30. September 2015 in Buchtipp
Neues Buch im Verlag Herder gilt als Reaktion auf Reformforderungen durch Kardinal Kasper
Rom-Bonn (kath.net/KAP) Wenige Tage vor Beginn der Familiensynode im Vatikan werden die Diskussionslinien zunehmend klarer: Eine Gruppe von elf dem "konservativen Flügel" zugerechneten Kardinälen spricht sich in einem gleichzeitig in vier Sprachen veröffentlichten Buch gegen weitreichende Änderungen beim katholischen Verständnis von Ehe und Familie aus. Abgelehnt wird in den Essays auch eine Öffnung der Kirche in Bezug auf Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene. Die deutsche Ausgabe des Buches ist unter dem Titel "11 Kardinäle zu Ehe und Familie - Essays aus pastoraler Sicht" am Montag im Freiburger "Herder"-Verlag erschienen.
Gemeinsamer Ausgangspunkt der Beiträge ist die Analyse einer "Auflösungsphase ohnegleichen in der Geschichte" für die Familie - und auch für den Begriff der Ehe -, heißt es unter anderem. Probleme der Säkularisierung werden aufgezeigt, dass etwa Liebe und Sexualität "banalisiert und zu einem billigen Vergnügen herabgewürdigt" würden, wie der frühere Kölner Erzbischof Joachim Meisner in seinem Beitrag darlegt. Dementgegen gelte es nun, die Lehre Jesu Christi darzustellen.
Meisner fordert als Reaktion auf hohe Scheidungszahlen und Säkularisierung eine sorgfältigere und längere Ehevorbereitung. Nötig sei dazu eine neue Rahmenordnung für alle Diözesen. Zugleich verweist er auf die kirchliche Ablehnung künstlicher Empfängnisverhütung. "Liebe und Fruchtbarkeit sind zwei Seiten der einen Medaille. Wer die Fruchtbarkeit manipulativ ausschließt, widersetzt sich dem Schöpferwillen Gottes", so Meisner.
Der emeritierte deutsche Kurienkardinal Paul Josef Cordes kritisiert in seinem Beitrag den Vorschlag einer gegenseitigen Ergänzung von Dogmatik und Seelsorge, den der Vorsitzende der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Franz-Josef Bode, eingebracht hatte, als "weder originell noch hilfreich". Mit Blick auf die Frage, ob und in welchen Fällen wiederverheiratete Geschiedene zu den Sakramenten der katholischen Kirche zugelassen werde dürfen, zeigt sich Cordes zurückhaltend. Wiederverheiratete Geschiedene seien ein "fortdauernder Schmerz für die Kirche", den zu heilen nicht in kirchlicher Macht stehe.
Der indische Kardinal Baselios Cleemis Thottunkal schreibt der Ehe den Charakter eines "Mysteriums" zu und plädiert für die Annullierung einer kirchlich geschlossenen Ehe, wenn ein Ehepartner homosexuell ist und diese "verkehrte Disposition u.a. mit psychologischer oder psychiatrischer Hilfe" nicht "korrigiert". Der italienische Kardinal Carlo Caffarra warnt im Blick auf eventuelle Veränderungen in der kirchlichen Lehre vor einer Bagatellisierung des Begriffs der göttlichen Barmherzigkeit.
Das Buch ist eine Reaktion auf die "liberale" Linie des deutschen Kurienkardinals Walter Kasper in Ehe- und Familienfragen. Kasper hatte sich zuletzt für Lockerungen etwa bei der Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion ausgesprochen und sich dabei auf das auch von Papst Franziskus hervorgehobene Konzept der Barmherzigkeit bezogen.
Das Buch sei weder gegen Kasper noch gegen den Papst gerichtet, betonte Herausgeber Winfried Aymans, ein emeritierter Kirchenrechtler aus München. Vielmehr habe man die freie Diskussion über die Familienproblematik in der Kirche fördern und einen Beitrag im Hinblick auf die Debatte in der Synodenaula leisten wollen.
Link zum Beitrag von Kardinal Cordes in diesem Band in voller Länge: 'Ohne Brüche und ohne Diskontinuität'.
Großer kath.net-Lesetipp! Jetzt schon vorbestellen, das Buch kommt gemäß Verlagsangabe am 24.9. in den Handel
11 Kardinäle zu Ehe und Familie
Essays aus pastoraler Sicht
Von Winfried Aymans
Hardcover, 200 Seiten
2015 Herder, Freiburg
ISBN 978-3-451-30366-1
Preis 25.70 EUR
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