22. Jänner 2016 in Chronik
Die bekannte Lebensrechtlerin verstarb am Donnerstag. Kardinal Clemens August Graf von Galen war ihr Großonkel - Update: Erklärung der Christdemokraten für das Leben
Wien (kath.net)
Johanna Gräfin von Westphalen, die Gründerin und langjährige Vorsitzende der Organisation Christdemokraten für das Leben (CDL) sowie Vorsitzende der 1988 von ihr gegründeten Lebensrechtsbewegung Stiftung Ja zum Leben, ist am gestrigen Donnerstag verstorben, wie kath.net erfahren konnte. Johanna Gräfin von Westphalen war Mitglied der CDU und war auch ein wichtiges Mitglied im Kuratorium des Forums Deutscher Katholiken.
Johanna Gräfin von Westphalen stammt aus der Grafenfamilie Galen aus dem Münsterland. Kardinal Clemens August Graf von Galen war ihr Großonkel. Die Verstorbene war auch Mitglied im Vorstand «Kirche in Not» und hat in den letzten Jahren immer wieder für das Recht auf das Leben und für die Familie ihre Stimme erhoben.
Im Jahre 2002 erhielt Gräfin von Westphalen auf Anregung des damaligen Kardinals Joseph Ratzinger eine der höchsten Auszeichnungen des Papstes: das Großkreuz des Heiligen-Gregorius-Ordens.
Die Christdemokraten für das Leben (CDL) haben dazu heute eine Stellungnahme veröffentlicht:
In tiefer Trauer und großer Betroffenheit geben wir Nachricht vom Tod unserer Gründungs- und Ehrenvorsitzenden Johanna Gräfin von Westphalen geb. Gräfin von Galen. Sie wurde am 24.9.1936 in Haus Assen/Lippborg geboren und verstarb unerwartet am 21.1.2016 in Garmisch.
Wir trauern um eine außergewöhnliche, herausragende und bewundernswürdige Persönlichkeit, die in Politik, Gesellschaft und Kirche über viele Jahrzehnte für das uneingeschränkte Recht auf Leben gestritten und gekämpft hat. Mit ganzer Kraft, Mut und mit selbstloser und tätiger Überzeugung setzte sie sich bis zuletzt an vorderster Stelle für das Lebensrecht Ungeborener und für ihren katholischen Glauben ein.
Ihr beeindruckendes und aufopferungsvolles Zeugnis für den Schutz jedes menschlichen Lebens, von der Empfängnis bis zum Lebensende, hat uns und vielen Menschen in Deutschland stets Orientierung und Ermutigung gegeben. Sie ist damit zu einem großen, prägenden Vorbild geworden und zum Maßstab für unerschrockenes und nachhaltiges Eintreten für christliche Glaubensüberzeugungen.
Die Gründung, der Aufbau und die Entwicklung der Christdemokraten für das Leben (CDL) wären ohne ihr kompetentes, zeitintensives und aufopferungsvolles Wirken nicht denkbar gewesen. Sie hat es entscheidend ermöglicht, daß die CDL eine strukturierte und handlungsfähige Organisation entwickeln konnten. Johanna Gräfin von Westphalen wurde 1985 zur ersten Vorsitzenden der von ihr mitgegründeten CDL gewählt. 17 Jahre lang hat sie diese Verantwortung Tag für Tag unermüdlich durch viele Kontroversen bis 2002 getragen und dabei, neben hohem Respekt und Anerkennung, auch viel Kritik, Unverständnis und vehemente Ablehnung in Politik, Kirche und Gesellschaft ertragen.
Großzügig bot die Familie von Westphalen der CDL-Geschäftsstelle für die Gründungsphase Unterstützung durch Bereitstellung der Büros in einem Vorgebäude des Schlosses Haus Laer an. Erst im April 2005, also nach 20 Jahren, befreite die CDL die Familie von Westpalen von ihrer "vorübergehenden" Aufbauhilfe und zog nach Münster/Nordwalde. Unser Geschäftsführer, die Praktikanten oder die zeitweiligen ehrenamtlichen Helfer oder Besucher der Geschäftsstelle wurden von Gräfin von Westphalen stets herzlich aufgenommen und nicht selten auch beköstigt und beherbergt, so sehr nahm sie dieses Anliegen als ihr persönliches. Die sehr offene, natürliche und gewinnend warmherzige und zugleich humorvolle Art der Gräfin von Westphalen trug vielfältig dazu bei, daß das Netzwerk der Beziehungen für den Lebensschutz immer weiter geknüpft werden konnte und stets auch öffentliche Wahrnehmung fand.
