6. Oktober 2015 in Familie
"Häresie der Hässlichkeit: Katholische Ästhetik und ihr Feind". Das Onlinemagazin "The Cathwalk" veröffentlicht ein provokantes Interview mit einem katholischen Rechtsanwalt, für Diskussionen ist gesorgt
Dresden (kath.net)
'Lange Wickelröcke sind unmoralisch, weil hässlich". Diese provokante These vertritt Maximilian Krah, der sich selbst als Vollblutanwalt, Vollblutkatholik und Vollblutvater bezeichnet. In einem Interview mit dem Onlinemagazin "The Cathwalk" meint Krah, dass "manchen Protagonisten dieses sonderbaren Hangs zu langen Röcken" überhaupt nicht klar sei, wie abstoßend sie "die ganze katholische Traditionsbewegung" erscheinen lasse. "Es erzeugt bei geistig gesunden Menschen einen innerlichen Widerstand, sich zu einer so demonstrativ hässlich auftretenden Gruppe hinzu zu gesellen. Die katholische Lehre assoziiert das Gute mit dem Schönen; Gott ist schön, Ästhetik, Stil, Geschmack sind deshalb positiv. Umgekehrt ist das Hässliche schlecht. Eine Moral, die zu hässlicher Kleidung aufruft, ist Widermoral."
Krah erinnert dann daran, dass für viele Katholiken die religiöse Welt nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil zusammengebrochen sei. Diese Menschen halten daran fest, was bis dahin gegeben war. Dies werde auf alle Bereiche des Lebens ausgedehnt. 1960 haben laut Krah Frauen keine Hosen oder kurze Rücke getragen. Daher werde dies auch jetzt abgelehnt. "Man macht einfach aus pastoralen oder geschmacklichen Fragen dogmatische. Das ruiniert die Dogmatik, die Pastoral und den Geschmack. Schauen Sie, die Modernisten erklären jede Wahrheit zu etwas zeitabhängigem. Damit ist letztlich ein seiender Gott nicht mehr zu begründen. Die falsche Antwort zu vieler Konservativer ist es nun, jede Angelegenheit zu unveränderlichen Wahrheiten zu erklären. So wird aus Mode, die schon dem Wort nach zeitabhängig ist, plötzlich ein dogmatisches Problem. Das ist intellektuell unterirdisch und in der praktischen Konsequenz hässlich", stellt Krah fest.
Dazu komme eine "generelle Verklemmtheit" gegegnüber Frauen. "Und schließlich spielt unerfüllte Sexualität eine Rolle, gerade im konservativen religiösen Milieu mit seiner Überbetonung des Sechsten Gebotes. Wer sich als Mann zu viele Gedanken über die Kleider fremder Frauen macht, sollte beichten gehen und sich eine Freundin suchen." Krah appellierte dann die Vernunftmäßigkeit des Glaubens, wie sie Benedikt XVI. gelehrt hat. "Und ich würde ihn ausdehnen; nicht nur die Vernunft, auch die Ästhetik sollte Kennzeichen des Katholizismus sein. Ästhetik schützt dabei auch vor Vulgarität, und zwar viel besser als starre Kleidungsregeln, die ja nur solange halten, wie sie auch durchgesetzt werden, aber nie innerlich Wurzeln schlagen." Alle theologischen Argumente für einen religiösen Dresscode sind laut Krah auch leicht zu widerlegen. "Wer sich als Mann an Schönheit, und dazu gehört nunmal ein gewisser Sex Appeal, nicht still erfreuen kann, muss an sich arbeiten. Weder aggressives Anmachen noch aggressives Ablehnen sind angemessene Reaktionen, beide sind aber Ausdruck der selben persönlichen Unreife", stellt der Rechtsanwalt dann abschließend fest.
Das Interview in voller Länge:
http://thecathwalk.net
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