werde die Christenverfolgung beiseitegewischt.


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Die Ankunft von immer mehr muslimischen Flüchtlingen in Europa kann nach den Worten des Vatikan-Vertreters bei den Vereinten Nationen in Genf zur Herausforderung für die christliche und demokratische Identität des Kontinents werden. Muslimischen Migranten fehle oft das Verständnis für die europäischen Werte, sagte Erzbischof Silvano Maria Tomasi am Wochenende dem Sender Radio Vatikan. Dazu gehörten Respekt vor einer pluralistischen Gesellschaft, die Trennung von Religion und Politik und Demokratie. Die Aufnahme von Menschen in Not sei zwar christliche Pflicht, Europa habe aber auch ein Recht darauf, "die eigene Identität zu behalten", so Tomasi. Muslime dürften die freiheitlichen Werte nicht infrage stellen.

Die enorm gestiegenen Flüchtlingszahlen sind aus Sicht Tomasis zum einen die Folge einer verfehlten Nahost-Politik seit der US-geführten Irak-Invasion im Jahr 2003. "Die Situation im Mittleren Osten hat sich seitdem ständig verschlimmert." Zum anderen flüchteten die Menschen vor der Armut, die aus einer systematischen Politik der Ungleichheit zwischen wirtschaftlich starken und schwachen Ländern erwachse. "Es gibt einen politischen Willen, diese Ungleichheit zwischen den Ländern zu erhalten", kritisierte Tomasi. Eine wichtige Rolle spielten dabei die Interessen multinationaler Konzerne.

Ferner beklagte der Vatikandiplomat internationale Gleichgültigkeit gegenüber den Christenverfolgungen im Nahen Osten. Abgesehen von Papst Franziskus, der immer wieder an das Leiden erinnere, werde das Geschehen auf internationaler Bühne beiseitegewischt, "als ob die Menschenrechte der Christen nicht denselben Stellenwert hätten wie die Rechte anderer Personen".

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