18. September 2015 in Aktuelles
Eine weltweite Koalition zur Beendigung des Syrien-Kriegs hat der melkitische Patriarch Gregoire III. gefordert.
Neckarsulm (kath.net/KNA) Eine weltweite Koalition zur Beendigung des Syrien-Kriegs hat der melkitische Patriarch Gregoire III. gefordert. Wenn die USA, Russland, Europa und alle arabischen Länder eine gemeinsame Haltung einnähmen, wäre «der Islamische Staat in zwei Wochen zerstört», sagte Gregoire III. am Freitag vor Journalisten in Neckarsulm. Frieden sei mit wenig Waffen und geringen Mitteln möglich.
Der Patriarch der melkitisch griechisch-katholischen Kirche war am Donnerstag von Damaskus aus über Beirut nach Deutschland gereist. Am Samstag fährt er nach Brüssel. Zu der Kirche gehören nach Schätzungen zwischen 1,2 und 1,6 Millionen Christen. Sie sehen sich als geistliche Nachkommen der ersten christlichen Gemeinden aus Jerusalem und Galiläa. Die meisten leben in Syrien und Libanon.
Gregoire III. betonte, es gebe nicht wirklich einen «Islamischen Staat» (IS). Wer hinter dem IS steht, ist ihm nach eigenem Bekunden nicht klar. Sicher sei aber, dass es sich beim Konflikt in Syrien um einen Stellvertreterkrieg handele. Der Patriarch sprach sich dafür aus, dass Christen Syrien nicht verlassen sollten. Als «Geburtsland des Christentums» hätten die Christen eine «bestimmte, einmalige Rolle». Von dort aus habe das Christentum «die ganze Welt erobert».
Nach seinen Angaben haben wegen der kriegerischen Auseinandersetzung bislang rund 450.000 Christen ihre Heimat verlassen und sind nun Binnenflüchtlinge in Syrien oder sind aus dem Land gereist. Gregoire III. kündigte zugleich an, in Deutschland eine Pfarrei für die melkitischen Christen aufbauen zu wollen. Dafür müsse aber zunächst herausgefunden werden, wo die Menschen lebten. Hauptzielländer der Flüchtlinge seien Schweden und Deutschland.
Gregoire III. betonte, das Christentum in Syrien bestehe seit 2.000 Jahren. Seit rund 1.400 Jahren hätten dort Christen «zwar mit Krisen, aber nie im Krieg mit Muslimen zusammengelebt». Auch zwischen Sunniten und Schiiten habe es vor dem jetzigen Bürgerkrieg keine gewalttätigen Auseinandersetzungen gegeben. «Das gemeinsame Leben ist ein hohes Gut und ein Reichtum», so Gregoire III. Wörtlich sagte er: «Wir können auch weiter miteinander leben.»
Der Patriarch erläuterte weiter, nach dem Fall von Mossul am Jahresanfang sei die Lage in Syrien schlimmer geworden. Die barbarischen Aktionen gegen Christen im Irak hätten die Situation beeinflusst und die Menschen moralisiert. Das Leben in Damaskus ist nach seinen Worten überall sicher und unsicher zugleich. Täglich schlügen zwischen 100 und 200 Raketen in der Stadt ein. Trotzdem gebe es weiter Gottesdienst und Jugendarbeit, fast alle Waren könnten gekauft werden, Menschen heirateten und in Läden laufe Musik. Das Leben sei «normal und doch nicht normal».
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