19. September 2015 in Deutschland
Humanist kritisiert: Die Zuschreibung des Fundamentalismus an die Mitwirkenden am Marsch für das Leben, an dem gegen Sterbehilfe und Abtreibung protestiert wird, ist völlig haltlos. Wer seine Werte friedlich verteidigt, hat das Anrecht
Berlin-Konstanz (kath.net/pm) Anlässlich des Marsches für das Leben in Berlin haben zahlreiche säkulare Verbände, aber auch Gewerkschaften und Verbände zum Protest aufgerufen. In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Zwischenfälle gegeben, weil vor allem linke Demonstranten übergriffig wurden und die Veranstaltung vornehmlich christlich orientierter Organisatoren störten. Auch 2015 kursierten bereits im Vorfeld Aufrufe in sozialen Netzwerken und in Veröffentlichungen, die eine Blockade des Marsches forderten.
Der Sprecher der Humanistischen Alternative Bodensee (HABO), Dennis Riehle, verurteilt diese Aufforderungen: Es ist legitim, eine andere Meinung als die der Teilnehmenden des Marsches für das Leben zu haben und diesen auch auf die Straße zu tragen. Die Erfahrungen zeigen aber, dass die geplanten Aktionen gegen die Kundgebung von aufgehetzten Stimmungen getrieben sind, aus denen leicht auch Aggression werden kann. Das ist nicht zu tolerieren. Im Übrigen ist die Zuschreibung des Fundamentalismus an die Mitwirkenden am Demonstrationszug, an dem gegen Sterbehilfe und Abtreibung protestiert wird, völlig haltlos. Wer seine Werte friedlich verteidigt, hat das Anrecht hierzu und es gibt keinen Grund dafür, diesen Anspruch in Frage zu stellen.
Riehle erklärt weiter: Wer eine humanistische Denkweise vertritt, muss nach meinem Verständnis für eine demokratische Gesinnung stehen. Das bedeutet auch, sich mit anderen Positionen kritisch, aber gewaltlos auseinanderzusetzen und jedem Mitbürger dieselben Freiheiten zuzugestehen. Überdies irritiert mich ohnehin, wie unreflektiert die Mitwirkenden an der Gegendemonstration ihre eigene Überzeugung offenbaren: Genauso radikal, wie es linke Gruppierungen dem Marsch für das Leben anlasten wollen, ist deren eigene Sicht. Das Recht auf Leben für Sterbenskranke oder Ungeborene steht dem der Selbstbestimmung gegenüber. Beide Seiten haben für ihre Position Argumente. Ich persönlich kann mit der als säkular verkauften Haltung nicht konform gehen: Es braucht nicht den Glauben an einen Gott, um der Schönheit, aber auch den Krisen, Herausforderungen und Tiefen des Lebens etwas abzugewinnen. Gerade als Humanist ist es mir wichtig, die Würde des Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Für mich bedeutet das auch, ihn manches Mal vor eigenen Entscheidungen schützen zu müssen.
Der HABO-Sprecher zeigt sich zudem besorgt, dass Anlässe wie der jetzige zeigten, wonach es zwischen Christen und Religionsfreien neue Gräben gebe: Diese Entwicklung ist bedenklich. Glaubensfreiheit bedeutet in jedem Fall, den Dialog zu suchen statt zu pöbeln.
Marsch für das Leben 2015 - Eine Vielfalt von Schildern
Berlin: Marsch für das Leben 2015 - Aufzeichnung der Kundgebung in voller Länge! (u.a. Statement Weihbischof Heinrich/Berlin)
Rundfunk Berlin-Brandenburg berichtet über den Marsch für das Leben
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