2. Oktober 2015 in Spirituelles
Der heilige Franziskus erlebte körperliches und seelisches Leiden. Dazu kam, dass nach dem raschen Anwachsen seiner Brüderschaft viele der Brüder nicht seine Wege gingen Von Bischof Heinz Josef Algermissen
Fulda (kath.net/Bonifatiusbote) In Greccio finden wir die älteste erhaltene Kopie eines sehr alten Bildes vom Hl. Franziskus, das 1225, ein Jahr vor seinem Tod entstanden ist. Die Darstellung stimmt mit einer Beschreibung des Zeitgenossen und Augenzeugen Thomas von Celano überein. Franziskus, dessen Gedenktag wir am Sonntag begehen, war klein von Gestalt und hatte eine etwas gebeugte Haltung. Die Kapuze des grauen Wollkleides ist, um die Augen zu schützen, über den Kopf gezogen. Das Gesicht sieht abgezehrt aus und ist durchzogen von vielen feinen Falten. Die Linke führt ein Tuch zum Auge, die Rechte ist segnend erhoben, man sieht die Wunde an seiner Hand.
Dieses Bild zeigt einen schwerkranken Mann, und seine Augenentzündung kommt von einer schmerzhaften Augenkrankheit, die er sich wahrscheinlich in Ägypten zugezogen hat. Aber das war nicht das einzige Leiden, das ihn quälte. Man hat aus den Berichten von seinem Leben die Nachrichten über Krankheiten zusammengetragen, an denen er litt: Tuberkulose, Anämie, Darm- und Magenerkrankungen.
Bonaventura schreibt, dass an ihm kaum ein Glied von unsagbar schweren Schmerzen verschont blieb Obwohl grausame Schmerzen seinen Körper quälten, nannte er diese nicht Qualen, sondern Schwestern.
Zu allen körperlichen Leiden kommen seelische Bedrängnisse, Depressionen und Zweifel. Er weiß sehr wohl, dass nach dem raschen Anwachsen seiner Brüderschaft Hunderte waren gekommen, um sich ihm anzuschließen viele der Brüder nicht seine Wege gingen. Viele taten, wie Thomas von Celano schreibt, in seiner Gegenwart so, als seien sie mit ihm einig, dachten aber in Wirklichkeit anders als er; sie zollten ihm, wenn sie mit ihm sprachen, Beifall, aber hinter seinem Rücken lachten sie über ihn. Diesem Widerstand und dem schleichenden Misstrauen fühlte er sich nicht mehr gewachsen. Hat er sich etwa die ganze Zeit geirrt? War denn alles nur Illusion? Hat Gott ihn verlassen? Eine schwere seelische Krise, die zu aller Krankheit hinzukam.
In Angst und Not versenkt sich Franziskus mitleidend in die Passion des Erlösers und vergisst darüber die eigene Not. Er begibt sich in den Innenraum der Gesinnung Jesu Christi (vgl. Phil 2,5ff), seiner Gehorsamshingabe gegen den Vater und identifiziert sich mit dem Knecht Gottes, der ein Mann voller Schmerzen war, mit Krankheit vertraut, der unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen hat (Jes 53,3f).
Deshalb kann er auch, als seine Brüder meinen, er solle doch Gott um Linderung seiner Schmerzen bitten, so beten: Ich danke dir, Herr und Gott, für alle meine Schmerzen. Ich bitte dich, mein Herr, füge hinzu das Hundertfache, wenn es dir gefällt. Es wird mir sehr willkommen sein, wenn du mich nicht schonst, sondern mich heimsuchst mit Schmerzen. Die Erfüllung deines heiligen Willens sei mir überfließender Trost (Übersetzung nach Anton Rotzetter).
Hier kommt uns eine christliche Bewältigung von Krankheit entgegen, von der heute fast nicht mehr gesprochen wird. Vielleicht ist Franziskus eine Herausforderung, die uns gut tut.
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