28. Oktober 2015 in Kommentar
Ein Land, dessen Kirchen voll wären, dessen Bürger um ihre christliche Identität wüssten, bräuchte sich selbst bei einer Million Flüchtlinge nicht Bange machen zu lassen. Zur Debatte um die Einwanderungswelle. Gastkommentar von Michael Inacker
Berlin (kath.net/idea) Religion hat Kraft, so hat es der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm jüngst formuliert. Der Bischof hat leider nicht recht. Die christliche Religion in Deutschland hat keine Kraft. Und ihre Schwäche ist die Stärke des Islams. Ein Land, dessen Kirchen voll wären, dessen Bürger um ihre christliche Identität wüssten, bräuchte sich selbst bei einer Million Flüchtlinge nicht Bange machen zu lassen.
Die Flüchtlingskrise beschleunigt die Entchristlichung
Doch wegen der Selbstvergessenheit von Politik und Kirchenfunktionären wird die Flüchtlingskrise die Entchristlichung Deutschlands beschleunigen. Das Verschließen der Augen vor diesen Folgen einer islamisch dominierten Völkerwanderung versteckt unter falsch verstandener christlicher Toleranz verändert das Land. Deutschland wird muslimischer, schreibt der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber in der Süddeutschen Zeitung und ergänzt, eine indifferente Toleranz führt dabei nicht weiter. Religion sei zwar persönlich, aber immer auch öffentlich. Gerade deshalb werden Religionskonflikte erst dann überwunden, wenn Religion nicht zur Herabwürdigung oder Unterdrückung anderer missbraucht wird.
Es wird die Christen stärker treffen
Das Christentum hat durch Aufklärung und Säkularisierung gelernt. Diesen Strömungen haben sich aber gewichtige Teile des Islams verschlossen. Fundamentalistische Muslime sind Teil der Völkerwanderung, die jetzt in unser Land kommt. Christliche Flüchtlinge fürchten teilweise um ihr Leben. Die normale Antwort wäre Abgrenzung gegen solche Kräfte und deren Ausweisung. Doch Politik und Teile der Kirchen geben die falsche Antwort. Weil man sich an die Ursache unkontrollierte Zuwanderung nicht herantraut, werden Spielregeln und Werte, auch die christlichen Werte, unserer freiheitlichen Demokratie aufs Spiel gesetzt. Um die Kraft des Islams zu besänftigen, setzt man nicht auf den starken Staat, sondern auf Laizismus die Zurückdrängung jeder Religion in der Öffentlichkeit. Das wird aber die christliche Religion härter treffen als den Islam. Bereits im Frühjahr hat das Bundesverfassungsgericht in seinem Kopftuch-Urteil festgelegt, dass eine Privilegierung des christlichen Glaubens im öffentlichen Raum nicht der Verfassung und der Religionsfreiheit entspricht.
Toleranz heißt nicht Selbstaufgabe
Die Kirchen haben das Urteil verschlafen. Kirchengegner, aber auch muslimische Gemeinschaften, haben jetzt einen immer stärkeren Hebel gegen die hervorgehobene öffentliche Stellung des christlichen Glaubens. In der brandenburgischen Landesregierung wurde selbst Sternsingern der Zutritt verweigert, weil dies nicht mit der Religionsneutralität vereinbar sei. Um den immer größeren Anteil von Muslimen zu befrieden, werden die Kirchen relativiert im Kanzleramt wird bereits zum Fastenbrechen am Ende des Ramadan eingeladen. Deutschland ist tolerant und ist es auch gegenüber Muslimen. Toleranz heißt aber nicht Selbstaufgabe.
Die CDU ist mitverantwortlich
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) taumelt. Sie hat keine Strategie gegen diesen Prozess weder gegenüber den Gerichten, noch gegenüber Politik und Gesellschaft. Und die CDU fällt als Partner aus, weil ihre Politik die Politik einer C-Partei mitverantwortlich für die weitere Entchristlichung ist.
Der Autor, Michael Inacker (Kleinmachnow bei Potsdam), ist Vorsitzender der Internationalen Martin Luther Stiftung sowie Vorstandschef der Unternehmensberatung WMP AG.
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