Fürst: Sterben steht für Frage nach Menschenwürde

1. November 2015 in Deutschland


Bischof von Rottenburg-Stuttgart: Aktive Sterbehilfe und assistierter Suizid würden «den Weg in eine inhumane Gesellschaft» bereiteten.


Heilbronn (kath.net/KNA) Im Umgang mit Sterben und Tod entscheidet sich für den Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst (Foto), die Grundsatzfrage nach der Menschenwürde. Im Klinikum Heilbronn warnte Fürst am Mittwochabend davor, Sterben und Tod als «Störfall» zu empfinden. Sie seien vielmehr «Inbegriff des Lebens und müssen einen Platz in der Lebenswirklichkeit haben». Aktive Sterbehilfe und assistierter Suizid hingegen bereiteten «den Weg in eine inhumane Gesellschaft».

Fürst sprach sich für das Konzept eines humanen Sterbebeistandes aus, das Kranken durch pflegerische Betreuung, wirksame Schmerzbekämpfung und menschliche Begleitung befähige, den eigenen Tod anzunehmen. Ein solches Konzept werde sowohl der körperlichen als auch der seelischen Not Schwerstkranker gerecht. Der Bischof unterstrich, im Endstadium von Erkrankungen könne der Fall eintreten, zu erwägen, dem Patienten das Sterben zu erleichtern und eine Behandlung abzubrechen. Die Intention des Arztes sei dann nicht darauf gerichtet, den Tod herbeizuführen, sondern werde als Mittel zum Zweck in Kauf genommen.

Beim Sterbenlassen sei der Tod nicht Handlungsziel.

Eine Kultur der Hilfe im Sterben ist nach den Worten des Bischofs das Gegenteil einer Hilfe zum Sterben durch assistierten Suizid oder Tötung auf Verlangen. Fürst erinnerte daran, dass Kranke in Hospizen als «Gäste» bezeichnet würden. Das Wort drücke Endlichkeit aus und bedeute, willkommen zu sein. Wörtlich sagte Fürst: «Wenn wir Menschen am Lebensende wirklich als Gäste wahrnehmen - dann ist es undenkbar, dass wir sie gleichzeitig in den Tod schicken.» Der Ruf nach Sterbehilfe ist für Fürst meist in der Angst begründet, alleine gelassen zu werden und möglicherweise unwürdig sterben zu müssen.

Fürst wandte sich gegen die These, die Forderung nach einem selbstbestimmten Tod sei die letzte Konsequenz des Rechts auf ein selbstbestimmtes Leben. Autonomie sei etwas anderes als Autarkie oder soziale Unabhängigkeit. Abhängigkeit von anderen und Angewiesensein auf Hilfe seien nicht menschenunwürdig, sondern eine Grundverfassung menschlichen Daseins. Autonomie verwirkliche sich in Beziehungen. Die einvernehmliche Tötung eines Kranken ähnele deshalb «eher dem Eingeständnis einer Niederlage, die vor der Aufgabe des Bestehens im Sterben resigniert, als einer wirklichen Hilfe für den Sterbenden».

Bischof Gebhard Fürst (Rottenburg/Stuttgart) zu Sterbebegleitung


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Archivfoto Bischof Fürst (c) Diözese Rottenburg-Stuttgart


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