13. Oktober 2015 in Familie
Vatikanexperte Paul Badde: Fast alle Sprachgruppen haben Genderideologie verurteilt, nur nicht die deutsche. Badde widerspricht Kardinal-Marx-Äußerung, wonach die starken Spannungen im Weltepiskopat/Römische Kurie Presseerfindungen seien
Rom (kath.net)
Der bekannte Vatikan-Journalist Paul Badde hat in einem Interview mit der CNA auf eine weitere konfliktreiche Bruchlinie der deutschsprachigen Kirche zum Rest des Weltepiskopats hingewiesen. "In so gut wie allen anderen Sprachgruppen wurde die Genderideologie eindeutig verurteilt." Davon sei im deutschen Papier nichts zu lesen. Badde erinnerte auch daran, dass bei den deutschen Bischöfen jetzt nicht mehr von Revolution die Rede sei. Stattdessen werde fast unisono auf die größeren Probleme von Kirche und Welt verwiesen, wie das Ausbluten der Christenheit des Nahen Ostens oder die Flüchtlingsströme, die letztes Jahr auch schon existierten, doch damals auch auf Anfrage nur mit Schweigen oder Ausflüchten beantwortet wurden. Im letzten Jahr spielten diese Zeichen der Zeit für die Väter noch nicht diese Rolle, zumindest nicht für die Väter aus Deutschland.
Kritisch äußert sich Badde auch zur Anwesenheit von Kardinal Danneels bei der Synode. Der Journalist erinnerte daran, dass der Kardinal sogar König Baudouin gedrängt habe, ein in Belgien geplantes Abtreibungsgesetz zu unterzeichnen. "Was dieser Kardinal jetzt einer katholischen Synode raten kann, die sich über die Berufung und Mission von Ehe und Familie beugt, ist vielen schleierhaft, um wenig zu sagen. Was aber die Beteuerung des Kardinals vom letzten Monat betrifft, stolzer Teilnehmer einer Art Mafia im Kardinalskollegium gewesen zu sein, muss ich ihm aus eigener Erfahrung zustimmen." Badde gab zu erkennen, dass er bereits im April 2005 nur drei Tage nach der Beerdigung Johannes Paul II. Informationen hatte, dass die Kardinäle Martini aus Mailand, Lehmann und Kasper aus Deutschland sowie Bačkis aus Litauen, van Luyn aus Holland, Danneels aus Brüssel und OConnor aus London sich in der so genannten Villa Nazareth in Rom bei dem damals schon nicht mehr wahlberechtigte Kardinal Silvestrini getroffen hatten. Dort gab es eine Besprechung, wie man die Wahl von Ratzinger verhindern könnte. Badde hatte bereits am 17. April 2005 in der WELT darauf hingewiesen, dass dies gegen die Instruktion Universi Dominici Gregis des verstorbenen Papstes verstoße.
Auf die Frage, wohin die Reise gehen werde, antworte Badde dann, dass dies die große Unbekannte sei, da die letzte Entscheidung beim Papst liege. "Auf die kommt es am Ende an. Auf den Papst kommt es an. Daran lässt er auch selbst keinen Zweifel aufkommen trotz aller Beschwörungen seines synodalen Weges." "Es gibt Verschwörungstheorien von allen Seiten. Und dass die starken Spannungen im Weltepiskopat oder auch nur innerhalb der Kurie in Rom eine Erfindung der Medien seien, wie Kardinal Marx am letzten Montag behauptete, wird keiner vernünftigen Prüfung standhalten können. Denn es geht doch hier um Menschheitsfragen. Und dabei um Existenzfragen der Kirche. Wie sollte es dabei viele nicht fast zerreißen?"
Foto Paul Badde (c) Paul Badde
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