2. Juni 2003 in Weltkirche
Mitten im Krieg wurde in der Demokratischen Republik Kongo ein katholischer Radiosender gegründet.
Bukavu (www.kath.net / Fidesdienst) Radio "Maria Malkia wa Amani" (Maria Friedenskönigin) ist erst zwei Jahre alt, doch der Name steht bereits für ein Programm. Es handelt sich um den katholischen Radiosender derErzdiözese Bukavu, der ganz in der Nähe der Kathedrale von "Unserer Lieben Frau vom Frieden" auf Wunsch der Bischöfe Munzihirwa und Kataliko entstanden ist, die beide starben, bevor ihr Wunsch nach einem Instrumentder Evangelisierung und Information Wirklichkeit wurde.
Anlässlich des Weltmedientags unter dem Motto: "Die Medien im Dienst des wahren Friedensim Licht von Pacem in terris" sprach der Fidesdienst mit demXaverianer-Missionar, P. Luigi Lo Stocco, Ko-Direktor von Radio MariaMalkia wa Amani, der sich für den Frieden in einem der am meistengemarterten Teile des Kontinents einsetzt.
Wann und weshalb wurde dieser Radiosender gegründet?
Radio "Maria Malkia wa Amani" ist während der Zeit des Krieges in diesemvon Massakern, Gewalt und Plünderungen gemarterten Teil Äquatorialafrikasentstanden und zwar in einem Moment, der für das Leben der DemokratischenRepublik Kongo äußerst kritisch war. Seit 1998 herrscht im Osten des Kongoein sinnloser Krieg und die Region wurde zum Opfer skrupelloser Invasoren.Wir wissen alle wie viele Bodenschätze es in Kivu, Maniema und in Oberkongogibt: die Region ist reich an Gold, Diamanten, Erdöl, Koltan, Uran, usw.
Radio Maria Malkia wa Amani ist auf Wunsch zweier Bischöfe entstanden, dieals Märtyrer gestorben sind: Bischof Christophe Munzihirwa wurde am 29.Oktober 1996 ermordet und Bischof Emmanuel Kataliko starb an 3. Oktober undfragwürdigen Umständen nachdem er sieben Monate lang an der Rückkehr inseine Diözese gehindert worden war. Beide waren Opfer dieses Krieges, Opferder Wahrheit und ihres Engagements zum Schutz der Menschen. Der Senderentstand auch auf Initiative eine Gruppe von Personen (Priester,Ordensleute und Laien) die dem Vorbild ihrer Bischöfe folgen wollten unddas Bedürfnis verspürten durch eine einflussreiches Mittel wie das RadioZeugnis abzulegen.
Wie arbeitet der Radiosender?
Radio "Maria Malkia wa Amani" versucht, durch Information und wo nötigAnklage zu evangelisieren, und möchte damit den Menschen helfen, wiederaufzustehen. In beiden Jahren seit seiner Gründung sollten die Sendungenvon 5.30 morgens bis 22.00 abends dazu dienen, die Menschen in Bukavu undUmgebung in schwierigen Momenten des Alltags zu begleiten, während sie denTod und Zerstörung bringenden Lärm der Gewehr- und Kanonenschüsse hörten.
Als die Mai-Mai-Kämpfer am 6. April versuchten, sich mit schwerenGeschützen und einem überraschenden Angriff der Stadt Bukavu zubemächtigen, hat der Radiosender dieses Ereignis live übertragen undfurchtlose Journalisten berichteten 12 Stunden lang im Bemühen die Menschenzu informieren, damit sie Ruhe bewahren konnten und um den Ausbruch vonPanik zu vermeiden.
Wer arbeitet bei der Herstellung der Programme mit?
Radio "Maria Malkia wa Amani" kann trotz seiner armseligen Unterbringungin einer Garage auf die Mitarbeiter einer Gruppe von Professionisten ausdem Bereich des Hörfunk zählen, die aber gleichzeitig auch als"Professionisten" des eigenen Glaubens bezeichnet werden können. Der blindeEric ist wie der Direktor Ben Politikexperte. Er hat auch Schritt fürSchritt den lagen und mühsamen Weg des "interkongolesischen Dialogs"verfolgt. Heute beobachtet er den gesamten Übergangsprozess. SeineSendungen haben sehr viele Zuhörer, denn seine Analyse ist genau unddokumentiert.
Solange erwartet ihr drittes Baby, man sieht sie immer mit dem Rosenkranz in der Hand, den sie nie zur Seite legt. Doch wenn sie am Mikrofon sitzt, dann zeigt sich ihr ganzer Ehrgeiz, wenn sie in perfektem Suaheli ohne Furcht informiert und anklagt. "Unser Radiosender soll eine Schule der Bewusstseinsbildung sein. Wir versuchen den Menschen dabei zu helfen, die Ereignisse im Licht des Evangeliums Jesu Christi zu betrachten.", sagte mir Schwester Agnes einmal, kurz vor Beginn ihrer täglichen Sendung mit dem Titel "Schule für Familienerziehung".
