Wovor sollen wir uns fürchten?

6. Oktober 2015 in Kommentar


Wer sich weigert, die Autorität des Papstes anzuerkennen, ist Schismatiker. Weicht der Papst von der Lehre in ungebührlicher Form ab, wäre er Häretiker. Unser Kirchenrecht sieht diesen Fall nicht vor. Gastkommentar von Simon Löschke


Vatikan (kath.net) Ein Geist geht um. Es herrscht ein Kampf. Rund um die Bischofssynode, so kann man sagen, gilt nur noch ein Satz: we agree to disagree. Die Einen hoffen, dass endlich die „verkrustete Lehre“ aufgebrochen wird und an die „Lebenswirklichkeit der Menschen angepasst wird“. Die Anderen haben genau Angst davor und beten inständig darum, dass das Boot Petri auch diese Form des Modernismus gekonnt umschiffen möge, und stellen zugleich die Frage, ob denn dieser Papst der kompetente Kapitän hierfür sei. Professor Windisch fragt in einem Gastkommentar am 05.10. auf kath.net, ob ein Schisma nicht vielleicht doch sinnvoll sein könnte. Um es kurz zu sagen: nein.

Zuallererst ist ein Schisma eine schwere Sünde und ein kirchlicher Straftatbestand (vgl can. 751 und andere). Offenbar hat Prof. Windisch im Eifer des theologischen Gefechts die kirchenrechtliche Definition des Schismas nicht beachtet; ein Schisma liegt dementsprechend dann vor, wenn man sich weigert, sich dem Papst und den ihm untergeordneten Gliedern der Kirche unterzuordnen. Man sollte ferner die Rechtsfolgen des Schismas, insbesondere die Exkommunikation latae sententiae (can. 1364 §1), beachten.

Daraus ergibt sich ein recht witziges Bild: Windisch kann dem Papst kein Schisma vorwerfen (oder ihm die Verantwortung dazu vorwerfen), da der Pontifex norma normans des Tatbestandes ist. Wohlbemerkt: die Lehre ist nicht Gegenstand dieser Norm. Wer sich weigert, die Autorität des Papstes anzuerkennen, ist Schismatiker. Weicht der Papst von der Lehre in ungebührlicher Form ab, wäre er Häretiker. Unser Kirchenrecht sieht diesen Fall nicht vor.

Einen „status confessionis“, wie Windisch ihn heraufbeschwört, gibt es in der römisch-katholischen Theologie explizit eben nicht, sondern ist ein protestantisches Konstrukt. Was wir Katholiken kennen, ist das Gewissen, dem man unbedingt folgen muss, selbst wenn man dann sündigt. Aber auch – sollte dieser Fall eintreten – dann gilt: Ich bin der Schismatiker auch wenn ich im Recht wäre, weil sich eben die Tatsache des Schismas nicht von der Lehre, sondern vom Amt her definiert.

Es ist die typische Ausrede unter anderem der Piusbruderschaft, man befände sich selbst nicht außerhalb der Lehre, sondern der Papst – prinzipiell würde man „hinter Rom stehen“. Nein, sollte die geforderte Unterordnung nicht stattfinden, ist man Schismatiker, unabhängig von der Lehre.

Das letzte Urteil würde Einer sprechen, der es sicher weiß, nämlich Christus selbst. Wir befinden uns hier aber auf der Ebene des GAU.

Und wenn ich aus der Kirchengeschichte eines weiß, dann das, dass sich die Wahrheit immer durchsetzt. Und ich finde das sehr tröstend. Stellt man sich vor, dass in den ersten Jahrhunderten auf Grund politischer Machenschaften beinahe die göttliche Natur Christi flöten gegangen wäre (Hieronymus: „Ich wachte auf, und die Welt war arianisch!“), weiß man, wie brenzlig die Situation werden kann, und wie gnadenreich dann doch der Heilige Geist wirkt! Ebenso die Bewegung des Konziliarismus, die wohl durchaus notwendig war um das Schisma mit den vielen Gegenpäpsten zu beenden, die aber bereits durch die Bulle „Haec sancta“ vom Trienter Konzil korrigiert wurde.

Wir sehen, dass die Situation brenzlig sein mag, aber niemals möchte ich die Frage stellen, ob ein Schisma vielleicht doch sinnvoll ist. Niemals möchte ich die Einheit des Glaubens aufgeben.

Vielmehr tragen mich die drei Glaubenstugenden Glaube, Hoffnung und Liebe durch diese Synoden(kampf)zeit. Im Glauben, dass der Heilige Geist in der Synode wirkt, in der Hoffnung, dass die Lehre Christi vertieft wird und aus der Liebe zu den Synodenvätern dürfen wir darauf vertrauen, dass alles gut wird.



Graphik (c) kath.net/Petra Lorleberg



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