28. November 2015 in Chronik
«Es ist nicht gut, dass manche meinen, der Papst sehe viele Dinge anders als der Katechismus», schreibt der Geistliche.
München (kath.net/KNA) Ein ehemaliger Kurienmitarbeiter wirft dem Papst in einem anonymen Schreiben Eitelkeit und Populismus vor. Franziskus zeige eine «emotionale und antiintellektuelle Einstellung» und fördere damit eine «Kirche der Willkür», heißt es in dem Brief, den das Magazin «Focus» (Samstagsausgabe) veröffentlicht hat. Auch eine «übertriebene Zurschaustellung» des einfachen Lebensstils von Franziskus prangert der ehemalige Kuriale an. Seinen Namen nennt er nicht, weil er seine Vorgesetzten und ehemaligen Mitarbeiter vor dem «Zorn» des Papstes schützen wolle.
Franziskus distanziere sich von der «Weisheit, die in der kirchlichen Disziplin, im kanonischen Recht und auch in der Praxis der Kurie gespeichert ist», schreibt der Geistliche. Den Leitungsstil des Papstes nennt er «autoritär». An der Kurie herrsche ein «Klima der Angst», so der Autor, der mit «Ein Kaplan Eurer Heiligkeit» unterzeichnet.
Manche Äußerungen des Papstes erweckten «falsche Erwartungen und den schädlichen Eindruck, Lehre und Disziplin der Kirche könnten und sollten den wechselnden Meinungen der Mehrheit angepasst werden». Das Verhalten von Franziskus lege nahe, dass er das «Petrusamt irgendwie neu erfinden» wolle. «Anstatt das Erbe Ihrer Vorgänger treu zu verwalten, wollen Sie es sich recht kreativ aneignen.»
Aussagen wie jene, dass sich Katholiken nicht wie Karnickel vermehren müssten, oder die nicht-verurteilende Haltung des Papstes gegenüber Homosexuellen «mögen Eindruck machen, faktisch führen sie zu schweren Missverständnissen», schreibt der ehemalige Vatikanmitarbeiter. Auch «ohne Planung und außerhalb des Protokolls zu agieren», verletze den «Respekt» gegenüber Mitarbeitern. «Das Maß nützlicher Spontaneität ist bei Päpsten weit geringer als bei Pfarrern.»
Franziskus kritisiere «einen Klerikalismus, der mehr Phantom als real ist», heißt es weiter. Bischöfe und Priester müssten wissen, dass der Papst hinter ihnen stehe. «Es ist nicht gut, dass manche meinen, der Papst sehe viele Dinge anders als der Katechismus», schreibt der Geistliche. Gerade heute sei es «ein Schatz, dass die katholische Kirche auf der ganzen Welt die gleiche ist».
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