Missbrauchsvorwürfe gegen deutschen Bischof: Viele sind schockiert

9. November 2015 in Deutschland


Missbrauchsverdacht gegen einen seiner Amtsvorgänger: Amtierender Hildesheimer Bischof Trelle «tief erschüttert» – Untersuchungskommission hält die Vorwürfe «in Teilen für plausibel» - Trelle sichert weitere Untersuchungen durch die Kommission zu


Hildesheim (KNA/kath.net) Die Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren Hildesheimer Bischof Heinrich Maria Janssen (Archivfoto) haben für Bestürzen gesorgt. Der amtierende Hildesheimer Bischof Norbert Trelle zeigte sich am Samstagabend «tief erschüttert». Am Freitag hatte das Bistum mitgeteilt, dass Janssen Missbrauch an einem Jungen in seinen ersten Amtsjahren vorgeworfen wird. Viele Menschen hätten schockiert reagiert, so ein Bistumssprecher.

«Ich stehe hier vor Ihnen mit zitterndem Herzen», sagte der 73-jährige Trelle am Rande eines Firmgottesdienstes in Barsinghausen bei Hannover. Die zuständige Untersuchungskommission halte die Beschuldigungen eines Mannes, von Bischof Janssen zwischen 1958 und 1963 als damals zehn bis zwölf Jahre alter Ministrant regelmäßig zu sexuellen Handlungen gezwungen worden zu sein, «in Teilen für plausibel». Janssen leitete das Diaspora-Bistum von Mai 1957 bis Ende 1983.

Trelle sicherte weitere Untersuchungen durch die Kommission zu. Die Kirche werde dem Verdacht, etwas verbergen zu wollen, «klar entgegentreten». Dies sei der «einzige richtige und verantwortliche Weg», so der Hildesheimer Bischof. Er bat darum, «beieinander zu bleiben» und um die «unterstützende Kraft des Gebets».

Janssen (1907-1988) ist der erste deutsche Bischof, gegen den sich der Vorwurf sexueller Übergriffe gegen Minderjährige richtet. Laut dem Magazin «Der Spiegel» (Samstag) gab der Betroffene an, dass der Bischof ihn regelmäßig durch Masturbation, Oral- und Analverkehr missbraucht habe. Diese Übergriffe hätten «unter Ausnutzung der bischöflichen Autorität und Stellung» stattgefunden.

Nach Angaben der Diözese erhielt der Betroffene eine Anerkennungszahlung von 10.000 Euro. Er kritisiere diese Summe laut «Spiegel» als billige Ablasszahlung und verlange die Entfernung der sterblichen Überreste Janssens aus der Bischofsgruft im Hildesheimer Dom. Auch das Bistum berichtete, dass der Mann weitere Geldforderungen gestellt habe; diesen habe das Bistum aber nicht entsprochen.

Weiterführender Link: Am 11.11.2015 veröffentlichte die Hildesheimer Kirchenzeitung folgendes Interview mit Weihbischof Heinz-Günter Bongartz über den Umgang mit den Missbrauchsvorwürfen gegenüber dem früheren Bischof Janssen: „Es hat keine Zeugen gegeben“ .

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Archivfoto Bischof Janssen


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