Elbs: Papst wird Bischofskonferenzen mehr Freiheiten einräumen

1. November 2015 in Österreich


Feldkircher Bischof in "Presse"-Interview: Größere pastorale Spielräume in Teilkirchen wären "die wirkliche Reform" - Wiederverheiratete: Kritik an Kardinal Pell - "Hätte Entschuldigung der Kirche erhofft".


Wien (kath.net/ KAP)
Die jüngste Bischofssynode im Vatikan war - entgegen mancher Kritik - ein "echter Erfolg": Davon zeigte sich der Feldkircher Bischof Benno Elbs in einem Interview mit der Tageszeitung "Die Presse" (Samstag-Ausgabe) überzeugt. Zugleich hege er große Erwartungen im Blick auf das päpstliche Abschlussdokument: "Der Papst ist für alle Überraschungen gut" - etwa im Blick auf eine "heilsame Dezentralisierung" der Kirche: "Wenn er das dekretiert ist das schon ein großer Fortschritt". Elbs war neben Kardinal Christoph Schönborn der zweite österreichische Vertreter bei der Synode, die am vergangenen Wochenende in Rom zu Ende gegangen war.

Konkret erwartet sich der Feldkircher Bischof vom Abschlussdokument mehr Freiräume für die Ortskirchen: "Es würde mich sehr wundern, wenn es anders wäre", so Elbs. Dies wäre auch "die wirkliche Reform, weil dadurch größere pastorale Spielräume in den Teilkirchen entstehen, ohne die Grundprinzipien aufzugeben." Positiv überrascht zeigte sich Elbs außerdem im Blick auf die von Franziskus angekündigte Errichtung einer eigenen Kongregation für Laien und Familien. Diese werde "Bewegung in die Sache bringen", zeigte sich der Feldkircher Bischof überzeugt. "Während der Synode hätte ich nicht gedacht, dass es zu diesen Ergebnissen kommt."

Wiederverheiratete: Kritik an Kardinal Pell

Kritik äußerte Elbs indes an einer verengenden Lesart des Synodenabschlussdokuments bei der Frage der wiederverheiratet Geschiedenen. So hatte etwa Kurienkardinal George Pell betont, das Dokument enthalte ein deutliches Verbot des Sakramentenempfangs für Wiederverheiratete. "Das kann ich nicht herauslesen", so die Replik von Bischof Elbs: "Im Gegenteil, es wird die Bedeutung des Gewissens, des Bischofs und der Frage der Schuldhaftigkeit und der Gerechtigkeit im Einzelfall ganz stark betont. Wenn die Schuldhaftigkeit weg fällt, fällt auch der Grund weg, keine Kommunion zu empfangen."

Erhofft hätte sich Elbs indes eine "Entschuldigung der Kirche" im Blick auf Verletzungen, die in der Pastoral etwa ledige Mütter oder Geschiedene erlitten haben und erleiden. Ebenso habe er auf eine "stärkere Berücksichtigung der Ergebnisse der Umfrage in den Diskussionen im Plenum" gehofft.

Dennoch sei er mit dem Erreichten zufrieden, da die nicht zuletzt in Österreich gesuchten Wege einer persönlichen pastoralen Begleitung etwa von Wiederverheirateten nun "von der Kirche als Ganzes als pastoral gedeckt" gelten können: "Bisher war das ein persönlicher Weg, den viele Priester aus pastoraler Überzeugung mit den Betroffenen gegangen sind." Auch wenn eine Zulassung zu den Sakramenten sich nicht ausdrücklich im Dokument finde, so sei der Weg dorthin - die Integration - ausdrücklich erwähnt. Denn "Integration macht ja nicht irgendwo halt", so Elbs.

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