Durch die Gründung von CDL-Landes-, Bezirks- und Kreisverbänden wuchs die Mitgliederzahl schnell an. In unzähligen Vorträgen, Presseartikeln und Gesprächen vor Ort oder mit hochrangigen Politikern und Kirchenvertretern prangert Gräfin von Westphalen die Tötung ungeborener Kinder als gefährlichen Irrweg an. Sie bezeichnet die Abtreibung als großes Unrecht und als Verletzung der Menschenwürde und warnte schon vor Jahrzehnten vor den weitreichenden Folgen für Familie und Gesellschaft. Im Laufe der Jahre wuchs dann die Themenpalette der CDL weiter enorm an, von der PID- bis hin zur Sterbehilfedebatte. Auch hier war sie stets von großer Konsequenz und Klarheit und trat gegen trügerische Kompromisse auf.
Gräfin von Westphalen engagierte sich in der CDU und gehörte eine gewisse Zeit dem Landesvorstand von Nordrhein -Westfalen an. Lange Jahre war die Mutter von sechs Kindern zudem die erste Vorsitzende im Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Meschede. Trotz größter Schwierigkeiten mit der Bundesleitung des SkFs wurden unter ihrem Vorsitz in der Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle in Meschede keine Beratungsscheine ausgestellt. Um straffrei bis zum Ende der 12. Lebenswoche abtreiben zu können, muß eine Frau nur diesen Schein vorlegen. Damit war Gräfin von Westphalen klar, daß sie eine solche Bedingung nicht aushändigen lassen durfte, ansonsten würde sich die jeweilige Beraterin an der Tötung des ungeborenen Kindes mitschuldig machen. So ist es auch nicht verwunderlich, daß die CDL sich sehr intensiv an der damalige Kontroverse um die Ausstellung des Beratungsscheins in katholischen Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen beteiligte und diesen Schein bis heute ablehnt.
Gräfin von Westphalen gründete 1988 gemeinsam mit ihrem Sohn Friedrich Wilhelm die Stiftung Ja zum Leben, deren Vorsitz sie ebenfalls übernahm. Zahlreich Projekte konnte die Stiftung und die CDL in der Folge durch Gräfin von Westphalen gemeinsam auf den Weg bringen, so beispielsweise die Aktion gegen Spätabtreibungen Tim lebt.
Über vier Jahrzehnte lang war Gräfin von Westphalen aktiv in Kirche und Politik, war Mitglied der Landesrundfunkkommission (LfR) NRW und engagierte sich u.a. bei der Katholischen Elternschaft Deutschlands, der KPE (Katholische Pfadfinderschaft Europas) und als Mitglied des Generalrates von Kirche in Not. Sie war Gründungsmitglied im Kuratorium des Forums Deutscher Katholiken und seit 2008 Schirmherrin des Kongresses Freude am Glauben.
Im Jahre 2002 erhielt Gräfin von Westphalen auf Anregung des damaligen Kardinals Joseph Ratzinger eine der höchsten Auszeichnungen des Papstes: das Großkreuz des Heiligen-Gregorius-Ordens. Auch die Bundesrepublik Deutschland erkannte ihre außerordentlichen Verdienste in besonderer Weise an und verlieh der Gräfin das Bundesverdienstkreuz.
Wir fühlen uns ihr in größter Dankbarkeit bleibend verbunden und werden ihren Einsatz für das uneingeschränkte Menschenrecht auf Leben und die Arbeit der Christdemokraten für das Leben ganz in ihrem Sinne fortführen.
KATH.NET-Interview Treffpunkt Weltkirche Würzburg Johanna Gräfin von Westphalen
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