Wie gelingt es, inmitten eines zerstörerischen und blutigen Kriegs den Frieden zu fördern?
In einer Region wie der unseren, die vom Krieg gemartert wird, wo es in jeder Familie tiefe Wunden gibt, ist es nicht einfach die richtigen Worte für den Frieden zu finden. Denn Frieden ist Versöhnung, Vergebung undAchtung der Menschenwürde. Wir produzieren Sendungen, die vom Friedensprechen, den Frieden singen und den Frieden verwirklichen. Dabei arbeitenwir mit vielen Organismen zusammen, die Friedensarbeit betreiben. In denvergangenen drei Monaten haben wir auch versucht den rivalisierendenGruppen Sendezeiten einzuräumen um mit ihnen in Dialog zu treten.
Die Studios von Radio Maria sind zum "Treffpunkt" des Dialogs für den friedengeworden. Jeden Sonntag zwischen 14.00 und 15.00 Uhr moderieren Ben undEric mit dem Können erfahrener Journalisten die "Tribüne des Dialogs". Indieser Sendung versuchen sie, die verschiedenen politischen Parteieneinander gegenüber zu stellen. Die Sendung wird regelmäßig von rund einerMillion Zuhörern verfolgt.
Mir Ihrer Arbeit setzen Sie manchmal auch die eigene Unversehrtheit aufsSpiel.
Ben Kabamba, der Direktor unseres Radiosenders hat eine kinderreiche Familie und er hat mir einmal im Vertrauen gesagt: "Ich habe Radio Maria Malkia wa Amani von Anfang an begleitet, seit es seine ersten Schritteversucht hat. Die Kirche in Bukavu hat großes Vertrauen in mich gesetzt. Es wurden Morddrohungen gegen mich ausgesprochen, ich wurde vom Büro für nationale Sicherheit vorgeladen, man hat mich festgenommen. Ich hatte oftAngst aber ich habe nie daran gezweifelt, dass mein Leben mit etwas Größerem verbunden war: mit meinem Engagement für den Aufbau des Friedens in meinem Land. Zwei Jahre langes unermüdliches Arbeiten hat mir auch viel Genugtuung gebracht, denn ich habe gesehen wie der Sender konkret wachsen konnte. Zwei Jahre sind zu kurz um Bilanz zu ziehen. Doch ich freue mich, dass ich meinem Volk, das so viel Not leidet, mit meiner Stimme etwasHoffnung geben konnte".
Was heißt es durch ein Radio "missionarisch zu handeln"? Wie erleben SieIhr Leben als Missionar?
Die Mission hat große Fortschritte gemacht, das gilt auch für Afrika. Ich bin seit 1970 im Kongo und arbeite seit zwei Jahren für den Radiosender, nachdem ich zuvor in vielen anderen Bereichen tätig gewesen war (Entwicklungshilfe, Bildungswesen, Gesundheitswesen, Katechese, Jugendpastoral, etc. .) Das Radio ist ein neuer Areopag der Verkündigung des Evangeliums. Ich vergleiche meine missionarische Tätigkeit im Radio fast mit derVerkündigung des hl. Paulus in Athen oder des Matteo Ricci in China und vieler anderer, die versucht haben, sich der Zeit und den Menschen anzupassen, damit sie das Evangelium glaubhafter verkünden konnten.
In Afrika, das mit Riesenschritten versuchen muss den Fortschritt einzuholen haben die Medien zu einer Überlagerung von Kulturen, Techniken, Generationen, Interessen, Gefühlen und Religionen geführt. Dabei ist dasRadio das einzige Mittel, dass überall hinkommt, dass auch die Herzen derjenigen berührt, die weder schreiben noch lesen können. Das Radio ist deshalb wichtiger als die Zeitung, weil die Mitteilung hier der Traditionentsprechend mündlich stattfindet und die Menschen "dem gesprochenen Wort mehr Glauben schenken".
Im Dienst des Radiosenders der Diözese Bukavu fühle ich, dass ich mein "Leben als Missionar" noch intensiver lebe ohne dass meine ursprüngliche Berufung etwas einbüßt. Die Sendung liegt vor allem darin, allen Menschenin Bukavu Hoffnung zu geben und ihnen dabei zu helfen, dass sie wieder auf eigenen Füßen stehen und ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen können. Frieden ist Gerechtigkeit, Frieden ist auch sich an der Hand zu nehmen undzusammen die ganze Wut und Trostlosigkeit "hinaus zu schreiben". Denn dreieinhalb Millionen Opfer im Kongo dürfen nicht verschwiegen und vergessen werden.
Foto: (c) Fidesdienst
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